„Mindestens 70 Verletzte, 7 schwerverletzte Fans“: Stellungnahme der Fanhilfe aus Frankfurt

Im Nachgang des umstrittenen Polizei-Einsatzes gegen Eintracht Frankfurt-Fans beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart hat „Der 13. Mann“, die Fanhilfe aus der Eintracht Frankfurt-Fanszene, Stellung zu den Vorfällen genommen. Der Einsatz im Umlauf der Nordwestkurve sei der massivste Polizeieinsatz aller Zeiten im Waldstadion gewesen.

Anders als die Polizei Frankfurt am Samstagabend mitteilte, habe es gestern keinerlei Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Fans gegeben. In der Pressemitteilung der Polizei war, anders als bei X (ehemals Twitter), nichts mehr von „rivalisierenden Fangruppen“ zu lesen, „die Eskalation untereinander suchten“.

Zudem sei der Frankfurter Fanszene laut eigenen Angaben bereits vor Spielbeginn bekannt gewesen, dass die Polizei einen Großeinsatz plane. Zunächst soll von einer zivil gekleideten Person versucht worden sein, eine Einzelperson festzunehmen.

Anschließend entwickelten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, die etwa eine halbe Stunde andauerten. Die Polizei sei dabei immer wieder mit Pfefferspray und Schlagstöcken auch gegen unbeteiligte Eintracht-Fans vorgegangen. Deshalb seien laut Angaben der Fanhilfe mindestens 70 Personen verletzt worden, sieben Fans davon schwer.

Eintracht-Fans verlassen die Nordwestkurve.
Eintracht-Fans verlassen die Nordwestkurve. Bild: Faszination Fankurve

Auch die Polizei spricht von verletzten Personen in den eigenen Reihen. Bei der Polizei Frankfurt wurde bereits eine Sonderkommission eingerichtet, um Ermittlungen gegen Fans zu führen: „Gegen 17:45 Uhr, also noch vor Spielbeginn, griffen Anhänger von Eintracht Frankfurt den Ordnungsdienst bei einer Zugangskontrolle vor Block 40 zur Nordwestkurve an. Dabei attackierten sie auch vor Ort befindliche Rettungskräfte. Als der Ordnungsdienst die Polizei daraufhin um Hilfe rief, solidarisierte sich spontan eine große Zahl von Angehörigen der Frankfurter Risikofanszene und attackierte massiv die Einsatzkräfte. Unter anderem kam es zu einer Vielzahl von gezielten Würfen mit Flaschen, Pyrotechnik und schweren Eisengittern. Die Polizei setzte zur Abwehr der Angriffe einfache körperliche Gewalt, Pfefferspray und Schlagstöcke ein und stoppte die Ausschreitungen durch die sofortige Herbeiführung weiterer Einsatzkräfte. Beamtinnen und Beamte aus Rheinland-Pfalz sowie der Bundespolizei unterstützten die Hessische Polizei. Mit der Erhebung der Verletzungs- und Schadensbilder wurde noch am Abend begonnen. Auf Seiten der Polizei wurden infolge der Ausschreitungen durch die Gewalttäter eine mittlere zweistellige Anzahl an Beamtinnen und Beamten verletzt. Nach derzeitigen Erkenntnissen mussten vier Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus behandelt werden. Zudem beschädigten die Angreifer zwei Rettungsfahrzeuge und verletzten einen Diensthund. Darüber hinaus erlitt eine noch unbekannte Anzahl an Ordnern, Rettungskräften und Stadionbesuchern ebenfalls Verletzungen. Noch während der Angriffe nahm die Polizei mehrere Tatverdächtige fest“, begründet die Polizei Frankfurt den umstrittenen Einsatz in der Nordwestkurve. (Faszination Fankurve, 26.11.2023)

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Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von „Der 13. Mann“:

Gewalteskalation durch die Polizei bei Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Heute kam es beim Spiel gegen den VfB Stuttgart im Umlauf der Nordwestkurve zum massivsten Polizeieinsatz, den wir im Waldstadion je erlebt haben. Auch hier in Frankfurt wollte man sich offenbar an der bundesweiten Eskalationsstrategie der Polizei beteiligen, die in den letzten Wochen (beispielsweise bei St. Pauli gegen Hannover oder Bochum gegen Köln) schon zu etlichen verletzten Fans geführt hat.

