Als die Polizei 500 Kölner Fans den Besuch von Auswärtsspiel unmöglich machte
Wir blicken im 1. Türchen des diesjährigen Adventskalenders zurück auf den 18. Februar 2023. Der 1. FC Köln gastierte an diesem Samstag zur Zeit des Straßenkarnevals im Rheinland im Neckarstadion beim VfB Stuttgart. Doch etwa 500 Personen aus der Kölner Fan- und Ultraszene erreichten den Gästeblock des Neckarstadions nicht, weil es Waiblingen zu einer umstrittenen Polizei-Kontrolle kommen sollte.
Die Polizei stoppte im Vorfeld Spiels zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln insgesamt sechs Busse der Gästefans elf Kilometer vorm eigentlichen Ziel und wollte die Insassen sowie die Busse kontrollieren. Die aktive Kölner Fanszene fuhr ohne Besuch des Spiels im Neckarstadion zurück nach Köln. Anschließend wurden die fünf Busse aus der Kölner Fanszene von insgesamt vier Landesbehörden der Polizei eskortiert. Dabei sollen jegliche Autobahnabfahrten und -spuren hinter den Bussen hunderte Kilometer gesperrt worden sein. Busfahrerwechsel mussten mitten auf der Autobahn wechseln, um ihre Lenkzeiten einhalten zu können.
Umstrittene Polizei-Einsätze im Jahr 2023 im Rückblick:
Im kommenden Sommer steht die Europameisterschaft 2024 in Deutschland an. Wie schon bei der Weltmeisterschaft 2006 beobachten Fußballfans im Ligaalltag eine Zunahme von Repressionen und überharten Einsätzen der Polizei in und um die Stadien. Im diesjährigen Adventskalender von Faszination Fankurve schauen wir auf die umstrittenen Polizei-Einsätze im Kalenderjahr 2023.
Zuletzt häuften sich Einsätze an Spieltagen, die von betroffenen Ultras, aber auch von anderen Fans in den Stadien als überhart, überzogen oder völlig daneben eingestuft werden. Bundesweit fanden solche Vorfälle zuletzt medial Beachtung. Weil, anders als im Jahr 2006, mittlerweile in vielen Fanszenen sogenannte Fanhilfen entstanden sind, findet die Sicht von aktiven Fußballfans in der Berichterstattung regelmäßiger Aufmerksamkeit. Wie schon beim letzten Großturnier in Deutschland vor über 17 Jahren sind von umstrittenen Einsätzen vor allem Fußballfans betroffen, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten. Dieser Adventskalender zeigt, dass solch umstrittene Einsätze der Exekutive keine Einzelfälle sind. (Faszination Fankurve, 01.12.2023)
Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme des Kölschen Klüngel zum 18. Februar 2023:
Polizei verwehrt 500 Fußballfans den Stadionbesuch
Im Vorfeld des Bundesliga-Spiels zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln kam es zu einer polizeilichen Maßnahme mit dem Ziel der Gefahrenvorsorge. So wurden um 14:00 Uhr mehrere Busse mit insgesamt 500 Leuten in Waiblingen, 11km vor dem Stadion in Stuttgart, abgeleitet und auf einem Parkplatz festgesetzt. Hier wurde schnell deutlich, dass es sich um eine durchaus intensive Maßnahme handelt, die unabhängig von der Frage nach ihrer Sinnhaftigkeit, einen pünktlichen Stadionbesuch verhindert hätte. Auf dieser Grundlage wurden die Busse im Folgenden mitsamt Polizeibegleitung ohne Stadionbesuch zurück nach Köln eskortiert.
Entgegen mancher medialen Berichterstattung gilt es in aller Deutlichkeit festzustellen, dass die Entscheidung den Rückweg nach Köln anzutreten, nicht im Einvernehmen zwischen Polizei und Fans geschehen ist. Die Polizei Stuttgart hat mit dieser Maßnahme allen betroffenen Fußballfans die Weiterfahrt bewusst untersagt und einen Stadionbesuch verhindert.
Entscheidend ist dabei, dass die Kommunikation zwischen Fans und Polizei so lange angedauert hat, dass die Maßnahme frühstens um 15:00 Uhr hätte begonnen werden können. Sowohl die Durchsuchung der Busse mitsamt ihrer 500 Insassen als auch die Weiterfahrt zum Stadion, dortige Wege und Einlasskontrollen hätten einen (pünktlichen) Stadionbesuch definitiv verhindert.
Im Weiteren ist es zudem äußerst verwunderlich, dass die Maßnahme seitens der Polizei Stuttgart mitunter mit einem angeblichen Platzsturm Kölner Fans beim letzten Aufeinandertreffen begründet wird. Vielmehr wird dort von massiven Auseinandersetzungen gesprochen. Das ist schlichtweg lächerlich.
Auf dem Rückweg wurden die Busse von insgesamt vier Landesbehörden der Polizei eskortiert, indem jegliche Autobahnabfahrten und -spuren hinter den Bussen hunderte Kilometer gesperrt wurden. Zum Wechsel der Busfahrer wurden die Busse dann mitten auf der Autobahn mit Polizeihunden umstellt.
Wir müssen feststellen, dass dieser Bundesliga-Spieltag ein Schaufenster moderner Polizeiarbeit eröffnet, die verschiedene Kontroversen aufwirft. Unabhängig von der inhaltlichen Auseinandersetzung zur Rechtmäßigkeit dieser Maßnahmen müssen wir feststellen, dass Polizeiarbeit auf Grundlage neuer Polizeigesetze zunehmend autoritärer gedacht und durchgesetzt wird. Eine Behörde, die im direkten Umfeld des Stadions mit Maschinenpistolen und Wasserwerfern Militanz zeigt und Teile der aktiven Fanszene kriminalisiert, stigmatisiert und ihnen deshalb den Stadionbesuch verwehrt, trägt nicht zu einem entspanntem Verhältnis von Polizei und Fans im Fussballalltag bei.
Der Kölsche Klüngel wird die Rechtmäßigkeit der polizeilichen Maßnahmen juristisch prüfen lassen und gegebenenfalls weitere Schritte einleiten.