Vorfälle bei Olympique Marseille gegen Eintracht Frankfurt

Am Dienstagabend kam es im ausverkauften Stade Vélodrome zum Champions League-Spiel Olympique Marseille (OM) gegen Eintracht Frankfurt. Beide Fanlager beschossen und bewarfen sich dabei mit Feuerwerkskörpern. Ein Eintracht-Fan soll dabei schwer verletzt worden sein.

„Provokationen. Pfiffe. Rennereien. Aus dem Frankfurter Block fliegt eine Leuchtfackel in den angrenzenden Block der Gastgeber. Die antworten wenig später mit einem Feuerwerkskörper, der direkt in den Frankfurter Block fliegt. Im Zuge dessen wird ein Eintracht-Fan nach ersten Infos an der Halsschlagader getroffen und schwer verletzt. Der Fan kommt ins Krankenhaus“, beschreibt sge4ever.de den Vorfall, der sich gegen 19:10 Uhr am gestrigen Dienstagabend ereignet haben soll. Die Lebensgefährtin des verletzten SGE-Fans erklärte gegenüber hr-sport, dass der Fan von einer Rakete am Hals getroffen wurde. Neben der blutenden Wunde am Hals soll sich der SGE-Fan beim Sturz drei Rippen und einen Halswirbel gebrochen haben. Laut Angaben der Lebensgefährtin könne der betroffene SGE-Fan seinen linken Arm kaum noch bewegen und befindet sich aktuell im Krankenhaus in Marseille, wo er ggf. sogar noch operiert werden müsse. Die Eintracht-Fans packten im Nachgang dieses Vorfalls noch vor Anpfiff des Champions League-Spiels ihre Zaunfahnen wieder ein. Zudem wurde im Gästeblock zwischenzeitlich der Support eingestellt.

Im Stade Vélodrome werden beide Kurven von Heimfans belegt. Im Süden stehen die Gruppen Commando Ultrà, South Winners und Co., auf der gegenüberliegenden Virage Depé, benannt nach einem ehemaligen MTP-Vorsänger, machen sich Marseille Trop Puissant (MTP), Fanatics Marseille und Dodger's breit. Dadurch ist in Marseille baulich bereits klar, dass Heim- und Gästefans in unmittelbarer Nähe zueinander untergebracht sind. Der Gästeblock befindet sich im Vélodrome in Nachbarschaft zur Virage Depé.

Bei brisanten Spielen kommt es somit in Marseille regelmäßig vor, dass Feuerwerkskörper zwischen OM- und Gästefans hin und her fliegen. So auch am gestrigen Dienstagabend, als die OM-Fans, wie schon in der letzten Saison gegen PAOK aus Thessaloniki, zahlreiche Feuerwerksraketen eingesetzten und in Nähe zum Gästeblock explodieren ließen.

Auf der Virage Sud und auf der Virage Depé wurde das gestrige Champions League-Spiel mit Choreografien eingeleitet. „L'Europe va trembler revoilà les marseillais“ (Europa wird erzittern, die Marseillais sind wieder da), lautete das Motto der Choreografie auf der Virage Depé, bei der der Henkelpott mit Zetteln dargestellt und die Rückkehr von OM in die Königsklasse gefeiert wurde. Das Commando Ultrà feierte mit Blockfahnen die eigene Gruppe und die South Winners zeigten im Oberrang der Virage Sud das Vereinsmotto „Droit Au But“ (Auf den Punkt) als Choreografie.

Sportlich gewann die Eintracht das Auswärtsspiel in Marseille durch ein Tor von Lindström kurz vor der Halbzeitpause vor 62.500 Fans mit 1:0. Ein weiteres Tor der Eintracht wurde aberkannt. Dennoch flogen zu diesem Zeitpunkt weitere Raketen in Richtung des Gästebereiches.

Im Vorfeld des Spiels waren laut Verordnungen der Polizei Ansammlungen von Eintracht-Fans in weiten Teilen von Marseille verboten, explizit wenn diese als SGE-Fans zu erkennen seien. Dennoch schafften es zahlreiche SGE-Fans in die Gegend des alten Hafens und traten dort geschlossen in Schwarz gekleidet auf. Das Sicherheitskonzept sah zudem vor, die SGE-Fans mit Bussen von und zum Stade Vélodrome zu bringen. Auf dem Rückweg in die Stadt sollen Busse dabei von OM-Fans mit Steinen beworfen worden sein.

Vorm Spiel versammelten sich zahlreiche OM-Fans auf den Straßen im Stadionumfeld, zündeten dabei viel Pyrotechnik und fieberten dem Anpfiff entgegen. Eine Prozedur, die bei wichtigen OM-Spielen regelmäßig stattfindet.

Weil ein SGE-Fan nach Ankunft der Gästefans im Stadion ein Hitlergruß in Richtung OM-Fans gezeigt haben soll und ein Video in den sozialen Netzwerken kursierte, nahm Eintracht Frankfurt schnell Stellung: „Von einem einzelnen Vorfall im Vorfeld des UEFA-Champions-League-Spiels zwischen Olympique de Marseille und Eintracht Frankfurt, bei dem eine als ‚Hitlergruß‘ zu verstehende Gestik gezeigt wurde, distanziert sich der Klub in aller Deutlichkeit. Antisemitisches Gedankengut steht im krassen Widerspruch zum unmissverständlichen und unverrückbaren Wertverständnis des Klubs und seiner Wurzeln. Die auf einem Video zu sehende und bisher nicht bekannte Person hat sich noch während der ersten Halbzeit des Spiels eigenständig bei den Fanbeauftragten von Eintracht Frankfurt gemeldet und weist den Vorwurf einer antisemitischen Intention nachdrücklich zurück. Eintracht Frankfurt wird diesen Vorgang und die Darstellung des Betreffenden ausführlich überprüfen“, teilte die SGE dazu mit.

In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es in Marseille schon zu Ansammlungen beider Fanlager und die Polizei war im Einsatz, um die Fans beider Teams voneinander zu trennen. (Faszination Fankurve, 14.09.2022)

Videos aus der Nacht vor dem Spiel:

Eintracht-Fans machten sich am Spieltag trotz Verfügungen in Marseille in der Nähe des alten Hafens breit: