Verhältnis zwischen aktiver Fanszene & Verein auf Tiefpunkt

Die aktive Fanszene von Holstein Kiel hat einen offenen Brief an den Vorstand von Holstein Kiel veröffentlicht. Das Verhältnis zwischen aktiven Fans und dem Verein sei demnach aktuell auf einem Tiefpunkt. Grund für den aktuellen Streit ist eine neue digitale Werbebande vor der Westtribüne.

Diese nehme den Holstein Kiel-Fans die Möglichkeit die Block 501-Zaunfahne zu platzieren und Choreografien mit einem sichtbaren Spruchband durchzuführen. Der Block 501-Zusammenschluss fordert deshalb den Rückbau der neuen Werbebande. (Faszination Fankurve, 01.08.2023)

"Fanrechte erkämpfen"-Botschaft der Holstein Kiel-Fanszene zum Thema. Bild: Great Braunschweig

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der aktiven Fanszene von Holstein Kiel zur aktuellen Situation:

Moin Holsteinfans, Beobachter und Unterstützer der aktiven Fanszene, sehr geehrter Vorstand der Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V..

Mit diesem öffentlichen Brief möchten wir, der Fandachverband „Block 501“, uns als die Fangemeinschaft vertretendes Organ an euch und Sie wenden. Wir möchten mit diesem öffentlichen Schreiben der Reputation und dem öffentlichen Ansehen von Holstein Kiel als Breitensportverein in keiner Weise Schaden zufügen. Wir sehen uns jedoch, aufgrund des Vorgehens der Vereinsführung, vertreten durch Herrn Steffen Schneekloth und Herrn Wolfang Schwenke, dazu gezwungen, den Weg in die Öffentlichkeit zu wagen und diesen Umstand zu riskieren.

Was ist passiert?
Bereits in der letzten Saison gab es einen öffentlichen Streit zwischen der aktiven Fanszene und der Vereinsführung, herbei geführt durch das Einsetzen von pyrotechnischen Gegenständen im Heimspiel gegen den Hamburger Sportverein. Dies nahm der Verein zum Anlass um jegliche Infrastruktur der Fanszene, insbesondere der Ultragruppierungen „Compagno Ultras“ und „New Connection Ultras“ einseitig zu entziehen. Es kam daraufhin im Laufe der Saison erneut zu Streitigkeiten. Auslöser diesmal eine zentrale Werbebande vor der Westtribüne, welche Zaunfahnenplätze im Herzen des Fanblocks stark limitierte und infolgedessen von der „Block 501“ Zaunfahne überhängt wurde.

Der Status Quo:
Aktuell ist das Verhältnis zwischen der aktiven Fanszene und dem Verein erneut auf einem Tiefpunkt. Dies liegt zum wiederholten Male am rücksichtslosen Vorgehen der Vereinsführung, denen die Einnahmen durch eine einzige Werbebande wichtiger sind, als die bunte, kreative und einzigartige Arbeit der eigenen Fans, die durch ihr Engagement in Choreos, sowie optischer und akustischer Unterstützung des Vereins einen Stadionbesuch im Holstein-Stadion erst zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Der Verein hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, zur kommenden Saison eine Konstruktion hinter dem Tor aufzubauen, um eine weitere elektronische Werbebande vor den Blöcken I und H zu installieren. Diese würde Choreos im Holstein-Stadion sinnlos machen, denn ein dazugehöriger Spruch, welcher am Zaun vor dem Block positioniert wird, wäre dann durch die Werbebande überdeckt und vom Feld aus unlesbar. Eine Motivation der Mannschaft, die eines der Hauptziele einer solchen Choreo ist, ist nun nicht mehr möglich. Ein Gesprächstermin zu dieser Thematik war gesetzt, jedoch wurde dieser kurzfristig und aus fadenscheinigen Gründen seitens der Vereinsführung abgesagt. Unter einer Zusammenarbeit im Sinne des Wortes stellen wir uns etwas anderes vor.

Wieso ist der Status Quo nicht hinnehmbar?
Um diese Frage zu beantworten und um der Öffentlichkeit ein besseres Verständnis zu ermöglichen, muss ein wenig ausgeholt werden: Ein wichtiger Teil der Fankultur im allgemeinen und der Ultrakultur im speziellen sind sogenannte Zaunfahnen. In Kiel gibt es, ebenso wie in der ganzen Bundesrepublik, eine Vielzahl eben dieser Fahnen. Zaunfahnen sind auf der einen Seite ein optisches Stilmittel und schmücken durch verschiedene Designs, Größen und Inhalte die Zäune oder Betonwände am Spielfeldrand, dienen aber vor allem als Identifikationsmerkmal der Fans. Es erfüllt einen mit Stolz, wenn der eigene Gruppenname, in den verschiedensten Stadien Deutschlands vertreten und optisch sichtbar ist, man drückt mit diesen Fahnen die Zugehörigkeit zum Verein aus und symbolisiert die Vereinsliebe. In einem durchkommerzialisierten Stadion sind die Fahnen oft der einzige sichtbare Beitrag. Diese heben Fans von einer gesichtslosen, austauschbaren und zahlenden Masse ab und geben ihnen eine sichtbare Identifikationsmöglichkeit und Persönlichkeit. Durch die neue Konstruktion vor den Blöcken I und H ist es nun unmöglich die Zaunfahne des „Block 501“ vom Spielfeld aus zu sehen. Die Fahne repräsentiert aber alle Fans der Kieler Sportvereinigung und ist ein Symbol für Zusammenarbeit, Partizipation und Gemeinschaft von Menschen, die sich für die Stadt Kiel, den Verein und den Sport Fußball begeistern. Ferner werden Choreografien, wie bereits erwähnt, unmöglich gemacht.

Uns ist selbstverständlich klar, dass der Verein auf Werbeeinnahmen angewiesen ist und im modernen Profifußball ein enormer Kommerzialisierungsdruck herrscht. Es geht uns auch nicht darum nur zu kritisieren und ein werbefreies Stadion zu fordern, da sind wir realistisch. Wir appellieren daher an die Vereinsführung, dass die 22 Meter hinter dem Tor, zwischen den Blöcken I und H als Freiraum der Fans anerkannt werden und werbefrei bleiben. Die neue elektronische Werbebandenkonstruktion muss entfernt werden. Dies würde beiden Parteien, also Fans und Vereinsführung, eine erneute Annäherung ermöglichen und das Ausleben von Fankultur im Holstein-Stadion nicht nur deutlich erleichtern, sondern teilweise erst wieder möglich machen. Als Positivbeispiele in ganz Deutschland kann man Vereine wie die SG Dynamo Dresden, den 1.FC Nürnberg, den SV Werder Bremen, die SpVgg Fürth und den deutschen Fußballprimus FC Bayern München heranziehen. All diese Vereine haben einen Fanblock, welcher werbefrei ist.

Wir hoffen ein Verständnis geschaffen zu haben und hoffen auf ein Einlenken der Vereinsführung, denn dieser Fisch stinkt gewaltig!

Mit sportlichen Grüßen,

Die als Block 501 organisierten Fangruppen.

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