„Akt der Willkür“: Behörden verbieten FC Basel-Fans in Nizza

Der FC Basel hat bisher vergeblich versucht das Gästefanverbot beim morgigen Europa League-Auswärtsspiel in Nizza zu kippen. Der Verein sieht in dem Vorgehen der französischen Behörden gegen die FC Basel-Fans einen Akt der Willkür.

Basel-Fans beim Hinspiel zwischen Basel und Nizza. Bild: Unterwegs in Sachen Fußball

Nachdem zuletzt bereits Eintracht Frankfurt-Fans in Neapel und Feyennoord Rotterdam-Fans nicht in Rom ins Stadion durften, ist nun eine weitere Europapokal-Partie von einem Gästefanverbot betroffen.

Was zunächst mit der Einstufung als Risikopartie begründet und nun vor allem wegen Streiks in Frankreich umgesetzt werden soll, macht den FC Basel wütend. Mit juristischen Mitteln versuchte der Verein gegen das Gästefanverbot beim morgigen Rückspiel im Europa League-Viertelfinale vorzugehen. Doch ein friedliches Hinspiel in Basel führte nicht zu einem Umdenken bei den Behörden in Frankreich.

Nizza-Fans beim Hinspiel zwischen Basel und Nizza. Bild: Unterwegs in Sachen Fußball

Bereits beim Ausschluss der Eintracht Frankfurt-Fans in Neapel kritisierte Uefa-Präsident Aleksander Čeferin das Vorgehen der Behörden gegen Gästefans. Der UEFA-Präsident kündigte damals eine Regel-Änderung an, wonach an Spielorten, in denen Gästefanverbote erlassen werden, nicht mehr gespielt werden würde. (Faszination Fankurve, 19.03.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert die heutige Stellungnahme des FC Basel:

Akt der Willkür: Lokale Behörden verbieten FCB-Fans in Nizza

Im Rahmen der Vorbereitungen auf das Rückspiel in der UEFA Europa Conference League zwischen dem OGC Nice und dem FC Basel 1893 vom Donnerstag, 20. April 2023, fanden – nebst diversem Schriftverkehr – zwei grosse Sitzungen unter allen Beteiligten statt. Fünf Tage nach der letzten, ausführlichen Videokonferenz informierten uns die französischen Behörden heute Morgen früh, dass keine FCB-Fans beim Rückspiel in Nizza zugelassen werden. Hauptgrund sei die nationale Sicherheit, die aufgrund der anhaltenden Streiks nicht gewährleistet sei. Ein Akt behördlicher Willkür, wie es der FCB so noch nie erlebt hat.

Der FC Basel 1893 ist wütend und massloss enttäuscht über das inakzeptable Vorgehen und den Entscheid der französischen Behörden, keine FCB-Fans im Rahmen des Viertelfinal-Rückspiels in Nizza zuzulassen. Nach der ersten grossen, sehr unstruktuierten Telefonkonferenz unter allen Beteiligten am Gründonnerstag hatte die südfranzösische Präfektur dem FC Basel eine Liste mit strikten Bedingungen geschickt, unter welchen die Basler Fans die Reise ans Auswärtsspiel in Nizza antreten dürfen. Diese Informationen hat der FCB entsprechend kommuniziert und den Ticketverkauf gestartet.

Am Tag nach dieser Kommunikation wurde in Basel das Conference-League-Hinspiel zwischen dem FCB und dem OGC Nice ausgetragen – die Nizza-Fans wurden sowohl in der Stadt als auch im Stadion ohne Zwischenfälle herzlich willkommen geheissen und es blieb verhältnismässig friedlich. Wiederum einen Tag später, am 14. April 2023, fand eine grosse Videokonferenz statt, an der die Behörden von Nizza, die UEFA, Vertreter von OGC Nice und der FCB inkl. Fanarbeit teilnahmen. In diesem Austausch schlug den Vertreter:innen des FC Basel seitens der Behörden eine inakzeptable Ignoranz und Arroganz entgegen.

Mit dem OGC Nice wurde dem FC Basel ein Gegner zugelost, dessen Fanlager in keinerlei besonderer Rivalität zu jenem des FCB steht, was das friedlich verlaufene Hinspiel vom vergangenen Donnerstag bestätigt hat. Dass die Behörden von Nizza das Rückspiel als Hochrisiko-Partie (Stufe 4 von 5) einstufen, erschliesst sich dem FCB nicht.

Nach der letzten Videokonferenz mit teils absurden Forderungen und Regeln seitens der Behörden von Nizza kam man zum Schluss, dass man am 20. April ohnehin einen Streik erwarte und deshalb die Sicherheit für unsere Fans wohl nicht garantieren könne. Aus diesem Grund und unter dem fadenscheinigen Vorwand, der FCB könne kein exaktes Reiseverhalten seiner Fans voraussagen, werde man beim Innenministerium in Paris beantragen, Fans aus Basel gänzlich zu verbieten.

Der FCB hat in der Folge sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ergriffen, ein entsprechendes Anwaltsschreiben (Original war auf Englisch) an die Behörden, die UEFA und den OGC Nice verschickt und gar den Schweizer Botschafter in Paris involviert. Zudem stehen wir im engen Austausch mit der „FSE“ („Football Supporters Europe“) – eine von der UEFA anerkannte Organisation, die sich (auch juristisch) für die Rechte von Fussballfans einsetzt und Clubs, in Fällen wie dem vorliegenden, mit aller Kraft versucht zu helfen.

Dass Frankreich regelmässig von Streiks betroffen ist, ist keine neue Erkenntnis, sondern war schon am Tag der Auslosung ein Fakt und kann nicht das Problem des FC Basel sein. Bei diversen vergangenen (internationalen) Spielen hat dieser Umstand auch nicht zu einem Ausschluss der Gästefans geführt. Die Stadt Basel und der FCB haben die Fans aus Nizza mit offenen Armen empfangen und der französischen Mannschaft im Joggeli so die Unterstützung ihrer Fans ermöglicht. Gleiches Recht verlangen wir auch von den französischen Behörden und dem OGC Nice für morgen Donnerstag – und somit die sofortige Aufhebung der Sperre von FCB-Fans in Nizza!

Der FC Basel 1893 verurteilt in seiner Charta die pauschale Kriminalisierung von Fussballfans – genau dies tun in diesem Fall aber die französischen Behörden. Ebenso steht in unserer Charta, dass der FCB einen offenen Dialog mit Behörden, Verbänden, Clubs und Fans führt. Dieser Dialog war im vorliegenden Fall von Anfang an nicht gegeben.

Fazit: Stand jetzt sind Fans des FC Basel 1893 leider nicht zugelassen in Nizza. Der FCB ist den willkürlichen Erlassen der Behörden bisher genauso machtlos ausgeliefert wie die rotblauen Anhänger. Trotzdem geht der Club aktuell selbstverständlich auch gerichtlich gegen den Erlass des Innenministeriums vor. Es ist derzeit schwer abzuschätzen, ob juristische und andere Mittel, die der FCB seit Tagen hartnäckig zur Anwendung bringt, in der gegebenen Kurzfristigkeit noch Wirkung entfalten können. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Sollte es beim Ausschluss der FCB-Fans bleiben, werden wir bestmögliche Unterstützung bei der Abklärung von Rückforderungen für Reiseauslagen etc. bieten und kommunizieren entsprechend wieder, sobald es verbindliche weitere Infos gibt.

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