Fanhilfen äußern sich zum Vorgehen der Polizei in Hamburg

Am heutigen Dienstag nahmen die Fanhilfe Magdeburg und die Braun-Weiße Hilfe zum umstrittenen Vorgehen der Hamburger Polizei Stellung. Beim Zweitligaspiel zwischen dem FC St. Pauli und dem 1. FC Magdeburg filmte die Polizei in den Bereich der Toiletten im Gästeblock. (Faszination Fankurve, 29.08.2023)

FCM-Fans beim Auswärtsspiel auf St. Pauli. Bild: tmgroundhopping

Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilungen der Fanhilfe Magdeburg und der Braun- Weißen Hilfe zum Thema:

Pressemitteilung der Fanhilfe Magdeburg:

Auswärtsspiel beim FC St. Pauli betrübt durch massiven Polizeieinsatz

Das Auswärtsspiel beim FC St. Pauli am 27. August wurde für Fans des 1. FC Magdeburg von einem aggressivem, übergriffigem Polizeiverhalten überschattet. Insbesondere das Auftreten von Einsatzkräften, welche durch Gewaltandrohung und Beleidigungen aufgefallen sind, ist völlig inakzeptabel. Die Vielzahl an polizeilichen Maßnahmen war von vornherein geplant. In unseren Augen bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, die diese Eingriffe in die Grundrechte rechtfertigt.

Schon auf der Hinfahrt kam es zu Problemen mit der Polizei. Während des Umstiegs in Uelzen wurden die Clubfans von hochaufgerüsteten BFE-Einheiten der Bundespolizei begleitet. Der auf das Gleis ausgerichtete Kamera-Wagen, die enorm hohe Anzahl an eingesetzten Beamten sowie der über dem Bahnhof kreisende Hubschrauber lassen einen geplanten Einsatz vermuten. Im Laufe des Umstieges wurden dabei drei Fans aus der Gruppe gezogen und ED-Maßnahmen unterzogen. Trotz des besonnenen Verhaltens der mitgereisten Fans und Kommunikation mit den Polizisten, agierten diese aggressiv und provozierend gegenüber den Clubfans. Nach kurzer Wartezeit auf die kontrollierten Personen, ging die Fahrt weiter zum Hamburger Hauptbahnhof, inklusive der BFE-Einheit. Im Zug setzte sich das provozierende Verhalten fort, so patrouillierten einzelne behelmte Polizisten durch die Gänge.

Daraufhin kam es sowohl im Hauptbahnhof sowie vor dem St.-Pauli-Stadion zu weiteren Kontrollen und ED-Behandlungen von Fans. Begründet wurden diese Maßnahmen mit Vorkommnissen vom letzten Wochenende am Kieler Hauptbahnhof. Dort wurde bereits von allen auf dem Gleis anwesenden Clubfans die Identität festgestellt, sodass weitere Identitätsfeststellungen überflüssig waren. Die Begründungen rangierten von Tatverdacht bis hin zu der Annahme, dass die Betroffenen Zeuge einer Straftat gewesen sein könnten. Ein Clubfan wurde dabei bis zum Ende des Spiels auf der Wache festgehalten.

Nach ereignislosem Einlass reihten sich die Ordner vom FC St. Pauli in die Repressionswelle ein und alarmierten die Hamburger Landespolizei aufgrund vermeintlicher Sachbeschädigungen auf den sonst schon bunten Toiletten des Stadions. Dabei wurde rabiat in die Privatsphäre aller sich auf der Toilette befindlichen Personen eingegriffen und diese unverzüglich mitgenommen sowie einer ED-Behandlung unterzogen. Eine Rechtsbelehrung seitens der Polizei geschah mehr als mangelhaft. Ein Betreten, sowie Filmen des Staates in sanitäre Anlagen stellt einen potentiell tiefen Eingriff in die Intimsphäre der Fans dar - das kritisiert auch die Braun-Weiße Hilfe in ihrem aktuellen Statement: https://www.braunweissehilfe.de/news/2023/unangebracht-wenn-die-polizei-in-das-gaeste-wc-filmt/

Erwähnenswert war die teils mangelnde Rechtskenntnis der Beamten, die die Dokumentation ihrer Maßnahmen behinderten. In einzelnen Fällen erfolgte, unter Androhung von Zwangsmitteln, die Aufforderung an die Fans, sämtliche Fotos von dem Polizeieinsatz zu löschen, obwohl hier keine Gespräche aufgezeichnet wurden und die Persönlichkeitsrechte der Beamten durchweg gewahrt blieben.

