Fanmärsche, Choreos, Pyroshows, Israel-Plakate & Pfefferspray beim Derby in Hamburg
Am Freitagabend stand anlässlich des 29. Spieltags der 2. Bundesliga das Derby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli an. Auf den Rängen des ausverkauften Volksparkstadions hatte die Partie viel zu bieten. Im Vorfeld organisierten beide Fanlager Märsche.
Fanmärsche von Stellingen und Othmarschen
Die HSV-Fanszene traf sich, wie angekündigt, am S-Bahnhhof Stellingen. Beim Fanmarsch der Rauten-Fans waren etwa 7.000 Personen beteiligt. Die FC St. Pauli-Fanszene versammelte an der Jungfernstieg-Promenade. Von dort ging es für die Gästefans mit S-Bahn zum Bahnhof Othmarschen. Dort startete der Fanmarsch der FC St. Pauli-Fans mit etwa 4.000 Personen zum Gästeblock des Volksparkstadions.
Choreografien zu Spielbeginn
Vor Beginn des Spiels zeigten beide Fanlager Choreografien. „Hamburger Sport-Verein - Best Club - Kein Verein wird je so sein!“, lautete das Motto der Aktion, die die gesamte Nordtribüne bedeckte. Im Gästebereich breiteten die Sankt Pauli-Fans eine „FCSP“-Blockfahne aus, schwenkten braune und weiße Fahnen und zündeten reichlich Pyrotechnik. Pyrotechnik soll während des Spiels von beiden Seiten noch mehrfach gezündet werden.
Pyroshows vor Beginn der 2. Halbzeit
Die zweite Halbzeit wurde auf der Nordtribüne mit blauem weißem und schwarzem Rauch eingeleitet, untermalt von Raketen. Auch im Gästeblock brannte es ordentlich zu einer „Sankt Pauli bis zum Tod“-Aktion. Durch auf den Rängen gezündete Pyrotechnik verzögerte sich der Wideranpfiff der Zweitligapartie um wenige Minuten.
Spruchbänder & die Hintergründe dazu
Das gestrige Derby nutzten die Ultras beider Vereine, um kritische Spruchbänder über das jeweils andere Fanlager zu präsentieren. „AEK`S-Antisemitismus wird geschluckt, bis ihr an brennenden Israel-Fahnen erstickt“ und „USP 2002: Letzte Zuflucht Selbstironie“ schrieben die Castaways auf Spruchbänder. Die HSV-Ultras spielten damit auf Vorfälle beim Basketball-Duell zwischen AEK Athen und Hapoel Jerusalem an, bei dem AEK-Hooligans Angriffe auf die Fans aus Jerusalem starteten und eine Israel-Fahne in der Halle verbrannten. Zwischen Fans von AEK Athen und dem FC St. Pauli bestehen freundschaftliche Kontakte.
Die Clique du Nord ergänzte auf der Nordtribüne ein „Das rote Tuch nur noch Fassade - Auch Antisemiten tragen eure Farbe - Eure 'Antifa Hools' nennen uns 'HSV-Juden' - schizophren?“-Plakat in Richtung Gästeblock. Dort zeigten St. Pauli-Fans in Anspielung auf die Freundschaft zwischen Castaways und Ultra` Kollektiv Lübeck eine „CA und UKL - Fliege findet Kackhaufen. Von Waterkant Ultrastyle zu Mitten im Leben“-Botschaft. „Göttlich fordert und die Südkurve schweigt: Kollektivstrafen für euch Oke!“, richteten die Castaways ein Plakat in Richtung Südkurve und Vereinspräsident. Forza Hamburg erklärte via Spruchband: „2022 HSV Kästen malen und 25A - 2023: USP-Nachwuchsstar - Willkommen zurück, N....“.
Das Geschehen auf dem Rasen
Trotz Ticketpreisen von bis zu 104,00 Euro für einen Sitzplatz, war das Hamburger Volksparkstadion am Freitagabend mit 57.000 Fans restlos ausverkauft. Auf dem Rasen gewann der HSV ein spektakuläres Derby mit 4:3 und rückt damit, zumindest vorübergehend auf einen direkten Aufstiegsplatz auf.
Pfefferspray-Einsatz auf der Simon-von-Utrecht-Straße
Die Polizei war mit 1.800 Kräften im Einsatz und sprach im Nachgang des Spiels von mehreren Ermittlungsverfahren. „Im Bereich der Simon-von-Utrecht-Straße (St. Pauli) suchten Fans der gegenseitigen Lager eine direkte Konfrontation. Einsatzkräfte stoppten die Gruppierungen unter Zuhilfenahme von Pfefferspray und nahmen mehrere Personen in Gewahrsam. Im Rahmen des heutigen Einsatzes wurden mehrere Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen vereinzelter Körperverletzungsdelikte sowie des Abbrennens von Pyrotechnik, eingeleitet. Insgesamt sechs Polizisten erlitten leichte Verletzungen. Im Zusammenhang mit Straftaten stellten die Einsatzkräfte die Personalien von vier Tatverdächtigen fest. Die dahingehend eingeleiteten Ermittlungen werden nun durch das jeweils zuständige Landeskriminalamt geführt“, so die Erklärung der Polizei Hamburg.
14 Minuten langer Video-Zusammenschnitt der Fanaktionen beim Derby:
(Faszination Fankurve, 22.04.2023)