„Wenn der Nebel sich lichtet erstrahlt Europa in Rot und Weiß“
Das Conference League-Heimspiel des 1. FC Köln gegen den FK Partizan aus Belgrad wurde am Donnerstagabend in der Südkurve des Müngersdorfer Stadions mit einer großen Choreografie eingeleitet. Zunächst wurde dabei weißer Rauch gezündet und ein „Wenn der Nebel sich lichtet“-Plakat entrollt.
Kurz vorm Einlaufen der Mannschaften kam dann eine „Erstrahlt Europa in Rot und Weiß“-Botschaft zum Vorschein. Dahinter breiteten die Kölner-Fans eine riesige Blockfahne mit dem Stadtwappen von Köln aus. Rote und silberne Glitzertafeln in Strahlenform rundeten das Bild ab. In der letzten Reihe der Südkurve entzündeten Heimfans noch ein paar blinkende Stroboskope.
Anschließend folgte eine Gedenkminute für Torwart Milutin Šoškić, der sowohl für den 1. FC Köln und Partizan spielte. Den Todesopfern der Stadionkatastrophe in Indonesien wurde ebenfalls gedacht. Im Gästeblock brannten erst nach Anpfiff einzelne Bengalische Fackeln. Weitere Fackeln und ein Böller folgten im Gästeblock in der neunten Spielminute, als die Gäste aus Belgrad in Führung gingen. Mit einem "Freiheit für unsere Brüder"-Spruchband thematisierte die Revolte 0221 die Hausdurchsuchungen bei 16 Kölner Fans am Vortag, die wegen der Vorfälle in Nizza erfolgten. Dabei wurden fünf Haftbefehle vollstreckt.
Mit einem „Tatort Porz - Missbrauch Erzbistum - Keupstraßenanschlag - In der Vergangenheit versagt. Jetzt den 'großen Aufschlag' gewagt?“-Spruchband wurde in Südkurve von den Coloniacs ebenfalls auf die Hausdurchsuchungen angespielt und die Ermittlungsbehörden für ihre Arbeit in anderen Fällen kritisiert. Ein Lokalpolitiker der CDU, der in Porz aus einem fremdenfeindlichen Motiv auf eine Person mit Migrationsgeschichte geschossen haben soll, der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche sowie der Nagelbombenanschlag des Nationalsozialistischen Untergrunds in der Keupstraße waren dabei die genannten Fälle in Köln, in denen die Ermittlungsbehörden in die Kritik gerieten. "Mit den von uns genannten Beispielen möchten wir die Frage aufwerfen, wieso der größte Aufschlag im Aufgabenbereich der Staatsanwaltschaft Köln im Themenkomplex 'Nizza' erfolgte und nicht in Hinsicht auf den Bombenanschlag des NSU in der Keupstrasse 2004, den jahrzehntelangen Missbrauchskomplex des Erzbistums Köln oder im Fall der rassistisch motivierten Schießerei in Köln Porz am Silvestervorabend 2019. Der größtmögliche Aufschlag wäre an anderer Stelle wohl deutlich besser platziert und aufgehoben. Beim Bombenanschlag des NSU auf die Keupstrasse in Köln Mülheim im Jahr 2004 wurde jahrelang in falsche Richtungen ermittelt und beschuldigt. Eine anschließende Aufarbeitung dieses Ermittlungs- und Justizskandals fand nie ausreichend statt. Ähnlich verhält es sich mit über Jahrzehnte verübter sexualisierter Gewalt an Minderjährigen im Erzbistum Köln und den Kirchen in Deutschland. Hier konnte bis ins letzte Jahrzehnt von der Ebene des einfachen Gemeindemitglieds bis zum Kardinal munter vertuscht und versetzt werden. Die Staatsanwaltschaft schaute zu und ließ die Täter gewähren. Betroffene spielten keine große Rolle, der Schutz der Institution stand im Vordergrund, die Staatsanwaltschaft war ein willfähriger Bystander mit Beißhemmung. Und auch bei dem rassistisch motivierten Schuss eines ehemaligen Bezirksvertreters in Köln Porz 2019, bedurfte es erst des öffentlichen Drucks von Initiativen und engagierten Bürger*innen um die Staatsanwaltschaft nach Wochen zum Handeln zu zwingen. In all den genannten Fällen leiden zum Teil hunderte Betroffene bis heute unter den Folgen. Einen 'großen Aufschlag' der Staatsanwaltschaft Köln hätten die Betroffenen sicherlich damals gerne erlebt", gaben die Coloniacs Ultras dazu eine Spruchband-Erklärung ab. (Faszination Fankurve, 06.10.2022)