20 Jahre Hauptstadtmafia & Statement zu Polizeigewalt

Die Hertha BSC-Ultras von der Hauptstadtmafia feierten am Freitagabend beim Auswärtsspiel bei Hannover 96 ihren 20. Geburtstag. „Hauptstadtmafia 2003 - Ultras bis zum Schluss“, lautete das Motto der Aktion. Die Fanszene von Hannover 96 erklärte nach den Vorfällen am Millerntor die Polizei zum Feind Nummer 1.

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„Gebote der Verhältnismäßigkeit - Definition der Polizei HH: Legitimation: Beendete Rangelei im Block - Erreichung - Verfolgter Zweck: 0 gerettete Personen, unzählige Verletzte - Wahl des mildesten Mittels: Willkürlich Pfefferspray & Schlagstock - Grenze des Zumutbaren: Tote durch Schusswaffengebrauch - Urteil: Bullen sind Kriminelle in Uniform & Feind Nummer 1!“, stand in der Nordkurve des Niedersachsenstadion auf großflächigen Spruchbändern geschrieben.

Spruchbänder der Hannover 96-Fans zum umstrittenen Polizei-Einsatz am Millerntor.
Spruchbänder der Hannover 96-Fans zum umstrittenen Polizei-Einsatz am Millerntor. Bild: mapier44

„Unabhängige Ermittlungsinstanz Polizeigewalt - jetzt! Verbot von Pfefferspray bei Großveranstaltungen! Bullen raus aus allen Fankurven!“, lauteten konkrete Forderungen auf Plakaten der Hannover 96-Fanszene. Im Gästeblock war bei den Ultras von Hertha BSC eine "Bullenhass"-Botschaft zum Thema zu lesen.

Forderungen der Hannover 96-Fans nach umstrittenem Polizei-Einsatz am Millerntor.
Forderungen der Hannover 96-Fans nach umstrittenem Polizei-Einsatz am Millerntor. Bild: unterwegsmitdv

Die Rote Kurve hatte im Vorfeld des gestrigen Heimspiels von Hannover 96 bereits ein Statement zum Thema Polizeigewalt veröffentlicht. Demnach wurden am Millerntor etwa 50 Personen verletzt. Laut Einschätzung der Roten Kurve wollte die Polizei nie den Ursprungsort, an dem im Gästeblock Hannover 96 aneinander gerieten, erreichen. (Faszination Fankurve, 25.11.2023)

Blockfahne zu 20 Jahren Hauptstadtmafia.
Blockfahne zu 20 Jahren Hauptstadtmafia. Bild: Mapier44

Faszination Fankurve dokumentiert das Statement der Roten Kurve zum Thema Polizeigewalt:

 Schlagstöcke und Pfefferspray

Gästeblock Millerntor 10.11.2023

Was bleibt über nach zwei Wochen Gewalt an 96- Fans im Gästeblock des FC St. Pauli oder eher was fehlt? Dazu später mehr. Wir haben über 50 verletzte Fans nach einem völlig in die Irre gelaufenen Polizeieinsatz. Rote Kurve- Supporters waren im Block und teilweise in unmittelbarer Nähe zu den zwei neuralgischen Punkten, denen in der Berichterstattung und von der Polizei viel Aufmerksamkeit zuteil wurde. Im unteren linken Teil des Gästeblocks, wo es vor dem Polizeieinsatz zu einer kleineren, handfesten Auseinandersetzung von 96-Fans kam und zum späteren Zeitpunkt am Mundloch, durch das die Polizei stürmte und sich direkt davor postierte und erste Pfefferspray Attacken startete.

Unabhängig von vielen Augenzeugen Berichten und dem Statement der Fanhilfe Hannover berichten unsere Mitglieder genau deren Sichtweise und können die Schilderungen bestätigen, wie unverhältnismäßig die Einsatzkräfte agierten. Die Polizei erklärte, dass sie den Block stürmte auf Grund der Auseinandersetzung der 96-Fans, um einem verletzten Fan zur Hilfe zur eilen. Dort jedoch kam die Polizei nie an oder hatte auch gar nicht die Absicht. Die Situation unter den betreffenden Fans war geklärt und auch die Ordner erkannten keine gefährdete Situation. Wir heißen Gewalt unter Fans als Lösung in keiner Weise für gut, aber wir müssen hier das Ganze ins Verhältnis setzen.

Die Supporter vor Ort hatten den Eindruck, dass die Polizei zu dieser Stelle im Block gar nicht vordringen wollte. Erstens war beim Eintreffen der BFE-Einheit der Konflikt gelöst und zweitens positionierten sich die Einsatzkräfte unmittelbar am und im Mundloch, fernab vom Ort des vorangegangenen Konflikts und versperrten einen Fluchtweg. Dann begann der Einsatz unmittelbar mit Pfefferspray und traf völlig unbeteiligte Personen. Dies steigerte sich im Laufe der Auseinandersetzung, denn nun fingen einige Fans an sich zu wehren und versuchten die Einsatzkräfte aus dem Block zu vertreiben. Es flogen Bierbecher und leichte Plastikstangen. Diese Wurfgestänge stellten zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr dar, für die in voller Schutzmontur ausgerüsteten Polizisten.

