„Wir sind bestimmt keine Heiligen“: Die Löwen aus Hamburg nehmen Stellung

Beim Heimspiel des Hamburger SV gegen Fortuna Düsseldorf hing am 29. September 2023 ein Banner der Gruppierung „Die Löwen“ über der Zaunfahne des HSV Supporters Club auf der Nordtribüne im Volksparkstadion. Der HSV nahm dies zum Anlass, um eine Stellungnahme zu veröffentlichen. Mittlerweile reagierten auch „Die Löwen“ selbst.

Kleines "Die Löwen"-Banner über der Zaunfahne des HSV Supporters Clubs. Bild: HSV Supporters Club

„Die Löwen waren in den 1970er- und 1980er-Jahren als gewalttätige und rechtsradikale Gruppierung in Hamburg auffällig“, hieß es in der Stellungnahme des HSV. „Die Löwen“ erklären hingegen, dass die Gruppe sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert habe: „Wir sind bestimmt keine Heiligen (wollen wir auch nicht sein), aber möchten nochmal deutlich machen, dass wir weder Nazis, Radikale, noch Extremisten sind und keinerlei politische Agenda im oder außerhalb des Fußballstadions verfolgen. Wir haben nie versucht, politische Ansichten im oder außerhalb des Stadions einzubringen oder zu verbreiten. Es ist unklar, woher die Behauptungen der Presse kommen, dass wir rechtsradikal oder Nazis sind. Wir sind ein Fanclub, dessen Fokus in erster Linie auf unserem Club und in zweiter Linie auf dem HSV liegt. Das zeigt auch, dass wir in der jüngeren Vergangenheit verschiedene Mitglieder mit Migrationshintergrund hatten und auch derzeit einige Lebenspartner aktiver Mitglieder Menschen mit Migrationshintergrund sind. (Traurig, dass man das so erwähnen muss.) Natürlich ist uns bewusst, dass es in den 80er Jahren rechtsextreme Tendenzen bei der HSV-Fanszene und auch bei Mitgliedern der Löwen gab, das ist aber mittlerweile 40 Jahre her, und heute haben wir absolut nichts mehr damit zu tun und distanzieren uns ganz klar von dieser Szene. Uns geht es um den Spaß am Fußball, um die Gemeinschaft und die Unterstützung unseres Vereins. In unserem Fanclub interessiert uns niemandes Herkunft oder sonst etwas und wir verurteilen niemanden, solange er nicht uns oder dem HSV schadet. Die Hamburger Löwen stehen für Zusammenhalt, Leidenschaft und Respekt. Wir hoffen, dass diese Stellungnahme sowie der stetige Austausch mit den Verantwortlichen des HSVs dazu beiträgt, Missverständnisse auszuräumen und die Diskussion auf eine sachliche und faire Basis zu stellen. Wir bitten um Fairness und eine differenzierte Betrachtung der Motivationen des Fanclubs und hoffen somit, dass wir weiterhin unseren Verein in Frieden und Eintracht mit den anderen Fanclubs unterstützen können. Um dieses zu untermauern, sind wir auch jederzeit bereit, uns mit Kritikern aus der aktiven Fanszene friedlich zusammen zu setzen, uns auszutauschen und hoffentlich danach ein Bier zusammen trinken zu können“, so die Stellungnahme der Löwen.

Der HSV erwähnte in der eigenen Stellungnahme ein Gespräch mit der Gruppe. Von den Löwen selbst heißt es zu diesem Termin: „In den letzten Tagen hat es ein konstruktives Treffen zwischen mehreren Verantwortlichen und Abteilungen des HSV gegeben. In diesem offenen Gespräch konnten Missverständnisse ausgeräumt und die Standpunkte beider Seiten in einem sachlichen und respektvollen Rahmen dargelegt werden. Dafür bedanken wir uns herzlich bei allen Verantwortlichen des HSV! Es war uns wichtig zu erklären, dass das Aufhängen unserer Fahne niemals eine absichtliche Provokation gegen den Supporters Club war (so ein Blödsinn, warum auch?!), sondern sie lediglich dort aufgehängt wurde, wo Jemand von uns seinen Sitzplatz hatte. Wir werden jetzt versuchen darauf zu achten, dass wir keine Aktionen bringen, die man als Provokation gegen den HSV auslegen könnte.

In der Stellungnahme des HSV kam die fehlende Verantwortungsübernahme durch „Die Löwen“ für den Tod von Werder-Fan von Adrian Maleika zur Sprache. Die Gruppe ging in ihrem Statement, das einen Tag vorm Jahrestag des Todes von Maleika veröffentlicht wurde, auch darauf ein: „Unsere Geschichte und unsere Verbindung zum Hamburger SV gehen viele Jahrzehnte zurück und wir waren immer, auch in jüngster Vergangenheit, in der Nordtribüne präsent. Mit der Zeit gab es bei uns natürlich auch einen Generationenwechsel, der neue Ideale und selbst auferlegte Regeln mit sich brachte. Natürlich hat jeder Club, der so lange besteht, auch seine Vergangenheit. Es ist uns wichtig zu betonen, dass der Täter im schrecklichen Fall von Adrian Maleika vor 41 Jahren nie ermittelt werden konnte, und erst recht nicht die Schuld des Fanclubs Hamburger Löwen an diesem schrecklichen Vorfall ist. Dennoch ist es bedauerlich, dass vor 41 Jahren einige Mitglieder der Hamburger Löwen in eine tragische Massenschlägerei verwickelt waren, in der Menschen verletzt wurden, aber auch mit Adrian Maleika leider ein Fan ums Leben kam. Darum sprechen wir auch heute nochmals der Familie von Adrian unser herzlichstes Mitgefühl aus und hoffen, dass so etwas nie wieder passiert.“ (Faszination Fankurve, 18.10.2023)

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