Umstrittener Polizei-Einsatz führt zu schweren Kopf- & Gesichtsverletzungen bei Fans

Hinter der Südkurve des Eintracht-Stadions kam es am gestrigen Samstag zu einem umstrittenen Polizei-Einsatz. Mindestens fünf Eintracht-Fans haben dabei schwere bis sehr schwere Kopf- oder Gesichtsverletzungen erlitten. Außerdem soll ein fünfjähriges Mädchen von Polizisten überrannt worden sein.

„Nach dem heutigen Spiel gegen Hertha BSC kam es zu einem massiv überzogenen Polizeieinsatz, bei dem mehrere Personen festgenommen und teils schwerverletzt wurden. Wir bitten alle Zeugen dieses Einsatzes, alle Foto- und Videomaterialien bereit zu halten und uns zu kontaktieren: info@blau-gelbe-hilfe.de Weiterhin wollen wir Euch dazu aufrufen: Wenn ihr heute geschädigt wurdet, geht zum Arzt und lasst die Verletzungen dokumentieren! Es gilt wie außerdem wie immer: Sprecht mit uns, nicht mit der Polizei! Lasst Euch nicht dazu hinreißen, mit einer gut gemeinten Zeugenaussage einem Freund einen Gefallen zu tun. Im Zweifel könnt Ihr nicht abschätzen, was die Polizei aus der Aussage macht“, heißt es im Zeugenaufruf der Blau-Gelbe Hilfe aus der Fanszene von Eintracht Braunschweig.

Umstrittener Polizei-Einsatz am Samstag im Eintracht-Stadion.
Umstrittener Polizei-Einsatz am Samstag im Eintracht-Stadion. Bild: Great Braunschweig

Die Polizei Braunschweig erklärte zu den Vorfällen hingegen: „Zum Ende des 2. Liga-Spiels am Samstagnachmittag ist es zu Einsatzlagen gekommen, bei denen das Einschreiten der Polizei erforderlich war. In der 90. Spielminute ist es zu verbalen Provokationen und Handgreiflichkeiten zwischen Anhängern beider Mannschaften im Bereich der Nordkurve gekommen, die sich auf den Zuschauerrängen vermischt hatten. Anhänger beider Lager überstiegen infolge Zäune und versuchten Block-übergreifend aneinander zu gelangen. Durch schnelles Eingreifen von Einsatzkräften konnten die Fanlager getrennt und die Situation schnell beruhigt werden. Ein Anhänger der Heimmannschaft wurde vorläufig festgenommen, nachdem dieser eine Ordnerin tätlich angegriffen hatte. Nach Spielende ist es hinter der Südkurve zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von Eintracht Braunschweig gekommen. Eine Ordnerin, die schlichtend eingreifen wollte, wurde daraufhin ebenfalls angegriffen. Daraufhin schritten Einsatzkräfte ein, um die Kontrahenten zu trennen und die Lage zu beruhigen. Durch Erscheinen der Polizei gelang dies zunächst. Anschließend solidarisierten sich ca. 200 Personen der Anhängerschaft von Eintracht Braunschweig und bildeten einen geschlossenen Block. Diese Personen sollten aus dem Stadion geleitet werden. Einhergehend mit verbalen Provokationen wurde schließlich ein Einsatzbeamter aus der Personengruppe heraus tätlich angegriffen. Um dieses Vorgehen zu unterbinden, drängten die Einsatzkräfte die Anhänger von Eintracht Braunschweig, auch unter Anwendung unmittelbaren Zwangs, zurück. Dies führte wiederum zu massiven tätlichen Angriffen auf Einsatzkräfte. Polizisten wurden geschlagen und getreten. Des Weiteren wurden Gegenstände, wie Fahnenstangen, Bierbecher, Gläser und auch Mülltonnen auf Einsatzkräfte geworfen und es kam zu mehreren versuchten Gefangenenbefreiungen. Unter Hinzuziehung weiterer Einsatzkräfte unter anderem auch der Reiterstaffel, konnte die Lage nach einiger Zeit unter Kontrolle gebracht werden. Dazu waren fortlaufende Zwangsmaßnahmen, unter anderem auch durch den Einsatz von Pfefferspray erforderlich. Nach Beruhigung der Lage entfernten sich die Anhänger von Eintracht Braunschweig. Im Rahmen dieses Einsatzes wurden insgesamt 13 Polizeibeamte verletzt, wovon vier nicht mehr dienstfähig sind. Eine Einsatzbeamtin wurde mit Verdacht auf eine Fraktur der Hand in ein Krankenhaus eingeliefert. Ein Polizeipferd wurde ebenfalls verletzt. Momentan bekannt ist, dass auch auf Seiten der Fanszene eine Person verletzt wurde. Dieser wurde nach Erstversorgung vor Ort in ein Krankenhaus eingeliefert. Beschädigt wurden außerdem zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei durch Besprühen mit Schriftzügen polizeifeindlichen Inhalts. Neben mehreren Festnahmen wurden die Personalien einer Vielzahl von Personen festgestellt. Es wurden unter anderem Strafverfahren wegen Landfriedensbruch, tätlichem Angriff, gef. Körperverletzung, versuchter Gefangenenbefreiung und Sachbeschädigung eingeleitet.“

