"Das Bild der Unprofessionalität zieht sich zunehmend durch den Verein"

In einem offenen Brief wandte sich die Pappelkurve Lübeck zuletzt an den Vorstand, den Aufsichtsrat, die Beschäftigten und die Mitglieder des VfB Lübeck. Darin äußert sie diverse Sorgen, die sich in der Fanszene aufgrund von Unprofessionalität im Verein breitmachen.

Vor allem in den Bereichen Sponsoring, Marketing, Kommunikation und Jugend- und Amateursport sieht die Pappelkurve dringenden Verbesserungsbedarf. Ansonsten befürchte man als Fanszene ein drittes Mal in der jüngeren Vergangenheit das Verschlafen der Gelegenheit, in sportlich erfolgreichen Zeiten den Gesamtverein zu professionalisieren. Daher sei die Sorge groß, dass der Verein bei ausbleibendem sportlichen Erfolg wieder einmal in sich zusammenfallen könnte, wenn diese Problemstellen zuvor nicht gelöst werden. (Faszination Fankurve, 20.09.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert den offenen Brief der Pappelkurve:

Wo willst du hin, mein VfB?
Wir wenden uns heute an euch, weil wir uns Sorgen machen.
Am 05.05.2023 feierten wir in Drochtersen die langersehnte Rückkehr in die 3. Liga. Sportlich sind wir nicht nur aufgestiegen und Regionalliga-Meister geworden, sondern auch solide in die aktuelle Saison gestartet. In diesem Bereich sind wir professionell aufgestellt und augenscheinlich für die 3. Liga gerüstet.
Doch wir sorgen uns um alles, was abseits der ersten Mannschaft geschieht und schon seit einiger Zeit von ihrem Erfolg überstrahlt wird. Egal, wo man im VfB nachfragt, die Unzufriedenheit mit dem Gesamtverein, der Leitung und dem administrativen Teil wächst.
Wir als Fanszene müssen feststellen, dass der Verein im Umgang mit unserem Tätigkeitsfeld in den letzten 20 Jahren nie weiter von uns entfernt war, als er es heute ist.
Wenn 200 VfB-Fans insgesamt 1.500 km abreißen, um eine 0:3-Niederlage in Ulm zu sehen und mit keinem Wort in den Veröffentlichungen des Vereins Erwähnung finden, dann ist das traurig.
Und wenn der Verein bereits 2022 ohne Absprache tonnenweise Boden im Fandorf ablädt, wodurch eine große Fläche nicht mehr nutzbar ist und darüber hinaus diesen, trotz klarer Zusagen, bis heute nicht beseitigt hat, dann ist das respektlos. Aber wenn der Verein nur wenige Tage vor dem Heimspiel gegen Aue bekannt gibt, dass es keine Parkplätze für die eigene Anhängerschaft gibt und keine praktikablen Alternativen geschaffen wurden, dann ist das schlicht inakzeptabel. Genauso inakzeptabel ist es, dass die Polizei den gesamten Bereich um die Lohmühle seit Wochen als gefährlichen Ort deklarieren kann, ohne dass unser Verein diesem öffentlich widerspricht.
Ob traurig, respektlos oder inakzeptabel, eines ist dieses Verhalten allemal: Unprofessionell.
Doch dieses Bild der Unprofessionalität, welches sich aus unserer Fanperspektive zeichnet, zieht sich zunehmend durch den Verein:

Im Sponsoring:
- Trotz des Aufstieges und damit dem größten Pfund in der Akquise, konnten bisher kaum nennenswerte Sponsoren gewonnen werden.
- Mehrere Sponsoren sind in den letzten Monaten auf uns zugekommen und haben sich über schlechte Erreichbarkeit trotz steigender Preise beschwert, weshalb wir bei Ticketbeschaffungen teilweise aushelfen mussten.
- Uns vorliegende Präsentationen wirken eher wie Relikte aus dem vorherigen Jahrtausend, aber keineswegs zeitgemäß.
-Im Umgang mit und in der Darstellung unserer Partnerschaften, besonders im Stadion, sind unsere Wiedererkennungsmerkmale wie Vereinsfarben nahezu nie zu erkennen. Schaut man sich im Profifußball um, scheinen wir auch in diesem Bereich nicht mehr zeitgemäß zu arbeiten.

