„Es ist ein Feigenblatt“: Fanorganisationen lehnen Dialog mit DFL ab

Unter dem Titel „Viele Chancen für die Clubs, keine Nachteile für Fans“ meldete sich die DFL am gestrigen Donnerstag nochmals zu den eigenen Investoren-Plänen zu Wort. Der Ligaverband erklärte, dass bundesweite Fanorganisationen und Bündnisse der Fanszenen vom DFL-Präsidium zu weiteren Gesprächen eingeladen wurden.

„Es gehört zur offenen Meinungs- und Fankultur in den Stadien, dass Fans ihre Haltung auf Bannern und in Sprechchören äußern. Mit Respekt und Dankbarkeit unterstützt die DFL Deutsche Fußball Liga die positive Stimmung der Fans und wie Fans in allen Stadien sich in den vergangenen Wochen gegen Rechtsextremismus und für unser demokratisches Miteinander positioniert haben. Selbstverständlich akzeptiert die DFL auch, dass Themen wie die Entscheidung der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga für eine strategische Vermarktungspartnerschaft von den aktiven Fanszenen kritisch gesehen und dies in den Kurven artikuliert wird. Nicht im Sinne des Fußballs und des Fairplay ist es jedoch, wenn Protest zu Lasten der Mannschaften und des sportlichen Wettbewerbs geht und Spiele nicht regulär ausgetragen werden können. Das beeinträchtigt nicht zuletzt Millionen Fans“, kritisierte die DFL die zuletzt gewählten Protestformen, die zu Spielunterbrechungen führten.

Zuletzt sorgte fliegende Gegenstände aus den Fankurve in Deutschland regelmäßig für Spielunterbrechungen.
Zuletzt sorgte fliegende Gegenstände aus den Fankurve in Deutschland regelmäßig für Spielunterbrechungen. Bild: nur-der-scf.de

Der Ligaverband ging in der eigenen Pressemitteilung jedoch nicht darauf ein, wie das Abstimmungsergebnis, das den Weg für die Investoren-Pläne frei machte, zu Stande kam. Vor allem das mögliche Abstimmungsverhalten von Martin Kind und die Forderung nach Durchsetzung der 50+1-Regel durch Vorstand des Hannover 96 e.V. sorgten hier bei Fans für Unmut, weshalb immer wieder die Forderung nach einer transparenten Neuabstimmung aufkommt.

„Nicht jeder Austausch kann garantieren, dass alle Gesprächspartner im Anschluss einer Meinung sind. Sowohl die DFL als auch die Clubs respektieren, wenn Fangruppierungen das gewählte Modell ablehnen. Allerdings gehört zu einem sportlichen Umgang untereinander, dass die Argumente des Gegenübers gehört werden“, betonte die DFL in ihrer Stellungnahme nochmals, dass keine Anteile am Ligaverband selbst veräußert werden sollen, sondern Beteiligungen an zukünftigen Erlösen. „Fans entsteht durch diesen Prozess kein Nachteil. Es gibt keinen ‚Ausverkauf‘, keinen Kontrollverlust und keinen Abschied von 50+1 – und daher auch keinen Anlass für Horrorszenarien. Ganz im Gegenteil. Die Weiterentwicklung der Zentralvermarktung ist Absicherung dafür, dass Bundesliga und 2. Bundesliga mit den Grundwerten der Ligen und ihren bewährten Strukturen zukunftssicher bestehen bleiben“, so der Ligaverband weiter.

In den Fanszenen wird dies anders gesehen. Zusammenschlüsse wie Fanszenen Deutschlands, die die Proteste maßgeblich organisieren, nehmen am Dialog mit der DFL nicht teil. Aber auch die Fanorganisationen, die noch in Dialogformaten des Ligaverbandes vertreten sind, lehnen das Gesprächsangebot der DFL ab.

"Nein zu Investoren in der DFL"-Botschaften sind in fast allen Kurven des Landes zu finden.
"Nein zu Investoren in der DFL"-Botschaften sind in fast allen Kurven des Landes zu finden. Bild: nur-der-scf.de

Unter der Überschrift „Ohne Verhandlungsmasse kein Dialog mit der DFL. Wir fordern umgehende, offene Neuabstimmung zum Investoren- Deal!“ heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme von baff – Bündnis aktiver Fußballfans, F_in – Frauen im Fußball, FC PlayFair!, Queer Football Fanclubs und Unsere Kurve e.V.: „Am 8. Februar 2024 hat die DFL-Führung – wohlgemerkt nach der diesbezüglichen Pressemeldung – Fanvertreter*innen zum Dialog eingeladen. Das Ziel: Erstens erneut erklären, was der Investoren-Deal bedeutet und was nicht. Zweitens Fanvertreter*innen nahezulegen, die Proteste in den Kurven nicht weiter „eskalieren“ zu lassen. Keine Zeile zur Kritik am Zustandekommen des Abstimmungs-Ergebnisses. Keine Zeile dazu, dass damit 50+1 in seinen Grundfesten erschüttert wird. Keine Zeile dazu, wie die DFL auf die Kritiker*innen zugehen will. Die DFL-Führung ignoriert die Kritik aus den Kurven seit ihren Anfängen Ende vergangenen Jahres. Es scheint, als wolle sie den Konflikt aussitzen. Das jetzige Dialog-Angebot ist kein Umdenken. Es ist ein Feigenblatt. Denn es enthält kein Angebot für Verhandlungen. Wir fordern die DFL-Führung auf, endlich die Proteste in den deutschen Stadien ernst zu nehmen und in daraus folgender Konsequenz umgehend eine offene und damit transparente Neuabstimmung zum DFL-Investoren-Deal einzuleiten. Alleine, um die konsequente Einhaltung und Achtung der 50+1 Regel unter Beweis zu stellen, ist eine Neu-Abstimmung alternativlos. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass sich nur ein Bruchteil der Fans gegen den DFL-Investoren-Einstieg und vor allem dessen Zustandekommen positioniert. Der Protest wird bundesweit getragen und das Zustandekommen der Zwei-Drittel-Mehrheit mit Vehemenz in Frage gestellt. Ein weiteres Aussitzen der Proteste ist keine Option. Je länger die Proteste ignoriert werden, desto geschlossener werden wir für eine Neu-Abstimmung einstehen. Wir begrüßen die öffentlichen Positionierungen einiger Vereinsvertreter, die unsere Position teilen, ausdrücklich. Und wir erwarten von allen DFL-Mitgliedern – von unseren Vereinen –, dass sie entsprechend der jeweiligen Mitgliedermeinung handeln und in Folge dessen für eine Neu-Abstimmung einstehen.“ (Faszination Fankurve, 09.02.2024)

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