Testphase: Stehplätze im Europapokal wieder erlaubt
Unter dem Motto „Europe wants to stand“ forderten Fußballfans aus ganz Europa im März 2019 die Wiedereinführung von Stehplätzen bei Champions-, Europa- und Conference-League-Spielen. Das UEFA-Exekutivkomitee stimmte nur der Wiedereinführung von Stehplätzen im Europapokal zu.
Laut Informationen der Sportschau sind somit Stehplätze in den europäischen Club-Wettbewerben in der Saison 2022/2023 möglich. Die teilnehmenden Clubs aus Deutschland, England und Frankreich können demnach Stehplätze im Heim- und Gästebereich anbieten, wie es auch bei nationalen Wettbewerben möglich ist.
Durch die Wiedereinführung von Stehplätzen im Europapokal ab der Gruppenphase müssen die deutschen Vereine ihre Stadien für die internationalen Spiele im Stehplatzbereich nicht mehr umbauen und könnten zudem mehr Fans ins Stadion lassen.
Nach einem erfolgreichen Testjahr in den drei Ländern könnte die Erlaubnis für Stehplätze verlängert und auf andere Länder ausgeweitet werden. Bisher waren Stehplätze in den europäischen Club-Wettbewerben verboten, auch wenn Steher im jeweiligen Land im Ligabetrieb erlaubt waren. (Faszination Fankurve, 27.07.2022)
Update: Die UEFA hat die Pläne offiziell bestätigt und folgende Pressemitteilung veröffentlicht:
UEFA startet Beobachterprogramm zu Stehplätzen für Fans in der Saison 2022/23
Teilnahme der Fußballverbände aus Deutschland, England und Frankreich
Die UEFA hat heute die Einführung einer Initiative zur Beobachtung der Nutzung von Stehplätzen für Zuschauerinnen und Zuschauer in den Klubwettbewerben der Männer in der kommenden Saison 2022/23 bekanntgegeben.
Die UEFA erlaubt gemäß ihren Reglementen ausschließlich den Einsatz von Sitzplätzen bei ihren Wettbewerben, mit Ausnahme jener Wettbewerbe, in denen Stadien der Kategorie 1 verwendet werden dürfen. In den letzten Jahren ist jedoch in einigen nationalen Wettbewerben ein steigender Trend hin zur Nutzung von Stehplätzen zu beobachten. Fußballfans in ganz Europa und Vereine, die auf nationaler Ebene regelmäßig Stehplätze nutzen, haben vermehrt Interesse bekundet, dass die UEFA bei Europapokalspielen die Nutzung von Stehplätzen in Betracht ziehen solle.
Die UEFA hat im Dezember 2021 die Polytechnische Universität Mailand mit der Durchführung einer unabhängigen Studie zur Verbreitung von Stehplätzen, zu den nationalen regulatorischen Rahmenbedingungen, den Technologien und dem Sicherheitsmanagement bestehender Stehplatztribünen im europäischen Profifußball beauftragt.
Im Rahmen der Studie wurden erhebliche Unterschiede bei der Umsetzung und den rechtlichen Rahmenbedingungen zwischen Ländern und manchmal auch zwischen Regionen und Städten desselben Landes festgestellt. Darüber hinaus werden eine Vielzahl technischer Lösungen mit deutlich unterschiedlichen Auswirkungen auf das Sicherheitsmanagement eingesetzt.
Das UEFA-Exekutivkomitee hat das „Beobachterprogramm für Stehplätze 2022/23“ genehmigt, in dessen Rahmen der Einsatz von Stehplätzen bei nationalen und internationalen Klubwettbewerbsspielen beobachtet werden soll. Das Ziel besteht darin abzuklären, unter welchen Voraussetzungen eine sichere Wiedereinführung von Stehplätzen in UEFA-Wettbewerben möglich sein könnte.
In Anbetracht seiner beobachtenden Art wird das Programm in seiner ersten Saison zunächst auf Vereine aus den Top-5-Verbänden der UEFA-Rangliste beschränkt, in denen in Übereinstimmung mit der nationalen und lokalen Gesetzgebung Stehplätze bei nationalen Wettbewerben bereits zugelassen sind und umgesetzt werden (d.h. England, Deutschland und Frankreich). Das Programm wird während der Gruppen- und K.-o.-Phase bis einschließlich der Halbfinalbegegnungen der UEFA-Klubwettbewerbe der Männer in der Saison 2022/23 durchgeführt. Die Endspiele sind aus dem Programm ausgeschlossen.
Die UEFA wird unabhängige Expertinnen und Experten ernennen, um die Nutzung von Stehplätzen bei nationalen und internationalen Klubwettbewerbsspielen in diesen Ländern zu analysieren mit dem Ziel, die unterschiedlichen Dynamiken zwischen nationalen und internationalen Fans und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Sicherheit zu bewerten.
Am Ende der Saison 2022/23 wird die UEFA-Administration auf Grundlage der von den beauftragten Expertinnen und Experten eingereichten Berichte die Ergebnisse bewerten und dem UEFA-Exekutivkomitee unterbreiten, das über eine Fortsetzung bzw. mögliche Ausweitung des Programms entscheidet.
Die operativen Einzelheiten zu diesem Programm werden den daran teilnehmenden Vereinen zu gegebener Zeit mitgeteilt.