Clubs machen mit Abstimmung den Weg für Investoren-Deal der DFL frei

Die 36 Clubs machten bei der heutigen Mitgliederversammlung der DFL den Weg frei für die Investoren-Pläne der DFL. Laut Sportschau-Informationen stimmten 24 Clubs für die Pläne und zehn dagegen. Außerdem gab es zwei Enthaltungen. Damit wurde die erforderliche Anzahl von 24 Ja-Stimmen so gerade erreicht.

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Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL am 24. Mai 2023 entschieden die Mitglieder-Clubs der DFL in einem Hotel am Frankfurter Flughafen noch, dass der geplante Investoren-Deal der DFL nicht weiter forciert wird. Die erforderliche Zweitdrittel-Mehrheit kam damals nicht zustande. Von den 36 Bundesliga-Clubs stimmten in einer geheimen Abstimmung 20 Clubs für den Investoren-Antrag, elf dagegen und fünf Clubs enthielten sich. Bei der heutigen Abstimmung kam die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit von mindestens 24 befürwortenden Clubs zusammen. Die Geschäftsführung des Ligaverbandes darf die Verhandlungen mit möglichen Investoren nun aufnehmen.

"Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!"-Plakat im Niedersachsenstadion. Bild: fussball_ultras_fotos

Der neue Invesotren-Deal sieht den Verkauf von etwa acht Prozent der Anteile an einer DFL-Tochtergesellschaft für einen Preis von etwa einer Millarde Euro vor. Der Investor soll dafür für 20 Jahre acht Prozent der Vermarktungserlöse der neuen Tochtergesellschaft erhalten. „Die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga haben sich auf der DFL-Mitgliederversammlung am heutigen Montag für eine strategische Vermarktungspartnerschaft auf Liga-Ebene ausgesprochen. Das satzungsgemäß zuständige DFL-Präsidium hat somit das Mandat zur Durchführung eines Prozesses und zum rechtsverbindlichen Abschluss einer strategischen Vermarktungspartnerschaft erhalten. Die DFL-Geschäftsführung wird in den kommenden Monaten die Verhandlungen im Rahmen des Prozesses führen. Die Umsetzung der strategischen Vermarktungspartnerschaft ist in Form eines Lizenzmodells angedacht, das die Gründung einer neuen Vermarktungsgesellschaft vorsieht. Durch den DFL e.V. wird eine Lizenzierung der weltweiten Medienrechte und weiterer kommerzieller Rechte (z.B. zentrale Lizenzpartnerschaften und Sponsorings auf Liga-Ebene) an die neue Gesellschaft erfolgen. Der Partner wird über seine Minderheitsbeteiligung an der Gesellschaft für die Dauer des Lizenzvertrags von 20 Jahren mit höchstens acht Prozent an den Lizenzerlösen aus der Verwertung der kommerziellen Rechte der DFL beteiligt. Konkret bleiben hoheitliche Rechte und Aufgaben der DFL (zum Beispiel im sportlichen Bereich) sowie die Einflussnahme und Mitwirkungsrechte der Clubs jederzeit vollumfänglich gewahrt. Die genaue Höhe der Beteiligung ist Bestandteil der Verhandlungen mit den Bietern, in denen es neben den wirtschaftlichen Eckpunkten unter anderem auch um Due-Diligence-Prüfungen sowie die weitere Konkretisierung der Geschäftsplanung geht. Dieser Prozess wird mit mehreren Interessenten durchgeführt“, teilte die DFL dazu in einer Pressemitteilung mit. Der Abschluss des Investoren-Prozesses ist bis Ende März 2024 vorgesehen.

