„Der Staat stört sich an unserer Kurve“: Ultras Frankfurt äußern sich

Die Ultras Frankfurt äußerten sich anlässlich des Heimspiels gegen den SC Freiburg mit einem Statement zur aktuellen Situation in der Nordwestkurve. Dort werden aktuell keine Choreografien gezeigt. Die Ultras sehen sich durch die Feuerwehr Frankfurt in ihrer Kreativität und Leidenschaft beschnitten.

„Eintracht Frankfurt: Große Erfolge feiern durch Freiheit und Leidenschaft - Feuerwehr Frankfurt: Kleine Egos kompensieren durch weltfremde Behördenwillkür“, war deshalb zum Heimspiel der Eintracht gegen den SC Freiburg in Großbuchstaben in der Nordwestkurve zu lesen. Dazu ein Hinweis auf die Webseite der Ultras Frankfurt. Dort veröffentlichte die Gruppe unter dem Titel „Entflammte Herzen. Für eine freie Kurve.“ ein Statement, das auch im Waldstadion schon an die Eintracht-Fans verteilt wurde. (Faszination Fankurve, 26.09.2023)

Spruchband der Ultras Frankfurt in der Nordwestkurve beim Heimspiel gegen Freiburg. Bild: eintracht-online.net

Faszination Fankurve dokumentiert das Statement der Ultras Frankfurt:

Entflammte Herzen. Für eine freie Kurve

Schon mal im Zoo einen Geparden gesehen, der mit 120 km/h eine Gazelle jagt? Schon mal gehört, dass ein Wissenschaftler eine bahnbrechende Erfindung gemacht hat, obwohl man ihm all seine Instrumente weggenommen hat? Schon mal erlebt, wie eine Fankurve, die von vorne bis hinten umzäunt ist, reguliert und eingeschränkt wird, in der Polizei ein- und aus- geht, fanatisch eine Mannschaft zu nicht geglaubten Titeln treibt?

Nein? Weil es mitunter für besondere Dinge auch eine gewisse Freiheit braucht! Ohne diese hätte die Nordwestkurve niemals eine so außergewöhnliche Kreativität und Leidenschaft entwickeln können, dass wir alle gemeinsam ein Baustein im wahnsinnigen Erfolg der Eintracht in den letzten Jahren geworden sind.

Leider haben sich die Voraussetzungen geändert: Die Feuerwehr sorgt dafür, dass Choreographien nicht mehr genehmigt werden. Die Behörden lassen die Tore innerhalb der Kurve schließen, die seit Jahrzehnten offen waren, im neuen Oberrang steht gleich alle paar Meter ein Zaun. Die Polizei erhöht ihre Präsenz ohne Grund von Spiel zu Spiel und postiert sich vermehrt im Umlauf der Kurve und gar in den Blockeingängen.

Natürlich müssen wir uns nichts vormachen: In der Kurve wird nicht jedes Gesetz haarklein befolgt. Es gibt Grenzüberschreitungen und eigene Verhaltensweisen, eine gewisse Selbstregulation. Das mag kein Staat. Aber es gibt hier für Veranstaltungen dieser Größenordnung weder überdurchschnittlich viele Verletzungen noch ungewöhnlich häufig sicherheitsrelevante Vorfälle. Egal, was sie euch erzählen wollen: Das ist nicht der Grund dafür, dass die Behörden sich hier vermehrt aufspielen. Das liegt an der persönlichen oder politischen Profilierung mancher Beamter - aber vor allem an einem: eine freie Kurve, in der tausende Menschen zu einer Masse werden, die tatsächlich Grenzen verschiebt und posi- tive Bilder erzeugt. Die allzu oft als ein Teil des Frankfurter Erfolgsrezepts beschrieben wird. Die aber dabei stets unbequem und kritisch bleibt und gar einen solchen Einfluss entwickelt, z.B. die verhassten Montagsspiele wieder abzuschaffen oder zur Wahlniederlage eines Oberbürgermeisterkandidaten beizutragen. Eine solche Kurve, eine solche Kultur ist dem repressiven Staat stets ein Dorn im Auge.

Im Klartext: Der Staat stört sich an unserer Kurve, daran, wie wir leben. Dass wir ein Kollektiv darstellen, das weitaus solidarischer agiert, als man es in unserer Gesellschaft gewohnt ist. Dass wir uns nicht den Mund verbieten lassen. Und genau das wird auch weiterhin nicht passieren. Wir werden uns unseren Freiraum zurückholen, auch wenn das länger dauern mag. So lange gibt es leider keine Choreographien in Frankfurt, so lange müssen wir immer wieder auf verschiedenste Weise unbequem sein, so lange werden wir nicht nachlassen, das Handeln der Behörden öffentlich zu machen. Denn: Der Ficker fickt zurück! Für eine freie Kurve voller entflammter Herzen.

ULTRAS FRANKFUR

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