Vor 16 Jahren: Polizist erschießt Gabriele Sandri

Heute vor 16 Jahren wurde der Ultrà Gabriele Sandri von einem Polizisten auf einem Rastplatz in der Nähe von Arezzo erschossen. Ein Ereignis, das wie kaum ein anderes negativen Einfluss auf die italienische Ultràbewegung hatte und mit zu ihrem teilweisen Niedergang führte.

Erst im Februar 2012 wurde der Polizist und Todesschütze Luigi Spaccarotella zu neun Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Er wurde wegen Totschlags verurteilt. Spaccarotella schoss damals von der gegenüberliegenden Seite der Autobahn ohne konkrete Gefahrensituation auf die Lazio Ultras.

Lazio-Fans mit einem Bild des Verstorbenen.
Lazio-Fans mit einem Bild des Verstorbenen. Bild: Lazio-Fans mit einem Bild des Verstorbenen.

Das schrieb Faszination Fankurve am Tag nach dem Vorfall:
Laziofan von einem Polizisten erschossen

Lazio-Fan Gabriele Sandri (26) ist am Sonntag auf dem Weg zum Auswärtsspiel seines Clubs bei Inter Mailand an einer Autobahnraststätte von einem Polizisten erschossen worden. Die näheren Umstände der Tat stehen noch nicht fest.

Von Polizeiseite aus wurde noch überhaupt keine Stellungnahme abgegeben; auch die Ereignisse vor dem tödlichen Schuss liegen noch völlig im Dunkeln. Es soll eine Auseinandersetzung zwischen Laziofans und Juventustifosi (unterwegs zum Spiel ihrer Mannschaft in Parma) gekommen sein, wie genau, und ob es überhaupt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam, diese stattfand, ist ebenfalls noch unbekannt. Ein Streifenwagen der Polizei fuhr vermutlich zu der Raststätte in der Nähe Arezzos, um ein Eskalieren der Situation zu verhindern, wobei der Streit nach Berichten einiger laziali zu diesem Zeitpunkt bereits beendet gewesen sein soll. Der Polizist schoss einige italiensichen Berichten zufolge aus einer größeren Entfernung, wobei der im Auto sitzende Sandri im Halsbereich getroffen wurde. Die Aufklärung der mysteriösen Umstände wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Direkte Konsequenzen zeigten sich hingegen in den anderen Stadien der Serie A. Im Gegensatz zum ebenfalls tragischen Todesfall des Carabiniere Filippo Raciti im Februar dieses Jahres, wurden außer der Begegnung Inter gegen Lazio zunächst keine Spiele abgesagt - es wurde lediglich allgemein zehn Minuten später angepfiffen. Während in Mailand etwa 5.000 Fans der befreundeten Fangruppen demonstrierten, sorgten die Fans bei der Begegnung Atalanta Bergamo gegen AC Milan selbst für eine Spielabsage: Bereits vor Anpfiff hatte es, nach Bekanntwerden der Nachricht, Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Fans beider Lager gegeben. Nach sieben Minuten Spielzeit musste dann endgültig abgebrochen werden, als die Heimfans die Trennbarriere vor ihrer Kurve demolierten und androhten, das Spielfeld zu stürmen. Milanspieler Clarence Seedorf war übrigens der einzige Profi, der sich an diesem Nachmittag weigerte, mit Trauerflor zu spielen, da er die betroffene Person nicht kenne.

Ähnliches geschah bei der Drittligabegegnung Taranto gegen Massese: Auch hier erzwangen die Heimfans durch ein Stürmen des Platzes einen Spielabbruch. Gewaltfreie Proteste gab es hingegen in Parma und Turin: Die Fans des FC Parma wiesen mit dem Banner „Der Tod ist für alle gleich“ auf die ungleiche Behandlung der beiden Todesfälle Raciti und Sandri hin und demonstrierten ebenfalls gemeinsam mit einem der Teil der juventini, die sämtliche Banner abgehängt hatten. Die Lokalrivalen von AC, wie auch die Gäste aus Sizilien, blieben der Begegnung Catania bei Torino gänzlich fernn. Bei der Partie Reggina-Genoa gab es koordinierte gemeinsame Sprechchöre gegen die Polizei nd auch bei Siena-Livorno kam es, neben der Aufforderung, das Spiel abzubrechen, zu „Mörder, Mörder!“- Rufen gegen die Carabinieri.

Aus Sicherheitsbedenken wurde im Laufe des Nachmittags dann das Abendsspiel Roma gegen Cagliari abgesagt, was romanisti und laziali aber nicht davon abhalten konnte, ihrem Unmut gemeinsam Luft zu verschaffen. Nach Ende des Gedenkmarsches der laziali, griffen die Stadtrivalen zusammen die Polizei um das Olympiastadion herum an: Dabei wurden eine Polizeikaserne sowie das Nationale Olympische Komitee regelrecht belagert. 20 verletzte Polizisten und drei verhaftete Fans lautete schließlich die erste Bilanz des Abends.

Dem italienischen Fußball und seinen tifosi werden also erneut bewegte Wochen bevorstehen. Während an einen Spielstop von offizieller Seite aus natürlich keiner denkt, kündigte Verbandspräsident Abete bereits an, worauf sich die Fans wohl einzustellen haben und woher der Wind weiter wehen wird: „Ein erster Schritt könnte es sein, Auswärtsfahrten zu verbieten.“ (Faszination Fankurve, 12.11.2007)

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