Es folgte ein exorbitanter Einsatz von Pfefferspray und wilde Schlagstockeinsätze auf Kopfhöhe. Dabei wurden nicht nur Fans getroffen, die sich wehrten, sondern auch viele die weiterhin versuchten unbeteiligt zu bleiben, was in einem völlig befüllten Auswärtsblock mit versperrten Fluchtweg kaum bis gar nicht möglich ist. Was bleibt bei den Fans? Panikattacken, Atemnot, Quetschungen, schwere Hämatome und Knochenbrüche.

Es hätte noch schlimmer enden können und vor allem bleibt eines: Totales Unverständnis!

Niemand wurde oder musste gerettet werden, warum zog die Polizei nicht einfach wieder ab?

Die Fans vor Ort hatten zu keiner Sekunde das Gefühl, dass die Polizei hier jemanden schützen noch geschweige helfen wollte.

Was fehlt?

Der nachträgliche Umgang, mit dem eigenen Vorgehen macht es ebenfalls keineswegs besser.
Mit einem transparenten, ehrlichen Statement hätte man seitens der Hamburger Polizei Vertrauen zurückgewinnen können.

Es fehlt demnach ein klares, selbstkritisches Ausrufezeichen der Polizei. Stattdessen verbreitete man Rechtfertigungen über die Presse, die sich im Zusammenhang mit dem vor Ort erlebten völlig absurd lasen. Klar, es gibt Personen oder Gruppen im Fanumfeld welche zur Polizei ein gespanntes Verhältnis leben und vermutlich pflegen.

Gewiss gibt es im Fußballumfeld auch Personen welche Gewalt suchen, doch es gibt auch eine hohe Mehrheit an Fans, die zum Fußball fahren und Gewalt nicht als einen Teil ihres Fanlebens zählen. In diesem Sinne liebe Polizei, bestimmte Journalisten und geehrtes Innenministerium, es gibt keine homogene Fanszene oder „die Fans“. Nein, so ein Auswärtsblock mit über tausenden Menschen ist keine zu verallgemeinernde Masse. Daher wirft es Fragen auf, was die Polizei in dieser Art und Weise in dem überfüllten Auswärtsblock suchte? Von den Fans im Block kam niemand zu der Erkenntnis, dass die BFE-Einheit jemanden „retten“ wollte.

Also was, sollte dieser brutale Auftritt? Galt es, ein Zeichen zu setzen? Für wen? Für die gewaltbereiten Fans? Dann vereinbaren sie lieber das nächste Mal ein Treffen in feinster Hooligan Manier, anstatt einen vollen Block zu stürmen und auf jegliche Fans einzudreschen und zügellos mit Reizgas zu sprühen und Massen an Verletzten in Kauf zu nehmen. Sich so zu verhalten, wie man es bestimmen Anhängern vorwirft, ist kein Vorbild, sondern schlichtweg fatal, wenn man sich wünscht, dass Menschen der Polizei vertrauen sollen und man sich von Gewalt distanziert.
Da helfen im Zeitalter Internet auch keine Presseerklärungen der Polizeigewerkschaft mehr oder absurde Twitterbeiträge und das Traurige an der ganzen Sache: Niemandem ist damit geholfen! Viele Fans erzählen Erlebtes in ihren digitalen Netzwerken und YouTube Videos zeigen, wie willkürlich Polizeibeamte mit Pfefferspray in den vollen Block sprühen. Es wirkt bei einem YouTube Video so, als müsste ein Beamter vor dem Block noch seine ganze Kanne Reizgas leeren, obwohl seine Kollegen längst den Rückmarsch einleiteten.

- Viele Fans fordern seit Jahren, dass der Pfefferspray Einsatz unterbunden werden muss -
Der entscheidende Punkt hierbei: Die Polizei sollte in jeglicher Hinsicht nicht den Eindruck erzeugen Hooligan in Uniform zu sein! Doch genau das empfinden viele Fans und vor allem Auswärtsfahrer seit Jahren bei bestimmten Einheiten, hier vor allem die BFE.

By the way, viele verletzte 96-Fans wurden im Krankenhaus noch von der Kripo verhört und bekamen Anzeigen für Landsfriedensbruch. Auf welcher Basis erschloss sich nicht. Differenzierung ausgeschlossen. Welch zynischer Auftritt und was bleibt da bei den Fans für ein Gefühl zurück? Willkür!

Erinnerung. Schon vor der WM 2006 hatten viele Fußballfans und Auswärtsfahrer aller Vereine zahlreiche Erfahrungen mit aus dem Ruder gelaufenen Polizeieinsätzen. Willkürliche Einkesselungen, stundenlanges Festhalten mit Personalisierungen, Schlagstockeinsätze und vor allem das inflationäre Einsetzen von Pfefferspray.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft Hamburg twitterte am folgenden Tag nach dem Vorfall, dass „immer wieder (…) der Fußball als Gewaltbühne missbraucht wird, dass muss ein Ende haben.“
Genau und das gilt für alle und vor allem auch für das Vorbild Polizei!

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