Fanszene Paderborn kritisiert Choreografie-Verbot wegen Pyrotechnik

Die Fanszene des SC Paderborn wurde vom eigenen Verein mit einem Verbot zur Durchführung von Choreografien belegt. Der SC Paderborn reagierte damit auf Pyroaktionen der eigenen Fans in Braunschweig und Bielefeld.

Spruchband beim Heimspiel gegen Nürnberg. Bild: Supporters Paderborn

Zur Verabschiedung des verdienten SC Paderborn-Spielers Uwe Hünemeier plante die Fanszene eine größere Aktion, die vom Verein jedoch in der Vorwoche per E-Mail verboten worden sein soll. Die Fanszene glaubt nicht, dass der Verein durch das Choreografie-Verbot das Zünden von Pyrotechnik verhindert.

Kleine Abschiedsaktion für Uwe Hünemeier. Bild: Supporters Paderborn

Von der Fanszene seien die drei Leuchtspuren, die im Gästeblock in Bielefeld abgefeuert wurden, aufgearbeitet worden. Mit erneutem unkontrolliertem Abfeuern von Pyrotechnik sei deshalb in Paderborn nicht zu rechnen. Außerdem wirft die Fanszene Paderborn dem eigenen Verein vor, die Bilder der Fan-Choreografien selbst zu nutzen. Bei der Durchführung solcher Aktionen lege man den eigenen Fans aber Steine in den Weg.

Kleine Abschiedsaktion für Uwe Hünemeier. Bild: Supporters Paderborn

Der DFB empfiehlt eigentlich die grundsätzliche Freigabe von Fanmaterialien: „Fan-Utensilien sind ein fester Bestandteil der Fankultur in Deutschland und sollen nicht als Privilegien angesehen werden. Hierdurch können Fans ihre Zuneigung zu ihren jeweiligen Klubs ausdrücken und für positive Stimmung und tolle Bilder in den Stadien sorgen. Für viele Fans ist es nur schwer nachvollziehbar, warum die Vorgaben für die Mitnahme von Fan-Utensilien in den Stadien sehr unterschiedlich ausfallen. Häufig führen Unklarheiten hierüber zu möglicherweise vermeidbaren Irritationen an den unterschiedlichen Standorten. Der DFB setzt sich dafür ein, dass Fan-Utensilien bundesweit einheitlich in den Fußballstadien zugelassen werden können“, heißt es in Richtlinien des DFB.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Fanszene Paderborn zum Choreografie-Verbot:

Hallo SCP-Familie,

wir sehen uns gezwungen mit dieser Stellungnahme über negative Vorkommnisse in der Zusammenarbeit mit der Vereinsführung zu berichten, die die positive Entwicklung der Fanszene leider ausbremsen.

Für das letzte Spiel gegen Nürnberg war eine Choreo für Uwe Hünemeier angemeldet, bereits genehmigt und so gut wie fertig gestellt. Anfang dieser Woche wurde uns diese aufgrund der Pyroshow in Bielefeld durch eine schlichte Mail verboten. Der oft gepredigte Dialog wurde als nicht notwendig erachtet.

Um aber den ganzen Hintergrund für diese Entscheidung aufzuspannen, müssen wir ein halbes Jahr zurückblicken. Nachdem in der Hinrunde zahlreiche Bengalos im Gästeblock in Braunschweig bei eigentlich der gesamten Paderborner Fanlandschaft für Begeisterung sorgten, versuchte man im Anschluss bereits ein Verbot der “Paderborn”-Blockfahne gegen Bielefeld als Mittel der Repression zu nutzen. Man sprach zu diesem Zeitpunkt zwar nur eine Bewährungsstrafe aus, diese sollte jedoch bis zum 30.06.2023 laufen. Für uns war dies irrelevant und wir haben unsere Choreo, wie sonst auch, durchgezogen. Eine Zustimmung unsererseits, noch eine Diskussion über die Sanktion, fand nie statt. Wir kreiden uns an, dass wir nicht bereits in dieser Situation eindringlich interveniert und darüber informiert haben, dass die Milchmädchenrechnung  “Choreoverbot = kein Pyro” nicht aufgeht. Für uns ist diese Vorgehensweise ein Schlag ins Gesicht, dass zum einen die Stadt mit Bildern unserer aufwändigen Choreos plakatiert und sich heuchlerisch für unseren Support bedankt wird. Es werden fleißig Tassen mit unseren Motiven im Shop verkauft oder auf Insta die “1907”-Choreo als Header verwendet. Alles gern gesehene Vermarktungsmittel, die wir in Stunden von Arbeit auf Knien und im Farbnebel schaffen, und nun mit Füßen getreten werden. Zum anderen ist es umso erschreckender für uns, dass man die Aufrechterhaltung nicht vorhandener Autorität über die Würdigung einer Vereinslegende stellt.

Wir sind uns bewusst, dass auch Polizei und Feuerwehr bei Großveranstaltungen am liebsten gar keine Tifo-Elemente im Stadion sehen. Dass die Verantwortlichen im Verein jedoch unter deren Druck so schnell einknicken und kein Rückgrat für die Unterstützenden der Mannschaft zeigen, enttäuscht uns maßlos.

Die Pyro-Debatte dreht sich in Deutschland seit Jahrzehnten im Kreis. Man wird diese Elemente aber nicht als einzige im Land am Standort Paderborn verbannen können. Dafür ist die Akzeptanz, auch außerhalb von Block O, viel zu groß und Leuchtmittel gehören zum Stadionalltag.

Was jedoch nicht unserer Vorstellung dessen entspricht, ist der Einsatz von drei Leuchtspuren letzte Woche in Bielefeld. Dies fand ohne Absprache in der Fanszene statt, wir haben es nicht unterbunden bekommen und es sorgte in unseren Reihen für mehr als nur Kopfschütteln. Wie es dazu kommen konnte, wurde von uns aufgearbeitet und es wird nicht ein zweites Mal passieren. Wir wollen uns dafür entschuldigen, ein Beschuss von Zuschauenden war jedoch zu keiner Zeit das Ziel und alle Teile verglühten in der Luft über dem Platz.

Doch selbst dieser Vorfall rechtfertigt keine Aussprache von Kollektivstrafen unter ganz anderen Gesichtspunkten. Auch einem anderen Fanclub wurde eine optische Huldigung von Hünemeier auf der Nordtribüne untersagt. Der Gedanke dadurch Pyro unterbinden zu können, hinkt spätestens hier gewaltig. Viel mehr wird versucht die Fanszene gegeneinander auszuspielen. Ihr könnt euch sicher sein, dass dies nicht gelingen wird.

Somit tut es uns abschließend vor allem für Uwe leid, dass wir ihm keinen angemessene Rahmen schaffen können, den er mehr als verdient hätte. Auch darüber hinaus will der Verein uns bis Ende des Jahres sämtliche optische Aktionen verbieten, die den Blechkasten zum Leben erwecken könnten.

Wir stehen für den Dialog bereit, dass jede Partei sein Gesicht wahren kann. Kollektivstrafen, die mit dem selbst auferlegten Ziel der Verhinderung von Pyro rein gar nichts zu tun haben, sind aber völlig aus der Zeit gefallen.

Pyrotechnik werdet ihr nicht verbieten können, ihr schneidet nur der Mannschaft und zu seinem letzten Spiel, Uwe Hünemeier, ins Fleisch.

Fanszene Paderborn im Mai 2023

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