Als die Polizei versuchte, Braunschweiger Fans zu provozieren

Wir blicken im 4. Türchen des diesjährigen Adventskalenders zurück auf den 16. April 2023. Nur einen Tag nach den Vorfällen mit Fans des FC Carl Zeiss Jena am Berliner Hauptbahnhof (3. Türchen), sorgte die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) „Blumberg“ bei der Begleitung von Fans von Eintracht Braunschweig erneut für negative Schlagzeilen.

Der BTSV hatte an diesem Sonntag ein Auswärtsspiel auf St. Pauli, sodass viele Eintracht-Fans auf der Schiene nach Hamburg unterwegs waren. Ab dem Bahnhof Uelzen wurden sie dabei von der BFE „Blumberg“ begleitet. Schon hier sollen Beamte mehrere Fans „ohne erkennbaren Grund“ angerempelt haben, berichtete die Blau-Gelbe Hilfe. Auf der weiteren Fahrt nach Hamburg soll dann noch ein BTSV-Fan aufgrund des Mitführens einer Sturmhaube und eines Mundschutzes in Gewahrsam genommen worden sein. Außerdem seien seitens der BFE Aussagen gefallen wie „geht mal durch den Zug und mischt die Fans auf“, heißt es von der Blau-Gelben Hilfe weiter.

In Hamburg überprüften die Beamten dann auch noch die Identität zweier Eintracht-Fans, die laut BFE einen anderen BTSV-Fan angegriffen haben sollen. Dieser hatte jedoch mehrfach betont, dass es sich bei den beiden Festgehaltenen definitiv nicht um die Täter handeln würde.

Auch auf der Rückfahrt kam es laut Blau-Gelber Hilfe zu Provokationen durch die BFE: So sollen Beamte Trommeln ohne Ankündigung „unsanft“ aus dem Weg geräumt haben. Dadurch seien Verletzungen von Fans sowie durch den hohen Stellenwert von Fanutensilien auch mögliche Konfrontationen in Kauf genommen worden oder gar provoziert worden.

Umstrittene Polizei-Einsätze im Jahr 2023 im Rückblick:

Im kommenden Sommer steht die Europameisterschaft 2024 in Deutschland an. Wie schon bei der Weltmeisterschaft 2006 beobachten Fußballfans im Ligaalltag eine Zunahme von Repressionen und überharten Einsätzen der Polizei in und um die Stadien. Im diesjährigen Adventskalender von Faszination Fankurve schauen wir auf die umstrittenen Polizei-Einsätze im Kalenderjahr 2023.

Zuletzt häuften sich Einsätze an Spieltagen, die von betroffenen Ultras, aber auch von anderen Fans in den Stadien als überhart, überzogen oder völlig daneben eingestuft werden. Bundesweit fanden solche Vorfälle zuletzt medial Beachtung. Weil, anders als im Jahr 2006, mittlerweile in vielen Fanszenen sogenannte Fanhilfen entstanden sind, findet die Sicht von aktiven Fußballfans in der Berichterstattung regelmäßiger Aufmerksamkeit. Wie schon beim letzten Großturnier in Deutschland vor über 17 Jahren sind von umstrittenen Einsätzen vor allem Fußballfans betroffen, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten. Dieser Adventskalender zeigt, dass solch umstrittene Einsätze der Exekutive keine Einzelfälle sind. (Faszination Fankurve, 02.12.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der Blau-Gelben Hilfe vom 19.04.2023:

AUSWÄRTSFAHRT: DIE BEWEISSICHERUNGS- UND FESTNAHMEEINHEIT (BFE) „BLUMBERG“ GEHT GRUNDLOS RÜDE GEGEN EINTRACHTFANS VOR

Eintrachtfans, die am vergangenen Sonntag mit dem Zug zum Auswärtsspiel der Braunschweiger Eintracht gegen den FC Sankt Pauli reisten sahen sich Einsatzkräften gegenüber, die auf Eskalation aus waren. Bereits am Vortag waren Beamte der BFE „Blumberg“ durch ihr explizit aggressives Verhalten gegenüber Fans von Carl Zeiss Jena negativ in Erscheinung getreten.

Braunschweig – Fans in den Farben ihres Vereins erleben auf Auswärtsfahrt leider oft ungerechtfertigte Behandlung durch Einsatzkräfte der Polizei. So auch ein Teil der Fans der Braunschweiger Eintracht bei der Anreise zur Partie auf St. Pauli. Ab dem Bahnhof Uelzen wurden durch die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) „Blumberg“ begleitet.

Schon bei der Ankunft in Uelzen wurden Fans von den Beamten ohne erkennbaren Grund auf dem Bahnsteig angerempelt, weil sie aus Sicht der Beamten den Weg versperrten. Auf Grund des Mitführens eines Mundschutzes und einer Sturmhaube wurde ein Fan auf dem Weg von Uelzen nach Hamburg in Gewahrsam genommen. In Hamburg wurde er nach dem Anpfiff in einen Zug Richtung Braunschweig gesetzt. Allein das Mitführen der genannten Gegenstände ist nicht strafbewehrt. Nicht nur deshalb war während der Anreise die Stimmung im Zug angespannt: Belegbare Aussagen wie zum Beispiel „geht mal durch den Zug und mischt die Fans auf“ lassen eben kein objektives Verhalten von den beteiligten Polizeibeamten erwarten.

In Hamburg selbst mussten zwei Fans eine Überprüfung ihrer Identität über sich ergehen lassen, weil die Beamten der Auffassung waren, sie hätten einen anderen Eintrachtfan angegriffen. Allerdings hatte das vermeintliche Opfer eindeutig klargestellt, dass es sich bei den Festgehaltenen definitiv nicht um die Täter handelte.

Auf der Rückfahrt nahmen die Provokationen der Beamten gegenüber den Eintrachtfans zu. Unter anderem räumten Beamte der BFE „Blumberg“ Trommeln ohne Ankündigung unsanft aus dem Weg, sodass einerseits Verletzungen von Fans in Kauf genommen wurden und bei dem bekannt hohen Stellenwert von Fanutensilien, augenscheinlich auch alles für eine Konfrontation versucht wurde.

Laut der Blau-Gelben Hilfe grenze es an ein Wunder, dass es deswegen nicht zu der gewollten größeren Konfrontation zwischen den Einsatzkräften und den Fans gekommen ist. „Unsere Fans blieben trotz der Provokation seitens der Einsatzkräfte verhältnismäßig besonnen und ließen sich nicht von den Beamten zu unbedachten Handlungen verleiten“, beschreibt Mike Wasner, Sprecher der BGH die Reaktion der betroffenen Fans während der An- und Abreise. „Allerdings ist das Verhalten der Beamten keineswegs akzeptabel und verwerflich. Warum es kein Einschreiten bei einer bekannter maßen, immer wieder derart aus dem Ruder laufenden Polizeieinheit gibt, bleibt äußerst fraglich.“

Die Blau-Gelbe Hilfe fordert eine lückenlose Aufarbeitung aller vergehen der BFE „Blumberg“ und einen sofortigen Einsatzstopp bei Fußballspielen, da die besagte Einheit eine Gefahr für friedliche Fußballfans darstellt und dem Umfeld rund um die Spieltage offensichtlich nicht gewachsen ist.

Es besteht die Möglichkeit Gedächtnisprotokolle, Fotos oder Filmmaterial an die Blau-Gelbe Hilfe zu übermitteln (info@blau-gelbe-hilfe.de).

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