Im Marketing:
-Ein wirkliches Marketing mit der Definierung eines Markenkerns ist für uns nicht erkennbar. Dies dürfte ein trauriges Alleinstellungsmerkmal im Profifußball sein.
- Durch die handelnden Personen in der Außendarstellung wirkt unsere Vereinsidentität zunehmend austauschbar.
- Es werden, fast schon wahllos, Grüntöne verwendet, die sich teilweise beißen und in keinem Fall Wiedererkennungswerte schaffen.
- Unser letztes großes Identifikationsmerkmal, das „Stadion an der Lohmühle“ wurde in den letzten Jahren ohne Sinn aufgeweicht. indem in verschiedenen Veröffentlichungen nur „Stadion Lohmühle“ o.ä. verwendet wird. Ein Grundverständnis für so simple Dinge scheint es nicht zu geben.

In der Kommunikation:
- Diese ist im Verein komplett eingeschlafen. Jegliches ehrenamtliches Engagement, Unterstützung und Teilhabe sind lästig und werden meist durch Ignorieren ausgesessen.
- Eine lebhafte und moderne Öffentlichkeitsarbeit, die den Verein nach außen vertritt, erklärt und Menschen für den Verein begeistert, ist praktisch nicht existent.
- Große Ankündigungen, wie die kurzfristigen Neupflanzungen der Pappeln, werden beharrlich aus dem Fokus der Öffentlichkeit herausgeschwiegen.

Im Jugend- und Amateursport:
- Die Umkleidekabinen im Jugend- und Amateurfußball sind in einem schrecklichen Zustand, aber an einer Veränderung scheint nicht gearbeitet zu werden.
- Unser Vereinsheim, das Zentrum eines Vereins sowie Begegnungsstätte seiner Mitglieder, wurde bereits 2021 geschlossen und eine Alternative scheint weder in Aussicht noch geplant zu sein.
-Jugend-Fußball wird weiterhin nur leistungsorientiert und nicht als Breitensport angeboten. Eine Frauenfußball-Sparte ist ebenfalls weiterhin nicht auf der Tagesordnung, womit wir dem Anspruch als Aushängeschild der Stadt nicht gerecht werden.
Wir können und wollen diese Punkte als Fanszene in Gänze nicht abschließend bewerten, aber wir nehmen sie wahr und machen uns Sorgen.
Unser VfB hat in seiner jüngeren Vergangenheit schon sehr stark darunter gelitten, dass wir in sportlich erfolgreichen Zeiten den Gesamtverein nicht mit professionalisiert haben. Leider wirkt es aktuell so, als würden wir diesen Fehler tatsächlich wiederholen.
Alle diese Punkte und noch so viel mehr ist in der Vergangenheit auf verschiedensten Wegen in den Verein und in die Gremien getragen worden - passiert ist nichts. Und wir haben auch nicht das Gefühl, dass sich etwas ändern wird. Daher schreiben wir euch diesen Brief.
Wir beobachten und stellen fest, dass unser VfB in verschiedenen, wichtigen Bereichen den Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gerecht zu werden scheint. Und genauso wie es für uns im sportlichen Bereich selbstverständlich ist, dass wir auf dem Weg aus der Schleswig-Holstein-Liga in die 3. Liga Profis und Kompetenz brauchen, so brauchen wir diese auch im administrativen Bereich. Ansonsten steht zu befürchten, dass unser geliebter Verein bei ausbleibendem sportlichen Erfolg wieder einmal in sich zusammenfällt.
Unsere Hand bleibt ausgestreckt für gemeinsame Lösungen!

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