„Wir sehnen uns immer noch sehr nach dem Stadionbesuch“
Im Vorfeld des heutigen Heimspiels des Hamburger SV gegen den FC Hansa Rostock haben sich die Castaways Ultras zur aktuellen Situation zu Wort gemeldet. Die HSV-Ultras erklären in der Stellungnahme, dass man an einer Rückkehr ins Volksparkstadion gearbeitet habe.
Doch dann hat sich die pandemische Lage erneut geändert: „So gern wir hier einen für alle zufriedenstellenden Weg zurück ins Stadion aufgezeigt hätten, wir haben ihn im Augenblick noch nicht gefunden. Denn uns ist klar, dass es unmöglich scheint, allen Moral- und Mentalitätsvorstellungen innerhalb unserer Gruppe, der Szene und innerhalb des Stadions gerecht zu werden. Trotzdem möchten wir unserer führenden Rolle auf der Nordtribüne nachkommen und einen Versuch wagen. Als sich im Herbst die Stadien wieder füllten, wurden auch unsere Gedanken über eine organisierte Rückkehr konkreter. Es folgten Gespräche, wie und unter welchen Bedingungen so etwas stattfinden könnte. Doch genau diese Rahmenbedingungen änderten sich schneller und häufiger als gedacht. Fehlende Weitsicht, Planlosigkeit und intransparentes Vorgehen von Politik und Behörden erschwerten die Lösungsfindung zusätzlich. Dabei wissen wir das Engagement des HSV im Sinne aller Fans zu schätzen und wünschen uns, dass das auch weiterhin bestehen bleibt. Trotzdem befinden wir uns weiterhin in einem Ausnahmezustand, der jede Normalität außer Kraft setzt. Bilder aus zwischenzeitlich vollen Stadien wurden wieder durch Bilder aus vollen Intensivstationen ersetzt. Gern wären wir an dieser Stelle näher auf grundsätzliche Bedingungen eingegangen, unter denen wir uns eine Rückkehr vorstellen könnten. Allerdings fühlt sich der Zeitpunkt sehr unpassend an, um nun detaillierte Ansprüche öffentlich zu formulieren – was nicht heißt, dass wir diese nicht hätten. Nur so viel: So lange die Lage so beschissen bleibt wie jetzt, ist eine organisierte und geschlossene Rückkehr als Gruppe ins Stadion nicht vorstellbar und unsere Wunschbedingungen sind wieder in weite Ferne gerückt. Wir sehnen uns immer noch sehr nach dem Stadionbesuch, dem Grundstein von allem. Es gab viele Momente, in denen wir die Mannschaft gern so unterstützt hätten, wie wir uns es vorgenommen haben“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Castaways.
Die Ultragruppe geht auch auf Fehlentwicklungen auf der Nordtribüne und im Volksparkstadion während der eigenen Abwesenheit ein: „Umso wütender waren wir über die zwischenzeitlichen Zustände im gesamten Stadion und auch auf der Nordtribüne, die unsere Abwesenheit als Gruppe noch schwerer gemacht haben. Rassismus, Becherwürfe und andere Scheiße sind im Stadion nicht willkommen – Bleibt einfach zuhause! Abgesehen davon werden wir die Entscheidung und die Verantwortung eines Stadionbesuches weiterhin allen individuell überlassen, das heißt, niemanden dazu zu drängen oder daran zu hindern. Aus diesem Grund waren in der Hinrunde einzelne Mitglieder unserer Gruppe auch im Stadion anzutreffen, nur eben nicht als solche organisiert. Wöchentliche Wasserstandsmeldungen wird es hier auch künftig nicht geben und Stammtischdebatten dürfen gern weiter ohne uns stattfinden. Sobald Entspannung in Sicht ist, werden wir uns einmalig detaillierter äußern, gegebenenfalls auch kurzfristig. Jeder Versuch, unser (Nicht-)Auftreten als Boykott gegen die Mannschaft umzudeuten oder unsere Worte für gesamtgesellschaftliche Debatten zu instrumentalisieren, wird scheitern. Bleibt gesund und bis hoffentlich ganz bald!“, so die Stellungnahme weiter. (Faszination Fankurve, 12.12.2021)