In einer Stellungnahme hatte sich der Verein „Unsere Kurve e.V.“, in dem sich viele Fanorganisationen zusammengeschlossen haben, zuletzt kritisch zu den Investorenplänen der DFL geäußert. So könne aus Sicht von „Unsere Kurve e.V.“ die groß beworbene eigene DFL-Streamingplattform nicht ausreichen, um dieses „risikoreiche Finanzierungsmodell“ zu erwägen. Auch die Planung der Internationalisierung stellte die Faninitiative in Frage: „Woher kommt die Sicherheit, in einem bereits stark besetzten Markt mehr – gewünscht sogar deutlich mehr – Einnahmen zu erzielen als vertraglich an den Investor abgeführt werden müssen?“ Zudem sei die Geldverteilung wieder nur vorteilhaft für die reichen Vereine. Zweitligisten seien beim aktuellen Vorhaben laut „Unsere Kurve e.V.“ nur zu drei Prozent an den Einnahmen aus der internationalen Vermarktung beteiligt, wodurch die wettbewerbsverzehrende TV-Gelder-Verteilung noch verstärkt würde. Aber Unsere Kurve ließ auch verlauten, dass man für andere Finanzierungsmethoden offen sei. Dafür müsste jedoch über einen längeren Zeitraum ein Dialog mit Vereinen und ihren Mitgliedern stattfinden: „Eine Entscheidung nur auf Vorstandsebene, erst recht nur in ausgegliederten Abteilungen, kann der breiten Diskussion nicht gerecht werden.“ Dazu wird es jetzt wohl nicht mehr kommen. (Faszination Fankurve, 11.12.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von „Unsere Kurve e.V.“ zum Thema:

Stellungnahme zur erneuten Abstimmung über einen Investoren-Einstieg bei der DFL

Wir sehen die geplante Abstimmung zum Einstieg eines Investors bei der DFL am 11. Dezember 2023 im Rahmen der Mitgliederversammlung der DFL kritisch und lehnt dieses Vorhaben auch in Gänze ab.

Wieder wird durch Zeitmangel und Kurzfristigkeit der Druck auf die Abstimmenden künstlich massiv erhöht. Informationspapiere wurden erst in den letzten Wochen an die Vereine geschickt. Eine vernünftige, transparente und tiefgreifende Auseinandersetzung der Thematik innerhalb der Vereine und deren Mitglieder war bis zum heutigen 11. Dezember schlichtweg unmöglich oder fand im allerletzten Moment statt. Die Konsequenz: Erneut werden nur wenige, Eingeweihte beteiligt. Ein kritischer Prozess im Sinne mitgliedergeführter Vereine wird massiv erschwert oder verunmöglicht.

Darüber hinaus lässt sich unsere Kritik in die drei folgenden Punkte aufteilen:

1. Digitalisierung

Die viel genannte eigene DFL-Streamingplattform kann zu diesem Thema wohl kaum ausreichen, um derart risikoreiche Finanzierungsmodelle zu erwägen. Darüber hinaus bleibt der Begriff Digitalisierung äußerst weitläufig und schwammig und lässt viel Platz für Fantasie – von Fanseite aus betrachtet eher negative.

Wir brauchen weder Interviews bei Spielunterbrechungen noch herumfliegende Minicams am Pfosten kurz vor einem Elfmeter oder Bodycams an Spielern. Auf den Tribünen interessieren uns keine Echtzeitdaten, und die Halbzeitansprache des Trainers möchten wir an der Körpersprache der Mannschaft nach Wiederanpfiff auf dem Platz ablesen – nicht in der Kabinen-Liveschalte für „nur 3,90 Euro zusätzlich“. Unsere Kurve bleibt den Fans im Stadion verpflichtet, die auch in Zukunft das Spiel tragen werden.

