1. FC Union Berlin zieht während Umbau ins Olympiastadion
Am Montag stand bei Union Berlin die diesjährige Mitgliederversammlung an – und dabei stellte der Club so konkret wie noch nie seine Ausbaupläne an der Heimstätte vor. Schon 2023 wollen die Köpenicker mit den ersten Baumaßnahmen beginnen.
Die Berliner selbst betiteln es als „Generationenprojekt“, und bei einem Gesamtumsatz des Clubs von 122 Mio. Euro (immerhin neuer Rekord in der Vereinsgeschichte) ist das 150 Mio. Euro teure Investmentvorhaben in die „Alte Försterei“ auf jeden Fall eine große Aufgabe. Auf rund 37.700 Plätze will der Verein das altehrwürdige Stadion ausbauen, die Tradition wahrend soll auch zukünftig der größte Teil des Stadions aus Stehplätzen bestehen. Um den Anforderungen der DFL dennoch gerecht zu werden, wird aber auch die Anzahl der verfügbaren Sitzplätze erhöht – 8.500 sollen es zukünftig sein.
Ein Meilenstein auf dem Weg zum neuen Stadion konnte bereits gesetzt werden: Union hat das im Erbbaupachtvertrag mit dem Land Berlin fixierte Vorkaufsrecht wahrgenommen und das Stadiongrundstück erworben. Erstmals seit Einweihung der Sportanlagen an der Alten Försterei im Jahre 1920 ist das Gelände nun Eigentum der Unioner.
Die Stadionpläne
Schon 2017 hatten die Köpenicker erste Pläne des Stadionausbaus vorgestellt, aufgrund von Corona, Problemen mit dem Verkehrskonzept, aber auch dem Aufstieg in die Bundesliga, wurde das Projekt anschließend immer wieder verschoben. Seitdem hat sich einiges getan und das Vorhaben ist deutlich ambitionierter geworden. Statt den ursprünglich veranschlagten 38 Mio. Euro rechnet man nun mit Gesamtinvestitionen von knapp 150 Mio. Euro – Bau eines neuen Trainingszentrums und Clubhauses eingeschlossen. „Wir stehen vor der größten und wichtigsten Investitionsphase in unserer Geschichte“, sagte Union-Präsident Dirk Zingler bei der Mitgliederversammlung im Tempodrom. Für März 2023 ist eine Infoveranstaltung geplant, bei der die Details sowie das Konzept zur Finanzierung vorgestellt werden sollen.
Klar ist bereits: Beim neuen Projekt handelt es sich eher um einen Neu- als um einen Umbau der Alten Försterei. Die Haupttribüne kann weitestgehend saniert werden, die anderen drei Tribünen müssen wohl abgerissen und komplett neu gebaut werden. Das betrifft auch die Stehplatztraversen, die immerhin 2008/09 zu großen Teilen von den Fans selbst gebaut wurden und dementsprechend emotionalen Wert für die Anhänger besitzen. Bautechnisch bleibt den Berlinern aber wohl keine Alternative. Wie das neue Stadion von Union Berlin am Ende aussehen soll, könnt ihr bei den Kollegen auf Stadionwelt.de sehen.
Der anvisierte Zeitplan
Während vor dem Abriss die endgültigen Pläne mit den Behörden abgestimmt werden und das Baurecht erteilt werden muss, startet Union mit vorbereitenden Maßnahmen und der Modernisierung der restlichen Infrastruktur. Die Bauphase beginnt im ersten Quartal 2023 mit der Sanierung des namensgebenden Forsthauses, das aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt. Die Geschäftsstelle wird dann übergangsweise in Büro-Container umziehen müssen.
Bevor der eigentliche Stadionumbau beginnt, werden dann noch das Clubhaus und – als Bestandteil des Verkehrskonzeptes – ein Parkhaus errichtet. „Wir sind, was das Verkehrskonzept betrifft, gut vorangekommen“, zeigte sich Zingler angesichts der jahrelangen Probleme erleichtert. Platz für 36 Busse (hauptsächlich der Gäste) und 380 Autos soll das Parkhaus bieten, zusätzlich entstehen rund 4.000 Fahrradstellplätze. Auch für die schwierige Situation an den S-Bahnhöfen und für die Wendeschleife der Trambahn habe man nun Lösungen erarbeiten können. Zingler: „Das muss jetzt planerisch umgesetzt werden und die Menschen können dann dazu Stellung nehmen.“
Darüber hinaus wird das Trainingsgelände umgestaltet, auf dem sich zusätzlich zu komplett neuen Trainingsplätzen künftig auch ein Sportsozialgebäude für das Profiteam befinden wird.
Aktuell rechnet die „An der Alten Försterei“ Stadionbetriebs AG mit einer zweijährigen Bauphase. Ab Sommer 2024 könnte dann bestenfalls der Neubau des Stadions beginnen. „Wir können hier mit voller Überzeugung von einem Generationenprojekt sprechen, das Union nachhaltig prägen und infrastrukturell auf ein neues Niveau heben wird. Die Planungen gehen gut voran, sodass wir aktuell von einem Baubeginn für die Gebäude rund um das Stadion im kommenden Jahr ausgehen“, erläuterte Dirk Zingler im Rahmen seines Berichts den aktuellen Stand.
Ausweichstätte Olympiastadion
Für die Zeit des Umbaus müssen die Köpenicker dann wieder ins Stadion des ungeliebten Stadtrivalen umziehen. Nachdem sich die Stadionpläne der Hertha ebenfalls verzögerten, werden sich die beiden Vereine das Olympiastadion für die Saisons ab 2024/25 wohl oder übel teilen müssen. Die Ausnahmegenehmigung dafür hat Union bereits seit dem Bundesligaaufstieg 2019, auch Europapokalspiele mussten die Unioner bereits im Olympiastadion austragen, bevor sie aufgrund des Pilotprojektes der UEFA zur Zulassung von Stehplätzen auch in der Alten Försterei europäisch spielen durften. (Faszination Fankurve, 15.11.2022)