Ferngesteuerte Autos, Harry Potter, Störgeräte Kind, Sprühaktion & verfrühter Halbzeitpfiff

Am Freitagabend setzten mehrere Fanszenen ihre kreativen Proteste gegen die Investoren-Pläne der DFL fort und sorgten in Hannover, Berlin und Köln für Spielunterbrechungen. Bei der Art des Protestes setzten die Fanszenen dabei wieder auf Innovationen.

Harry Potter, Störgeräte Kind & eine Spray-Aktion bei Spielunterbrechung in Hannover

Das Zweitligaspiel zwischen Hannover 96 und der Spielvereinigung Fürth wurde für eine knappe halbe Stunde unterbrochen. Die Ultras von Hannover 96 setzten dabei verschiedene Protestformen um. So war Harry Potter-Schauspieler Daniel Radcliffe in der Nordkurve im Fadenkreuz zu sehen. Gemeint war aber eigentlich Matt Potter, Direktor von CVC, dem letzten verbliebenen Finanzunternehmen, das für den Investoren-Deal des Ligaverbandes in Frage kommt. Doch nicht nur Potter wurde gefragt, ob er Angst habe. Auch Martin Kind bekam diese Frage gestellt, bevor sein Konterfei von einem Sprayer mit einem angedeuteten Fadenkreuz bemalt wurde.

Harry Potter im Fadenkreuz.
Harry Potter im Fadenkreuz. Bild: snepanovic

Martin Kind wird besprüht.
Martin Kind wird besprüht. Bild: snepanovic

Während der Spielunterbrechung, die vor allem durch fliegende Tennisbälle ausgelöst wurde, kam zudem eine „Diese Spielunterbrechung wird präsentiert von: Kind Störgeräte“ (statt Kind Hörgeräte) in der Nordkurve zum Vorschein.

"Diese Spielunterbrechung wird präsentiert von: Kind Spörgeräte"
"Diese Spielunterbrechung wird präsentiert von: Kind Spörgeräte" Bild: snepanovic

„Geschäftsführung ist sein Hobby - egoistisch Handeln sein Metier. Kinds Machenschaften: Deals mit Scheinfirmen - 'großzügige' Kredite. Der glorreiche HSV im Schatten eines tauben, unseriösen Geschäftsmannes“, „'Erhebliche' Förderung - Weisungen & Demokratie missachtet, 50+1 ausgehebelt“, lauteten weitere Botschaften, die gestern in Nordkurve des Niedersachsenstadions hochgehalten wurden.

Spruchband der Kleeblatt-Fans.
Spruchband der Kleeblatt-Fans. Bild: snepanovic

„Wer auf die Abstimmung seiner Mitglieder scheißt, gehört ins Visier genommen! Kind muss weg!“, hatten auch die Gästefans aus Fürth eine an Martin Kind gerichtete Botschaft im Gepäck.

Vorgezogene Halbzeitpause in Berlin

Beim Zweitligaspiel zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Magdeburg starteten die Fanproteste in der Ostkurve dieses Mal kurz vorm Halbzeitpfiff. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte flogen bei einem Eckball für den FCM zahlreiche Tennisbälle aus der Kurve der Hertha BSC-Fans. Trotz eigentlichen vier Minuten Nachspielzeit schickte Schiedsrichter Florian Exner beide Teams in die Pause. Die verbliebenen vier Minuten wurden nach der Pause nachgeholt und erst danach die Seiten gewechselt.

Fliegende Tennisbälle in Berlin
Fliegende Tennisbälle in Berlin Bild: mesta.maestarna

„Nichts ist größer als der Verein! Kind und DFL verpisst euch aus unserem Sport! Transparente Neuwahlen jetzt!“ von der Hauptstadtmafia und „Für einen zukunftsfähigen Fußball - Mitglieder ernst nehmen!“ von den Harlekins Berlin lauteten Spruchbänder der Ultras von Hertha BSC zum Thema.