Im Vorfeld geplanter Großeinsatz - obwohl kein Risikospiel

Auch in Frankfurt gibt es seit Monaten einen schwelenden Konflikt. An diesem Samstag wollte die Frankfurter Polizei unter ihrem brandneuen Einsatzleiter dann wohl ein Exempel statuieren. Uns war schon vor dem Spieltag bekannt, dass ein Großeinsatz geplant ist und Polizeikräfte beispielsweise gar aus dem Urlaub zurückgerufen wurden. Jeder im Stadionumfeld konnte beobachten, dass für ein Spiel um 18:30 Uhr ungewöhnlich früh ungewöhnlich viele Einsatzkräfte vor Ort waren, obwohl das Spiel nicht als Risikospiel eingestuft war. Unter den mehreren Hundertschaften war auch Verstärkung aus anderen Bundesländern.

Keinerlei Auseinandersetzung zwischen den Fangruppen

Am gesamten Spieltag kam es zu keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen, weder vor, noch nach dem Spiel. Auch die von der Polizei Frankfurt über Twitter/X um 18:06 Uhr verbreitete gesuchte Eskalation rivalisierender Fangruppen" hat schlichtweg nicht stattgefunden. Vielmehr kam es vor Block 40 zu einer versuchten Festnahme durch eine zivil gekleidete Person, mutmaßlich weil keine korrekte Eintrittskarte vorlag. Wenige Sekunden später stand bereits die Polizei inklusive Videoüberwachungsmaßnahmen parat und betrat massiv den Bereich vor Block 40. Die Einheiten müssen also für diesen Einsatz bereits parat gestanden haben.

Mindestens 70 Verletzte, 7 schwerverletzte Fans

Anschließend kam es zu einer mindestens 30-minütigen Konfrontation, bei der die Polizei immer wieder unter Schlagstock- und Reizstoffeinsatz vorrückte ohne jede Rücksicht auf Verluste auch unter normalen Fans, Frauen und Kindern. Die genaue Zahl der Verletzten ist für uns noch nicht absehbar, schon jetzt wissen wir von mindestens 70 verletzten Fans, davon sieben Schwerverletzte. Teilweise waren Fans bewusstlos und stürzten die Treppen hinunter, die Rettungskräfte kamen mit dem Abtransport zeitweise nicht mehr nach. In den Blockeingängen und den Blöcken selbst mussten verletzte Fans von anderen Fans die ganze erste Halbzeit über versorgt werden. Durch das in die Blöcke hineinwehende Reizgas wurden Fans sogar während des Spiels über Tore zum Stadioninnenraum evakuiert.

Was ist eigentlich die Aufgabe der Polizei?

Uns fehlen angesichts dieser gezielten Eskalation die Worte und wir stellen uns die Frage: Was ist eigentlich die Aufgabe der Polizei? Heute hat sie nicht nur tausende Eintrachtfans in ihrem Stadionbesuch beeinträchtigt, sie hat auch massiv die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit der Menschen gefährdet und dabei bewiesen, dass es ihr nicht um Strafverfolgung oder die Aufrechterhaltung von Ordnung geht. Mit diesem Gewaltexzess wollte man vor der EM 2024 vielmehr die Muskeln spielen lassen. Leidtragender davon ist Eintracht Frankfurt, die bei diesem Spiel aufgrund der etlichen Verletzten auf die gewohnt stimmgewaltige Unterstützung aus der Kurve verzichten musste.

Wir rufen alle betroffenen Eintrachtfans auf, sich mit einem möglichst detaillierten Gedächtnisprotokoll unter info@der-13te-mann.de zu melden, wenn sie beim Polizeieinsatz verletzt wurden oder nützliche Informationen haben.

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