„DFL & Investoren: Wir haben euch im Blick!“
Bei den deutschen Fanszenen läuft aktuell ein Aktionsspieltag zum Thema „DFL & Investoren: Wir haben euch im Blick!“. Spruchbänder mit dieser Botschaft hingen am Samstagabend beim Topspiel der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München, aber auch in zahlreichen anderen Stadien der Republik.
Ob aus der Südtribüne Dortmund, im Block der FC Bayern München-Fans, in der Nordkurve Nürnberg, der Südkurve 1. FC Köln, der Waldseite im Stadion an der Alten Försterei, im Block der FC Augsburg-Fans, der Gladbach-Fans in Freiburg, SSV Jahn Regensburg-Fans in München, Ultras Dynamo im K-Block in Dresden, FC Hansa Rostock und Hertha BSC-Fans, Kaiserslautern- und Fürth-Fans, Wolfsburg- und Werder-Fans, VFL Bochum-Fans in Darmstadt, oder anderswo. Überwall war die gleiche „DFL & Investoren: Wir haben euch im Blick!“-Botschaft zu lesen. Ultras von Holstein Kiel, die das Stadion an der Bremer Brücke in Osnabrück gar nicht erst erreichten, präsentierten das entsprechende Plakat auf einem Parkplatz.
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL am 24. Mai 2023 entschieden die Mitglieder-Clubs der DFL in einem Hotel am Frankfurter Flughafen noch, dass der geplante Investoren-Deal der DFL nicht weiter forciert wird. Die erforderliche Zweitdrittel-Mehrheit kam damals nicht zustande. Von den 36 Bundesliga-Clubs stimmten in einer geheimen Abstimmung 20 Clubs für den Investoren-Antrag, elf dagegen und fünf Clubs enthielten sich. Für einen Investoren-Einstieg wäre eine Zweidrittel-Mehrheit von mindestens 24 befürwortende Clubs benötigt worden. Die Proteste der Fanszenen gegen den Investoreneinstieg bei einer DFL-Tochter waren damit erfolgreich.
Zuletzt sollen die Gespräche innerhalb der DFL für die Wiederaufnahme der Investorensuche stattgefunden haben. Laut SportBild sollen DFL-Präsidium und Aufsichtsrat am 14. November 2023 darüber entscheiden, ob die Bundesliga-Clubs am 07. Dezember 2023 erneut über einen Investoren-Deal abstimmen sollen. Der neue Invesotren-Deal, der ebenfalls eine Zweitdrittelmehrheit erfordert, sieht demnach den Verkauf von sechs bis neun Prozent der Anteile an der DFL-Tochtergesellschaft für einen Preis bis zu einer Millarde Euro vor. Beim im Mai bereits abgelehnten Deal ging es noch um 12,5 Prozent.
Innerhalb der Fanszenen regt sich erneut Widerstand gegen die Investoren-Pläne. Im April 2023 erklärten die Fanszenen Deutschland zu diesem Thema: „Mit dem Plan die Liga durch den Einstieg eines Investors attraktiver und zukunftsfähiger zu gestalten, befindet sich die DFL erneut auf dem Irrweg der Kommerzialisierung. Anstatt endlich wirklich tiefgreifende Reformen anzugehen, die den sportlichen Wettbewerb stärken und schützen, wird die Zukunft des Fußballs für kurzfristige Einnahmen verkauft. Wieder einmal wird dabei deutlich, dass einige wenige Funktionäre im Hinterzimmer Entscheidungen treffen und Weichen stellen, die über Jahrzehnte hinaus uns alle als Fußballfans betreffen“.
Die Sportschau berichtete im Mai 2023, dass beim möglichen Investoren-Deal der DFL der Private-Equity-Investor nicht nur an den Einnahmen beteiligt würde, sondern auch ein Mitspracherecht erhalten solle. Demnach würde bei für den Investor besonders wichtigen Geschäften eine Zustimmung der Investor-Beiratsmitglieder benötigt.
Mit „Kein Supercup am Pokalwochenende“-Plakate auf der Südtribüne Dortmund sowie im Gästeblock der FC Bayern-Fans wurde beim Samstagabendspiel der Bundesliga eine weitere Protestaktion gegen die Verbände durchgeführt. Weil der Supercup der DFL während der ersten Spielrunde im DFB-Pokal stattfand, mussten die Pokalspiel der Supercup-Teilnehmer nachgeholt werden. Dadurch verzögerten sich die zeigenauen Terminierungen der Bundesligen. In der Saison 2024/25 wird der Supercup zum Leidwesen der Fans wieder während der ersten Runde im DFB-Pokal ausgetragen. (Faszination Fankurve, 05.11.2023)