Wegen mangelhafter Organisation in Madrid verpassen Union Berlin-Fans historischen Moment
Um kurz vor 18:45 Uhr ertönte erstmals vor einem Spiel des 1. FC Union Berlin die Champions League-Hymne. Ein Gänsehautmoment, der den etwa 4.000 nach Madrid gereisten Union-Fans ein Leben lang in Erinnerung bleiben sollte. Doch Teile der Union-Fans verpassten diesen Moment im Estadio Santiago Bernabéu.
Stattdessen standen zu diesem Zeitpunkt nach Informationen der Faszination Fankurve-Redaktion noch etwa 400 Union-Fans vorm Eingang zum Gästeblock des Bernabéu. Die Union-Fanszene traf sich bereits um 13:30 Uhr am zentralen Puerta del Sol in der Innenstadt von Madrid. Dort wurde der Abmarsch der Union-Fans in Richtung Stadion bereits von der Polizei verzögert.
Auf Anweisung der spanischen Polizei ging es für die Union-Fans mit der Metro in Richtung Stadion. Bevor die Union-Fans nach der Fahrt von der Metrostation aus die letzten anderthalb Kilometer bis zum Estadio Santiago Bernabéu zurücklegen durften, verzögerte die Polizei laut Angaben der Union-Fans erneut das Weiterkommen.
Am Gästeeingang angekommen warteten lediglich zwei geöffnete Zelte auf die 4.000 angereisten Union-Fans. Alle Fans sollten dort gleich drei Mal kontrolliert werden. Zwei Mal wurden die Union-Fans auf verbotene Gegenstände überprüft und einmal wurden die Namen der personalisierten Eintrittskarten kontrolliert. Letztlich dauerte diese Prozedur so lange, dass etwa zehn Prozent der angereisten Union-Fans nicht pünktlich zum Anpfiff im Stadion waren. Den betroffenen Union-Fans wurde somit ein bedeutender Moment in der Vereinsgeschichte genommen, ohne dass die Union-Fans was für diese Verzögerung konnten. Als Rekordsieger der Champions League bringt Real Madrid eigentlich genügend Erfahrung im internationalen Geschäft mit, um eine Anreise von 4.000 Gästefans reibungslos zu organisieren. Während des Anstehens vorm Eingang zum Gästeblock hielt sich die spanische Polizei, die bei Fußballfans für ihr ungastliches Verhalten bekannt ist, zwischen den Gästefans auf. Dabei kamen auch Polizisten auf Pferden in engen Menschenmassen zum Einsatz. Die Union-Fans verhielten sich trotzdem vorbildlich.
Wegen Problemen beim Reinbringen von Zaunfahnen stellte die Fanszene von Union Berlin den organisierten Support ein. Teilweise wurden Ultras von Union Berlin gar nicht ins Stadion hineingelassen. Wegen einer Blocksperre war für Union-Fans, die bereits im Stadion verweilten, auch der Ausgang aus dem Stadion versperrt. Union-Ultras, die schon Spiele gegen Falkensee, Wismar oder Neuruppin miterlebten und dem Verein immer die Treue gehalten haben, konnten wegen dieser Entscheidung der spanischen Polizei teilweise nicht dem ersten Spiel ihres Vereins in der Königsklasse beiwohnen.
In Spanien wird die Mitnahme von Zaunfahnen und Kleidungsstücken mit verschiedenen Motiven regelmäßig kriminalisiert. Dabei werden Aufschriften wie „Ultras“ häufig nicht geduldet, was mit angeblicher Gewaltverherrlichung begründet wird. Dies führte auch schon bei einem Gastspiel des FC Bayern München zu einem gewaltsamen Polizeieinsatz im Gästeblock in Madrid. Damals am 18. April 2017 kam es im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid zu Polizeigewalt gegen Gästefans aus Deutschland. Im Fall von Union Berlin wurde der Vorwurf der Gewaltverherrlichung nach unseren Informationen vor allem mit den Logos der zwei Ultragruppen Hammerhearts und Teen Spirit Köpenick begründet. „Wir widersprechen hiermit entschieden den Behauptungen die Fans von Union Berlin hätten versucht gewaltverherrlichende Fahnen & Banner mit ins Stadion zu nehmen. Es handelt sich um übliche Gruppenfahnen sowie die bekannte Reisekader-Fahne“, erklärte die Eiserne Hilfe zur Problematik mit den Zaunfahnen. (Faszination Fankurve, 20.09.2023)