2. Internationalisierung

In Sachen Internationalisierung – der zentrale Punkt in der Argumentation der DFL pro Investoren-Einstieg – stellen wir die aufgemachte Rechnung der gesetzten Ertragssteigerung in Frage. Woher kommt die Sicherheit, in einem bereits stark besetzten Markt mehr – gewünscht sogar deutlich mehr – Einnahmen zu erzielen als vertraglich an den Investor abgeführt werden müssen? Warum eifert man der Premier League nach? Wo ist eine Vision, die sich auf die Alleinstellungsmerkmale des deutschen Fußballs gründet: Mitgliedergeführte Vereine, 50+1 und ein international einmaliges Stadionerlebnis. Aus Fansicht braucht es keine weitere internationale Vermarktung – auch nicht als Antwort auf sinkende Erlöse. Das Rattenrennen ist weder national noch international die Antwort im Sinne des Fußballs.

Darüber hinaus ist zu fragen, wem diese Internationalisierung nützt. Und dabei geht es nicht nur darum, wer letztlich den 100-Mio-Euro-Topf für Auslandsreisen nutzen kann. Die Verteilung eventueller Erträge wird vor allem den üblichen Verdächtigen die Taschen füllen. Für Vereine der zweiten Liga dürfte es schwer werden, auf diesem Weg Erträge zu steigern. An den Erlösen aus der internationalen Vermarktung ist sie nur zu 3% beteiligt. Somit wird die bereits wettbewerbsverzerrende Verteilung der TV-Gelder verstärkt.

3. Investor / strategischer Partner

„Strategischer Partner“ oder „Investor mit Vermarktungs-Know-How“ ist einerlei. Fakt ist, dass wenig Sinnvolles bleibt, um ein solches Modell zu rechtfertigen. So wie wir zurecht die unvermeidbaren negativen Folgen von Ausgliederungen in den Vereinen kritisieren, so können wir doch bei aller Notwendigkeit für eine Weiterentwicklung keinen stichhaltigen Grund erkennen, warum man dieses Risiko auf Verbandsebene eingehen sollte.

Was ist das für ein strategischer „Partner“, dem man acht Vetorechte und rote Linien in den Vertrag schreiben muss? Genau hier zeigt sich doch, dass dieses Modell nicht offensiv auf den bereits oben genannten Stärken der (meisten) deutschen Vereine beruht, sondern diese im Gegenteil bei einem Investoren-Einstieg verteidigt werden müssen. Ein fataler Denkfehler. Wir teilen die Einschätzung einiger DFL-Mitglieder, dass andere Formen der Finanzierung diskutiert und ernsthaft erwogen werden müssen.

Wir erwarten, dass über den 11. Dezember 2023 hinaus in den Vereinen diskutiert werden kann und das Engagement der Befragung der Mitglieder gilt. Auch die bestehenden Beteiligungsformate, wie der Club-Fan-Dialog müssen intensiv genutzt werden. Eine Entscheidung nur auf Vorstandsebene, erst recht nur in ausgegliederten Abteilungen, kann der breiten Diskussion nicht gerecht werden.

Bisher gibt es keinen Verein in der DFL, der bei seinen Mitgliedern ein positives Votum zum Investoren-Einstieg einholen konnte – im Gegenteil. Vor diesem Hintergrund verbietet es sich für uns, zum x-ten Mal ohne Mitspracherechte vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Auch wenn in unserem Leben das Digitale stetig weiter zunimmt, zum Guten und Schlechten, findet der Fußball immer noch im Stadion statt. Dort stehen, supporten, jubeln und leiden wir zusammen. Gemeinsam mit echten Menschen. Die wir nicht alle kennen und uns doch mit jedem Einzelnen verbunden fühlen durch die Liebe zu unserem Verein. Das ist die Magie und die Kraft, die vom Fußball ausgeht. Von Generation zu Generation wird Begeisterung und Leidenschaft an die Jugend weitergegeben. Damit das auch in Zukunft so bleibt, braucht es ehrlichen, echten Sport und erlebbare Fankultur – kein überkommerzialisiertes Produkt, das mehr im Internet, auf Instagram, TikTok oder YouTube stattfindet.

Unsere Kurve, 11. Dezember 2023

 

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