Insgesamt waren über 30 Clubfans von polizeilichen Maßnahmen direkt betroffen. Das Auftreten der Polizei ließ bei nahezu allen Zugfahrern und Auswärtsfans ein ungutes Gefühl zurück. Einige Fans wurden sogar durch Polizeigewalt verletzt. Für die Fanhilfe Magdeburg stellt dieser Einsatz nach dem Auswärtsspiel in Kiel eine weitere, unverhältnismäßige Repression seitens der Polizei dar. Die massive Kontrolle von Fußballfans sowie das Einschneiden der Bewegungsfreiheit und Privatsphäre und damit den Grundrechten, kritisieren wir scharf. Zudem fordern wir unabhängige Ermittlungsstellen zur Strafverfolgung von Polizeigewalt, eine echte Kennzeichnungspflicht für Polizisten sowie das Abrüsten der Polizei.

Stellungnahme der Braun-Weißen Hilfe:

Unangebracht! Wenn die Polizei in das Gäste-WC filmt

Am 27. August 2023 kam es am Hamburger Millerntor zur Begegnung des FC St. Pauli gegen den 1. FC Magdeburg. Schon während der Anreise waren die Magdeburger Gästefans mit zahlreichen polizeilichen Maßnahmen konfrontiert. Diese setzte sich am Einlassbereich des Gästeblocks fort. Im Stadion selbst fiel die Polizei insbesondere durch die Missachtung der Privatsphäre einzelner Magdeburger Fans auf – indem sie in den WC-Bereich filmte. Auch wir von der Fanhilfe des FC St. Pauli kritisierten dieses Vorgehen über die sozialen Medien. Aufgrund der zahlreichen Kritik äußerte sich jetzt die Polizei Hamburg auf journalistische Nachfrage folgendermaßen:

Die Polizei habe „eine[n] starken Farb/Lackgeruch wahrgenommen“, daraufhin seien in den Toiletten „frische Farbschmierereien festgestellt“ worden und man habe diese „im weiteren Verlauf beweissicher dokumentiert“, so der Kommentar im Hamburger Abendblatt.

Gegenüber der Braun-Weissen Hilfe schilderte ein FCM-Fan die Situation wie folgt: Die Toiletten „waren abgesehen von Aufklebern und Grafitti zahlreicher Gästemannschaften vollkommen intakt und sauber“. Nachdem er diese mit anderen Fans verlassen wollte, stand er  „plötzlich einer größeren Anzahl von Polizisten gegenüber, die sämtliche Personen, die aus der Toilette kamen, filmten und die geöffnete Tür nutzen, um auch vom hinteren Bereich der Sanitäranlage Aufnahmen zu machen“. Der Fan reagierte geistesgegenwärtig und dokumentierte fotografisch die Situation, obwohl er zuvor schon „verbal stark durch Beamte“ zum Löschen von Fotos gedrängt worden war. Die Polizist*innen hätten ihm klar zu verstehen gegeben, dass es Ärger gebe, wenn er sie noch einmal fotografiere. Untermauert wurde diese Drohung mit „einem deutlich wahrnehmbaren Rempler“.

Das heißt, die Polizei nötigte, bedrohte und agierte körperlich gegenüber Gästefans, welche friedlich ihre Grundrechte geltend machen wollten. Grundsätzlich ist hier zu fragen, wie seitens der Hamburger Polizei mit Gästefans am Millerntor umgegangen wird? Denn vergessen wir nicht, auch wir St. Pauli Fans sind alle zwei Wochen ‚auswärts‘ zu Gast.

Die Braun-Weisse Hilfe wird daher die Fanhilfe Magdeburg in ihrem Bemühen unterstützen, diesen Einsatz kritisch aufzuarbeiten. Schlussendlich muss geklärt werden, ob die angewendeten polizeilichen Mittel geeignet und auch verhältnismäßig waren.

Aus eigene Erfahrung wissen wir jedoch, wie schwierig es sein kann, Polizist*innen für ihr Handeln verantwortlich zu machen. Das zeigte nicht zuletzt die erlebte Polizeigewalt vieler St. Pauli Fans beim Derby gegen den Stadtrivalen im Oktober 2022. Zeigen wir zusammen Polizeigewalt die Rote Karte!

Sankt Pauli hält zusammen!

Braun-Weisse Hilfe | August 2023

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