„Es war nie unser Plan, nach Bern zu reisen“

Die Schweizer Fanszenen veröffentlichten am Samstag unter dem Motto „Niemand reist nach Bern“ erneut eine gemeinsame Stellungnahme. Darin wird deutlich, dass der Demonstrationsaufruf unter dem Motto „Es reicht - Alle nach Bern!“ nur eine Finte war, um die Probleme der derzeitigen Situation aufzuzeigen.

Gemeinsame „Auf Kollektivstrafen folgen kollektive Antworten!“-Protestaktion der FC Luzern- und FC Basel-Fans am letzten Spieltag vor der Winterpause. Bild: fcl.fan-fotos.ch

Allein die Ankündigung habe schon für einen großen Aufwand der Sicherheitsbehörde gesorgt. Das zeige, dass es in der aktuell festgefahrenen Situation nur wenig brauche, um bei Politik, Justiz und Polizei für Unruhe zu sorgen. Daher fordern die Fanszenen ein Ende der Eskalationsspirale von Nulltoleranzpolitik und Kollektivstrafen und warnen: „Noch sind wir nicht nach Bern gefahren. Aber was nicht war, kann noch werden.“ (Faszination Fankurve, 24.01.2024)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Schweizer Fanszenen:

NIEMAND REIST NACH BERN

Es war nie unser Plan, nach Bern zu reisen. Der gemeinsame Aufruf der Schweizer Fanszenen und die darauffolgenden Reaktionen zeigen auf, dass die von der KKJPD vorangetriebene Eskalationsspirale eine Sackgasse ist. Die Spirale kann nur durch einen Schritt zurück zum bewährten Umgang mit Fussballfans wie in den vergangenen Jahren wieder verlassen werden.


In den letzten Tagen wurde eine allfällige Eskalation in Bundesbern heraufbeschworen und der Sicherheitsapparat kam ins Rollen. Alles für nichts. “Ob am Samstag nun Tausende nach Bern reisen oder niemand - nur schon die Ankündigung sorgt für einen enormen Aufwand der Sicherheitsbehörden" – die medialen und behördlichen Reaktionen zeigen, dass es in der aktuell festgefahrenen Situation nur sehr wenig braucht, um grosse Unruhe zu stiften. Mehraufwand und weniger Sicherheit – das sind die Folgen des Werks politischer Hardliner:innen.

Wir Fanszenen reflektieren uns immer wieder selbst – auch öffentlich – und haben so in der Vergangenheit unseren Teil dazu beigetragen, dass sich eine insgesamt stabile Situation rund um Fussballspiele in der Schweiz nicht in eine Eskalationsspirale wandelt. Auf Behördenseite geschieht genau das Gegenteil. Anstatt auf Augenmass und Pragmatismus wird auf Nulltoleranz und Befehl um jeden Preis gesetzt. Reto Nause selbst macht den Zweck der Kollektivstrafen öffentlich: «Mir wäre auch lieber, es bräuchte keine Kollektivstrafen, dafür müssten sich aber die Täter stellen». Kollektive Erpressung – eine Blamage für den Rechtsstaat.

Weder Clubs, Liga noch die lokalen Stellen der Fanarbeit werden gegenwärtig ernsthaft oder überhaupt noch mit einbezogen, wenn es um die Fankultur geht - von Dialog auf Augenhöhe kann keine Rede sein. Die aktuelle Vernehmlassung des auf Eskalation setzenden und von der KKJPD entwickelten Kaskadenmodells ist eine Farce. Die darin enthaltenen Massnahmen werden seit Beginn der laufenden Saison auf Druck der Repressionsbehörden bereits umgesetzt und zwar im zunehmenden Masse, weil sie das Gegenteil von dem bewirken, was sie versprechen. Das Kaskadenmodell ist eine selbsterfüllende Prophezeiung der kantonalen Justiz- und Polizeidirektor:innen.

Dabei wäre es ganz einfach: Alles was es braucht, um die Eskalationsspirale zu verlassen, ist die Wiederherstellung und Weiterentwicklung des etablierten Umgangs mit Fussballfans der letzten Jahre, welcher eine insgesamt stabile Situation schuf. Wir sind bestrebt, den bewährten Weg weiter zu gehen und die Selbstregulierung weiter zu stärken. Zugleich werden wir nicht zulassen, dass die Fankultur in der Schweiz ohne Weiteres durch Hardliner:innen in die Knie gezwungen werden soll. Noch sind wir nicht nach Bern gefahren. Aber was nicht war, kann noch werden.

Auf Kollektivstrafen folgen kollektive Antworten!

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