Spruchband der Hauptstadtmafia.
Spruchband der Hauptstadtmafia. Bild: faultier381

Spruchband der Harlekins.
Spruchband der Harlekins. Bild: faultier381

Ferngesteuerte Autos in Köln

Beim Auftaktspiel zum 22. Spieltag der Bundesliga waren es Ultras des 1. FC Köln, die in der 2. Halbzeit für eine Spielunterbrechung sorgten. Neben der bereits bekannten „Nein zu Investoren in der DFL!“-Botschaft wurde in der Kölner Südkurve ein „Wir lassen uns nicht fernsteuern! CVC: Das perfekte stabile Umfeld ist erstmal vorbei!“-Spruchband hochgehalten. Auch hier wurde nach dem Ausscheiden von Blackstone als „strategischer Partner“ für die DFL nun CVC in den Fokus genommen.

„Wir lassen uns nicht fernsteuern! CVC: Das perfekte stabile Umfeld ist erstmal vorbei!“-Spruchband.
„Wir lassen uns nicht fernsteuern! CVC: Das perfekte stabile Umfeld ist erstmal vorbei!“-Spruchband. Bild: wanderers-bremen.de

Vermummte Kölner Ultras stiegen über den Zaun der Südkurve und warfen ferngesteuerte Autos über die Webebande auf das Spielfeld. Anschließend saßen Ultras mit Fernbedienungen auf dem Zaun und steuerten die Autos über den Rasen. Während die ebenfalls geworfenen Tennisbälle schnell eingesammelt werden können, war dies bei den sich bewegenden Spielzeugautos eine andere Herausforderung. Doch nach einer kurzen Spielunterbrechung konnte das Bundesliga-Spiel fortgesetzt werden.

Ferngesteuertes Auto im Strafraum in Köln-Müngersdorf.
Ferngesteuertes Auto im Strafraum in Köln-Müngersdorf. Bild: Faszination Fankurve

Im Vorfeld der Partie hatte sich der 1. FC Köln einen DFL-Antrag angekündigt, um das DFL-Präsidium vom erteilten Abschlussmandat zu befreien und die Entscheidung über den Abschluss der Zusammenarbeit mit dem im Bieterrennen verbliebenen Private Equity-Unternehmen CVC zurück an die DFL-Clubs zu geben. Neben dem 1. FC Köln forderten zuletzt weitere Bundesliga-Clubs eine neue Abstimmung zu den Investoren-Plänen der DFL, darunter auch Clubs, die zuvor – anders als der 1. FC Köln - für diese Pläne des Ligaverbandes stimmten. „Die im Raum stehenden Vorwürfe, insbesondere ein möglicher Verstoß gegen die 50+1-Regel, müssen ausgeräumt werden“, hießt es dazu vom 1. FC Köln.

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„Reputation des Fußballs in Deutschland gefährdet“: DFB-Präsident erinnert die DFL an 50+1:

Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf äußerte sich gestern zur Debatte über den geplanten Investoreneinstieg bei der DFL: „Ich verfolge die Diskussionen über einen möglichen Investoreneinstieg bei der DFL auch deshalb mit Sorge, weil allein der Verdacht, es könnte in diesem Zusammenhang zu einem Verstoß gegen die '50+1-Regel' gekommen sein, die Reputation des Fußballs in Deutschland gefährdet. Der 50+1-Grundsatz ist in den Statuten des DFB und der DFL festgeschrieben. Und wir sollten die eigenen Statuten sehr ernst nehmen. In meinen Augen ist die 50+1-Regel eine zentrale sportpolitische Norm des Fußballs in unserem Land. Sie ist Ausdruck der historischen und sozialen Wurzeln des Fußballs in Deutschland. Wir alle wollen den Fußball weiterentwickeln – auch wirtschaftlich. Aber das muss mit Augenmaß geschehen. Die 50+1-Regel ist die Garantie dafür, dass die Bundesliga nicht zu einem Spielball der Investoren wird. Sie ist für mich der Garant für die Akzeptanz unseres Sports in der Gesellschaft. Und das ist mehr wert als jeder noch so potente Geldgeber.“ (Faszination Fankurve, 17.02.2024)

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