„Investoren unerwünscht“

Die Ultras von den Wanderers Bremen organisierten beim heutigen Heimspiel von Werder Bremen gegen den 1. FSV Mainz 05 eine „Investoren unerwünscht“-Choreografie in der Ostkurve. Werder-Fans hielten dabei im Unterrang fiktive Anteilsscheine mit einem „Nein zu Investoren“-Stempel hoch.

Die Hochziehfahne der Choreografie. Bild: wanderers-bremen.de

Zudem war auf einer Hochziehfahne vor der Ostkurve ein fiktiver Investor zu sehen, der von den Wanderers Bremen etwas auf die Nase bekam. Die Ultragruppe positionierte sich mit der Aktion nochmals eindeutig gegen Anteilsverkäufe beim SV Werder Bremen. In Bremen ist der Profifußball zwar in die SV Werder Bremen GmbH & Co. KGaA ausgegliedert. Doch der SV Werder e.V. hält hundert Prozent der Anteile an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft. In Bremen kommen regelmäßig Diskussionen auf, ob Anteile veräußert werden sollten.

Von den Wanderers gibt es für den Investor was auf die Nase. Bild: wanderers-bremen.de

Die Wanderers Bremen organisierten dazu heute nicht nur eine Choreografie, sondern verteilten auch einen Flyer. Mit dem Text wurde die eigene Meinung zum Thema Investoreneinstieg genauer erläutert: „Unsere Haltung ist eindeutig: Wir lehnen einen Investor ab! Warum das so ist, möchten wir euch erklären. Ein Investor ist immer eine Bedrohung für die Identität und den Charakter eines Vereins. Gleiches gilt auch für sogenannte strategische Partner. Im Prinzip ist der Begriff strategischer Partner nur eine schönere Umschreibung, mit der suggeriert werden soll, dass eine Einflussnahme auf die Geschicke des Vereins nicht möglich sei. Für Investoren sind Vereine reine Renditeobjekte: Das einzige Ziel ist es, mit ihnen Geld zu verdienen. Um das möglich zu machen, setzen sie sich über Werte und Traditionen hinweg. Also das, was einen Verein wie Werder Bremen ausmacht. Unsere Farben, Grün und Weiß, sind fest im Stadtbild verankert. Der Verein bedeutet Identifikation, er ist Heimat und ein Zuhause für uns. Statt Investoren zuzulassen, sollte die DFL die Geldverteilung reformieren und sie gerechter machen. Es darf nicht darum gehen, immer mehr Geld zu verdienen, sondern es so zu verteilen, dass die Mehrheit der Klubs profitiert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unabhängigkeit. Werder Bremen ist ein Verein, der von seinen vielen Mitgliedern getragen wird. Ein Investor kann sich über diese Strukturen hinwegsetzen und den Verein in seinem Sinne beeinflussen. Was das für Auswirkungen auf uns Fans haben wird, können wir leicht vorhersagen: Noch weniger Mitbestimmung und noch mehr Einschränkungen in dem Ausleben unserer Fankultur. Ein Investor wird also die Bedeutung der Fans für den Verein ignorieren, auf unsere Loyalität pfeifen und damit unser Engagement untergraben, sofern es nur seinem Profit dient. Immer wieder hört man auch das Argument, dass ein Investoreneinstieg wichtig sei, um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu bleiben. Auch wenn ein Investor kurzfristig eine Menge Geld in die klammen Kassen spülen könnte, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass auch der sportliche Erfolg an die Weser zurückkehrt. Das jüngste Beispiel Hertha BSC zeigt deutlich, dass auch etliche Millionen, die in den Kader investiert werden, keinen sportlichen Erfolg garantieren. Am Ende hat Otto Rehhagel doch recht: Geld schießt eben keine Tore. Der Einstieg eines Investors bei Werder ist aus diesen Gründen eine riskante und damit nicht vertretbare Entscheidung. Werder Bremen sollte sich stattdessen auf seine Stärken und seine Wurzeln besinnen und den Verein gemeinsam mit seinen Mitgliedern und Fans weiterentwickeln. Und sich mit Nachdruck für eine grundsätzliche Reform des deutschen Fußballs einsetzen. Wir sagen ausdrücklich: NEIN ZUM INVESTOR!“, so der Text der Wanderers Bremen.

Diese Anteilsscheine wurden in der Ostkurve hochgehalten. Bild: wanderers-bremen.de

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie redaktionellen Inhalt einer externen Webseite, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen und wieder ausblenden lassen.

Externe Inhalte erlauben

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Die Verarbeitung kann auch außerhalb der EU/ EWR erfolgen, wo unter Umständen kein vergleichbares Datenschutzniveau herrscht, z.B. in den USA. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Werder Bremen gewann das an die Choreografie anschließende Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 deutlich mit 4:0. Mit einem „SE ACABÓ! JEDER ÜBERGRIFF IST EINER ZU VIEL. VOLLE SOLIDARITÄT MIT HERMOSO UND IHREM TEAM. FÜR EINEN SICHEREN FUSSBALL FÜR ALLE!“-Spruchband thematisierten die Caillera Ultras in der Ostkurve zudem den Übergriff bei der Siegerehrung der Frauen-Weltmeisterschaft. Im Nachgang des WM-Finals der Frauen küsste der spanische Verbandschef Luis Rubiales die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung für die ganze Welt sichtbar auf den Mund. (Faszination Fankurve, 02.09.2023)

Spruchband von Caillera. Bild: wanderers-bremen.de

Weitere News - News Deutschland

News Deutschland

Fanszene will sich wegen hoher Ticketpreise bei Auswärtsspiel im Heimbereich positionieren

Rot Weiss Ahlen gastiert am morgigen Sonntag in der Regionalliga West im Stadion am Zoo beim Wuppertaler SV. Weil der WSV von den Gästefans zwischen 21 Euro und 17 Euro für die Eintrittskarten für den Gästeblock verlange, will die Fanszene aus Ahlen sich im Heimbereich breit machen. mehr

News Deutschland

„Ultras KA: In der eigenen Stadt nichts riskieren - Lieber Kutten am Bhf attackieren“

Vor einer Woche wurden am Landgericht Nürnberg-Fürth drei Fans des Karlsruher SC zu Haftstrafen zwischen einem Jahr auf Bewährung und zwei Jahren und acht Monaten verurteilt, dies berichtete der Bayrische Rundfunk. Hintergrund waren Auseinandersetzungen am Nürnberger Hauptbahnhof. mehr

News Deutschland

Fanmärsche, Fahnenmeer, gelbes Westfalenstadion, 805 kontrollierte Personen, Gedenken & Pyro

Borussia Dortmund gewann das Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Paris SG am Mittwochabend mit 1:0. Vorm Spiel zogen tausende BVB-Fans in einem Masch vom Westpark zum Westfalenstadion. Auch die Gästefans aus Paris kamen gemeinsam am Stadion an. mehr