„Lässt eine hohe persönliche Motivation erkennen“
Die Braun-Weiße Hilfe hat am Montagmorgen zum massiven Polizeieinsatz hinter der Gegengerade am Freitagabend Stellung genommen und dabei schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Die „unmittelbaren Gefahrenabwehr“ seit zum Zeitpunkt des Polizeizugriffs vorbei gewesen.
Die Polizei ging vorm Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV offenbar gegen St. Pauli-Fans vor, von denen sie vermutete, dass diese zuvor einer Gruppe angehörten, die sich in Richtung Glacischaussee und somit in Richtung Fanmarsch des HSV bewegte. Laut Fanhilfe hätte das Tragen einer schwarzen Jacken oder weitere äußerliche Merkmale ausgereicht, um hinter der Gegengerade, wo bereits eine vierstellige Anzahl an St. Pauli-Fans verweilte, ins Visier der Polizei zu geraten. Weiter wirft die Braun-Weiße Hilfe der Polizei vor, dass „Nur der HSV“ über Funk durchgegeben worden sei und ein Beamter einen Hitlergruß gezeigt habe.
„Die polizeiliche Aufgabe der sogenannten ‚unmittelbaren Gefahrenabwehr‘ hatte zu diesem Zeitpunkt also bereits stattgefunden. Warum kam es dann trotzdem zu massiver körperlicher Gewalt gegenüber Fans des FC St. Pauli? Anscheinend gab es seitens der eingesetzten Polizist:innen das Interesse, ein Exempel zu statuieren. Anders ist es nicht zu erklären, dass Polizeibeamt:innen wieder bis zum Stadion liefen und dort Fans körperlich in der Menschenmenge attackierten. Die Angriffe richteten sich hierbei gegen Fans, von denen die Polizei annahm, sie hätten zuvor der Gruppe angehört, die sich in Richtung Glacischaussee bewegt hatte. Äußerliche Merkmale wie bspw. eine schwarze Jacke schienen hierfür bereits auszureichen. Insbesondere das Ausmaß und die Qualität der Gewalt waren erschreckend. Die eingesetzten Techniken waren professionell und das Vorgehen rabiat. Beides legt den Schluss nahe, dass es den Polizist:innen insbesondere darum ging, möglichst große körperliche Schäden zu erzielen. So berichten betroffene Fans, sie hätten keinerlei ‚Widerstand‘ geleistet und seien trotzdem weiterhin körperlich angegangen wurden. Dabei wurden Fans z.T. schwer verletzt. Dieses eskalative und unverhältnismäßige Vorgehen lässt eine hohe persönliche Motivation erkennen. Dazu passen auch Berichte, einzelne Polizist:innen hätten beispielsweise ‚nur der hsv‘ gefunkt. Ein einzelner Beamter zeigte darüber hinaus den sogenannten ‚Hiltergruß‘ und beleidigte einen Fan auf persönlicher Ebene. Die Fanhilfe steht mit diesem bereits in Kontakt. Die Vorfälle zeigen, dass die Einsatzleistung der Hamburger Polizei am Spieltag entweder weiterhin eskalativ gegenüber Fussballfans vorgehen möchte, oder aber die eingesetzten Polizeibeamt:innen nicht unter Kontrolle hat. Beides erachten wir als höchst problematisch, zumal es sich bei den Leidtragenden dieser eskalativen Linie oftmals um gerade junge Menschen handelt. In der Vergangenheit hatte die Braun-Weisse Hilfe mehrfach auf diese Missstände hingewiesen, zuletzt in unserem Statement zum fehlenden Demokratieverständnis der Polizei Hamburg [Link]. Stattdessen erinnern die Aussagen von Zeug:innen sowie vorliegendes Bildmaterial hier an die Polizeigewalt rund um den G20-Gipfel in Hamburg. Zu befürchten bleibt, dass die jetzt angekündigte interne Aufarbeitung der Geschehnisse durch die Polizei Hamburg abermals im Sande verläuft und zu keinerlei Konsequenzen führt“, heißt es in der Stellungnahme der Braun-Weißen Hilfe. (Faszination Fankurve, 17.10.2022)