Durch „Eine gesunde Entscheidung heilt kein krankes System - DFL, wir haben euch im Blick!“ und „Der Fußball lebt durch seine Fans - 50+1 unantastbar“-Plakate im Gästeblock sowie eine im TV deutlich sichtbare „50+1 bleibt!“-Botschaft dargestellt durch Plastikponchos im Heimbereich thematisierten beide Fanlager gestern nochmals die erfolgreichen Fanproteste gegen die Investoren-Pläne der DFL. (Faszination Fankurve, 25.02.2024)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von Eintracht Braunschweig:

Eintracht Braunschweig äußert sich zu Vorfällen beim Heimspiel gegen Hertha BSC
Auseinandersetzungen kurz vor und nach Spielende

Kurz vor Spielende der Partie Eintracht Braunschweig gegen Hertha BSC kam es laut Aussagen mehrerer Zeugen nach Pöbeleien von Anhängern von Hertha BSC zu einer Auseinandersetzung zwischen Fans beider Vereine in der Nordkurve, die durch den Einsatz von Ordnungsdienst und Polizei beendet wurden. Kurz nach Abpfiff kam es zu Auseinandersetzungen hinter der Südkurve.

Nach unseren Informationen kam es kurz nach dem Abpfiff zu einer durch zwei alkoholisierte Personen ausgelösten Rangelei im Umlauf der Südkurve. Diese Lage war durch das Eingreifen einer Ordnerin und mehreren Eintracht-Fans laut Zeugen beruhigt, als vor Ort eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Polizei einschritt. Da wir aus datenschutzrechtlichen Gründen keinen Einblick in die polizeilichen Videoüberwachungsaufnahmen bekommen, können wir uns aktuell lediglich auf uns gegenüber gemachten Zeugenaussagen und eigenes Erleben von Mitarbeitern von Eintracht Braunschweig vor Ort stützen. Daher werden wir uns nicht an Spekulationen zum Auslöser oder zum weiteren Verlauf des Geschehens beteiligen.

Fest steht aber, dass es neben, laut Pressemeldung der Polizei, 13 verletzten Beamtinnen bzw. Beamten, auch eine zweistellige Anzahl von verletzten Fans gibt. Davon haben mindestens fünf Eintracht-Fans schwere bis sehr schwere Kopf- oder Gesichtsverletzungen erlitten und mussten, teils ambulant, teils immer noch stationär, in Braunschweiger Krankenhäusern behandelt werden. Ein fünfjähriges Mädchen wurde von Polizisten überrannt und erlitt einen schweren Schock. In diesem Zusammenhang bittet der Fanhilfe-Verein „Blau-Gelbe Hilfe e.V.“ geschädigte Personen oder Zeugen der Vorgänge darum, sich mit ihr per E-Mail in Verbindung zu setzen.

Wir stehen mit der örtlichen Polizei in einem sehr guten Austausch und halten an dieser Stelle fest, dass Eintracht Braunschweig Gewalt gegenüber der Polizei eindeutig ablehnt. Allerdings hat es einen Einsatz mit derartigen Folgen im EINTRACHT-STADION seit sehr langer Zeit nicht mehr gegeben und das Ausmaß an Verletzungen so vieler Menschen wirft Fragen bezüglich der Verhältnismäßigkeit dieses Einsatzes und dem angemessenen Einsatzes polizeilicher Mittel durch einzelne Beamtinnen und Beamte auf. Daher appellieren wir an die Polizei, diese Vorgänge transparent, lückenlos und vollständig aufzuklären.

Eintracht Braunschweig wünscht allen verletzten Personen baldige Genesung und gute Besserung.
 

Update: 

„Ein achtjähriges Mädchen wurde von Polizisten überrannt und erlitt einen schweren Schock sowie eine Schädelprellung“, erklärte Eintracht Braunschweig nun zum Alter und zur Verletzung des Mädchens.

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