Fanprotest erfolgreich: Braunschweig schafft Topspielzuschlag ab

Der Zweitligist Eintracht Braunschweig führte zu Saisonbeginn einen sogenannten Topspielzuschlag bei fünf Heimspiele ein, der erhöhte Preise für Tageskarten bei Heim- und Gästefans bedeutete. Beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli protestierten beide Fanlager gegen diese Ticketpreise.

Tennisballprotest der FC St. Pauli-Fans in Braunschweig hinter einer "Fußball muss bezahlbar bleiben"-Botschaft.
Tennisballprotest der FC St. Pauli-Fans in Braunschweig hinter einer "Fußball muss bezahlbar bleiben"-Botschaft. Bild: bs1895.de

Unter dem Motto „Fußball muss bezahlbar bleiben – gegen Topspielzuschläge und steigende Ticketpreise!“ rief Ultrà Sankt Pauli (USP) damals zum Boykott der ersten fünf Minuten des Auswärtsspiels bei Eintracht Braunschweig auf und begründete dies mit dem dort erhobenen Topspielzuschlag. Der Gästeblock des Eintracht-Stadions blieb bis zu diesem Zeitpunkt entsprechend leer. USP platzierte während des Protests eine „Fußball muss bezahlbar bleiben!“-Botschaft vorm Block.

"Letzter Warnschuss - Topspielzuschläge abschaffen, jetzt!"-Spruchband der Eintracht Braunschweig-Fans auf der Südtribüne.
"Letzter Warnschuss - Topspielzuschläge abschaffen, jetzt!"-Spruchband der Eintracht Braunschweig-Fans auf der Südtribüne. Bild: bs1895.de

In der gegenüberliegenden Südkurve organisierten Cattiva Brunsviga und Co. einen fünfminütigen Stimmungsverzicht. Außerdem wurde eine eigentlich geplante Choreografie aus Protest gegen den Topspielzuschlag wieder abgesagt. „Choreo heute abgesagt wegen Topspielzuschlag“ und „Letzter Warnschuss - Topspielzuschläge abschaffen, jetzt!“ war dazu auf Spruchbändern der Eintracht-Fans zu lesen. „Das 'Topspiel sehn' wir als Kompliment - Die Ticketpreise als gefährlichen Trend“, lautete ein weiteres Spruchband von USP im Gästeblock. In der zweiten Hälfte protestierten die Gästefans zudem mit fliegenden Tennisbällen.

Am gestrigen Donnerstag teilte Eintracht Braunschweig mit, dass der erhobene Topspielzuschlag mit sofortiger Wirkung abgeschafft wurde. Die aktive Fanszene von Eintracht Braunschweig erreichte damit ihr Ziel.

„Auf Basis der schwieriger gewordenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie gestiegene Energie- und Verbrauchskosten, höheren Miet- und Pachtzahlungen, gestiegenen Mindestlöhnen sowie den zu erwartenden Zuschauereinnahmen hatten wir die Ticketpreise für die Saison 2023/2024 kalkuliert und uns in dem Wissen, die Dauerkartenpreise bereits erhöht zu haben, zur Abfederung der Kosten schweren Herzens für eine Aufteilung der Spiele in zwei Kategorien, kurz: die Erhebung von Topzuschlägen auf Tageskarten bei fünf Heimspielen, entschieden. Obwohl es in unseren Augen mittlerweile eine sehr gut funktionierende Fankommunikation, auch und gerade im Verstetigten Dialog, gibt, wurde das neue Konzept, wenn auch unbeabsichtigt, leider nicht rechtzeitig an unsere Fanvertretungsorganisationen kommuniziert. So war eine Berücksichtigung der Meinungen und Argumente der Vertreterinnen und Vertreter bei unserer Entscheidung nicht mehr möglich. Von Seiten der Fanvertreterinnen und Vertreter wurde uns im Austausch signalisiert, dass Topzuschläge aus verschiedenen Gründen abgelehnt werden. Unabhängig von den Protesten beim Heimspiel gegen St. Pauli haben sich unsere Fanvertreterinnen und Vertreter und wir im Rahmen unseres regelmäßigen Dialogs noch einmal intensiv zu diesem Thema ausgetauscht. Im Ergebnis haben wir noch einmal alle möglichen Alternativen zum aktuellen Zwei-Kategorienmodell intensiv geprüft. Erfreulicherweise sind die laufenden Ticketeinnahmen etwas besser als die Einnahmen, die wir vor Saisonbeginn kalkuliert haben. Mittlerweile hat auch ein Spiel mit Topzuschlägen stattgefunden, welches uns entsprechende Zusatzeinnahmen gebracht hat. Daher haben wir beschlossen, für den Rest der Spielzeit auf die Erhebung von Topzuschlägen zu verzichten und stattdessen als Ausgleich, beginnend mit dem Heimspiel gegen Osnabrück, ausschließlich die Tageskartenpreise moderat zu erhöhen. Gleichzeitig werden wir ein anderes Konzept, mit dem wir eigentlich erst zur Saison 2023/2024 starten wollten, vorziehen: Ebenfalls beginnend mit dem Heimspiel gegen Osnabrück werden wir bei jedem Heimspiel insgesamt 50 Plätze, davon 25 in der Süd- und 25 in der Nordkurve, sozial schwächeren Mitgliedern unserer Fangemeinschaft zum Preis von 5 Euro zur Verfügung stellen. Weitere Informationen dazu folgen zeitnah. Teil der Identität unseres Vereins ist, neben einem ausgeprägten sozialen Verantwortungsgefühl, auch das Bewusstsein, ein Fanverein zu sein, der bestrebt ist, traditionelle Werte mit den Herausforderungen der Zukunft bestmöglich in Einklang zu bringen. Dazu gehört u. a. auch, dass wir mit unserem Angebot sozial schwächeren Eintracht-Fans, die sehr wenig Geld im Portemonnaie haben, den Besuch der Spiele im EINTRACHT-STADION ermöglichen wollen. Wir sind zuversichtlich, dass alle Fans unserer Eintracht dies genauso sehen und diesen Weg unterstützen“, teilte Eintracht Braunschweig dazu mit. (Faszination Fankurve, 20.10.2023)

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