Cannstatter Kurve blieb im „düsteren Moment für die ersten zehn Minuten stumm“
Der VfB Stuttgart bestritt am frühen Sonntagabend das 1.000 Bundesliga-Spiel im Neckarstadion. Doch dieses Jubiläum geriet nach den sich zuletzt überschlagenden Ereignissen beim VfB in den Hintergrund und die Fanproteste in den Vordergrund.
Unter dem Titel „Es reicht!“ hatte die Cannstatter Kurve fordert ausführlich Stellung zu den jüngsten Entwicklungen beim VfB genommen und u.a. den Rücktritt des Präsidiums gefordert. Mit einem „Mitglieder verkauft & verraten! Ihr habt zwei Wochen Zeit, diesen Fehler zu korrigieren!“-Spruchband kündigte die Cannstatter Kurve zuvor bereits beim Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim an, die jüngsten Entwicklungen beim VfB Stuttgart nicht einfach hinzunehmen. Für das Heimspiel gegen Heidenheim folgte dann der Aufruf an die VfB-Fans, in Schwarz im Neckarstadion zu erscheinen.
Tausende VfB-Fans folgten dem Aufruf der Cannstatter Kurve und erschienen am Sonntag in Schwarz. Vor Ort kündigte die Cannstatter Kurve dann einen zehnminütigen Stimmungsverzicht an: „Servus VfB'ler, es reicht! Mal wieder brennt bei unserem VfB vereinspolitisch der Baum. Ausgelöst durch die Abwahl des e. V.-Präsidenten als Aufsichtsratsvorsitzendem. Unabhängig von Personen wurde hierbei einseitig ein Versprechen gebrochen, das uns Fans und Mitgliedern im Zuge der Ausgliederung 2017 gegeben wurde. Ein zerstrittenes und folglich schwaches e. V.-Präsidium hat es ebenso wenig wie die weiteren e. V.-Vertreter im Aufsichtsrat geschafft, hier klare Kante gegen Investorenforderungen und für Mitgliederinteressen zu zeigen! Für uns ist klar, dass wir uns nicht ohne Widerstände verkaufen und verraten lassen! Daher bleibt die Cannstatter Kurve heute in diesem düsteren Moment für die ersten zehn Minuten stumm und organisiert keinen Support. Im Anschluss wollen wir unsere Stimmen erheben und kämpferisch den Support aufnehmen!“, hieß es in der Ankündigung der Cannstatter Kurve im Neckarstadion.
„Aufsichtsrat, Investoren, Präsidium: Es reicht!“, stand passend dazu vor der Kurve geschrieben. „Vogt, Adrion und Sebastian Müller raus!“, ergänzte das Commando Cannstatt. „Die Kehrwoche im Präsidium ist längst überfällig - Der Dreck muss weg!“, hieß es auf einem weiteren Spruchband. „Präsidium VfB: In allen Themen zweigeteilt, doch was euch ein ist eure Unzulänglichkeit! Ihr habt die Mitglieder hintergangen und verraten - übernehmt Verantwortung für eure Taten!“, forderte der Schwabensturm auf Plakaten. „Schluss mit Veternwirtschaft, Lobbismus & Intrigen - unabhängige & transpartente Vereinsführung jetzt!“ (Crew 36), „Die eilige Stellungnahme, die uns interessiert, lautet: 'Rücktritt des Präsidiums'“ (Schwaben Kompanie Stuttgart), „Vogt, Adrion & Riethmüller: Nach all der Scheiße geht's für euch auf die Reise - Raus aus dem Präsidium!“ (Schwabensturm), „Wer Mitglieder verkauft muss Plätze räumen: Tretet zurück!“ (Supporters Ebersbach), „Porsche & Mercedes: Demokratieverständnis in China gelernt?“ (Commando Cannstatt), „AR: Mit dem Code 'Mitgliederverarsche' spart ihr 5,49 % auf euren neuen Porsche.“ (Schwaben Kompanie), „Den ARV gegönnt. Bei Kritik Wasserwerfer?“ (Commando Cannstatt) stand während des Stimmgungsverzichts auf weiteren Spruchbändern der VfB-Fans geschrieben.
Vor Ablauf des Stimmungsverzichts zündeten Ultras des VfB Stuttgart in der achten Spielminute schwarzen Rauch in der Cannstatter Kurve, um die eigene Botschaft nochmals zu unterstreichen. Nach zehn Minuten starteten die Gesänge der Cannstatter Kurve mit einem lauten „VfB Stuttgart das sind wir!“-Rufen. Ultras des 1. FC Heidenheim zündeten später noch roten und blauen Rauch.
Der VfB ging gegen den Aufsteiger 2:0 in Führung. Heidenheim drehte das Spiel in der 2. Halbzeit und führte bis weit in die Nachspielzeit mit 3:2 im ausverkauften Neckarstadion vor erstmals wieder 60.000 Fans. Undav erzielte in der achten Minute der Nachspielzeit noch den Ausgleich zum 3:3 Endstand.
Sowohl die mitgereisten Ultras aus Heidenheim, als auch die Cannstatter Kurve hielten vor Anpfiff während eines Gedenkapplauses „Ruhe in Frieden Seba“-Botschaften hoch und gedachten damit einem 20 Jahre alten Fan beider Vereine, der im Alter von nur 20 Jahren an Leukämie verstarb. (Faszination Fankurve, 02.04.2024)