Solidarität mit Klimaklebern, überraschende Meisterfeier & emotionale Abschiede

Der 1. FC Köln hatte am 34. Spieltag der Bundesliga den FC Bayern München zu Gast im Müngersdorfer Stadion. Der FC Bayern sollte dort die elfte Deutsche Meisterschaft in Folge feiern, doch lauter wurde es bei den Verabschiedungen verdienter Spieler des 1. FC Köln.

Spruchband der FC Bayern-Ultras zu den Ermittlungen gegen die Letzte Generation. Bild: privat

Ultras des FC Bayern München solidarisierten sich via Spruchband mit den Umweltprotesten der Letzten Generation, die in der vergangenen Woche bundesweit von Hausdurchsuchungen betroffen war. Generalstaatsanwaltschaft München und Bayerischen Landeskriminalamt sehen bei der Organisation den Anfangsverdacht auf Bildung einer kriminellen Vereinigung erfüllt, abzuwarten ob Gerichte das auch so sehen. Die Antwort der FC Bayern-Ultras auf die Ermittlungen erfolgte gestern via Spruchband im Gästeblock in Köln: „Zu viel Klebstoff im Bullenhirn?! Die einzige kriminelle Vereinigung seid ihr!“.

Spruchband der Coloniacs zum Thema. Bild: coloniacs-ultra.com

Die Coloniacs Ultras aus Köln solidarisierten sich auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls mit der Letzten Generation. "Bei Klebstoff kennt der Schnüffler keinen Spaß, Deutschland wird zum Bullenstaat - §129 reformieren!", so der Wortlaut des Plakats in der Kölner Südkurve.

Intro vorm Anpfiff für Jonas Hector. Bild: sam_junior80

Die Kölner Südkurve verabschiedete FC-Kapitän Jonas Hector, der seine Karriere mit der gestrigen Partie beendete, bereits vor Anpfiff mit einer großen „Gefühl ist wichtiger als Geld“-Botschaft vor der Südkurve und einem Fahnenmeer dahinter. Hector spielte seine gesamte Profi-Karriere beim 1. FC Köln, ging mit den Geißböcken als Nationalspieler in die 2. Bundesliga und stand Entwicklungen im modernen Fußball häufig kritisch gegenüber. „Die Zeit schreibt Geschichten - Wer ewig bleibt, ist Teil davon.“, stand zu Beginn der 2. Halbzeit vor der Südkurve geschrieben.

Spruchband zu Beginn der 2. Hälfte. Bild: Rote Böcke

Die 33. Meisterschaft des FC Bayern war nur durch das 2:2 von Borussia Dortmund im Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 möglich. Der FC Bayern ging in Köln bereits in der achten Minute durch Coman in Führung. Doch erst durch die beiden Tore von Mainz in Dortmund, die sich auch im ausverkauften Müngersdorfer Stadion schnell rumsprachen, kam im Gästeblock so richtig Hoffnung auf den erneuten Meistertitel auf. Daran konnte auch ein wegen Handspiels durch den VAR zurückgenommenes Tor für den FC Bayern nichts ändern.

Als der 1. FC Köln, ebenfalls durch den Videobeweis, einen Elfmeter zugesprochen bekam, den Ljubicic in der 81. Minute verwandelte, schien der Meistertitel doch nach Dortmund zu gehen, was für Euphorie im gesamten Stadion außerhalb des Gästeblocks sorgte. Fast über die gesamte zweite Halbzeit sang die Kölner Südkurve dabei einen umgedichteten FC Bayern-Fangesang und erinnerte an den Gewinn der ersten Bundesliga-Meisterschaft durch den 1. FC Köln im Jahr 1964 („Erster Deutscher Meister FC Köln“ statt „Deutscher Fussballmeister FCB“).

In der 89. Minute war es Musiala, der doch noch den Siegtreffer für den FC Bayern erzielte. Beim anschließenden Torjubel rannte die gesamte Auswechselbank des FC Bayern in Richtung Gästeblock. Im Müngersdorfer Stadion hätte eine deutliche Mehrheit wohl den Borussen aus Dortmund die Meisterschaft gegönnt. Die Freundschaft beider Fanlager war am Samstagnachmittag auch auf Fahnen, Schals und Trikots zu erkennen.

BVB-Schwenkfahne in der Kölner Südkurve. Bild: ein_tag_dauert_90_minuten

Am Ende feierten die FC Bayern-Spieler den Titel vorm Gästeblock, zunächst sogar etwas verfrüht, weil in Dortmund noch gar nicht abgepfiffen war und der BVB noch den Treffer zum Ausgleich erzielte. Weil der Dortmunder Siegtreffer aber ausbliebt, konnten die Bayern nun richtig feiern. In der Kölner Südkurve sprangen vor der offiziellen Übergabe der (nicht originalen) Meisterschale vereinzelt Kölner Fans in den Innenraum. Die Polizei zog schnell vor der Südkurve und auch vorm Gästeblock auf. Die Situation war somit schnell unter Kontrolle. Der offizielle Teil der Feier konnte somit wie geplant durchgezogen werden. Von den Rängen wurde der neue und alte Deutsche Meister von zahlreichen Pfiffen der Kölner Fans begleitet, als die Meisterschale in die Höhe gehalten wurde. Die Trennung des FC Bayern von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic war zu diesem Zeitpunkt bereit bekannt geworden.

Polizei zog im Innenraum vor Gästeblock und Südkurve auf. Bild: ein_tag_dauert_90_minuten

Im Anschluss an die Meisterfeier kam es noch zur offiziellen Verabschiedung von Jonas Hector und Timo Horn. Torwart Horn wurde dabei als der Spieler in der Vereinsgeschichte gefeiert, der am längsten für den 1. FC Köln spielte. Mit einem Spalier auf dem Rasen, dem sich auch FC Bayern-Spieler anschlossen, mit Reden und Gesängen endete ein besonderer Fußballnachmittag in Köln-Müngersdorf. (Faszination Fankurve, 28.05.2023)

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