„Warum geht die Polizei behelmt und mit gezogenem Schlagstock in den Heimblock“

Am gestrigen Sonntag meldeten sich die Supporters Mainz nochmal ausführlich zum umstrittenen Polizeieinsatz am Freitagabend auf der Rheinhessentribüne zu Wort. Demnach habe dort niemand die Unterstützung durch die Polizei angefordert, auch nicht der Ordnungsdienst.

Zum Zeitpunkt einer Auseinandersetzung zwischen Ordnungsdienst und Mainz 05-Fans sei der umstrittene Polizeieinsatz außerdem bereits im Gange gewesen. Die Supporters Mainz kommen somit zu dem Schluss, dass es keinen direkten Auslöser für die Vorkommnisse gab, die zu mindestens 15 verletzten Personen führten. (Faszination Fankurve, 24.10.2022)

Polizei-Einsatz am Ende des Spiels in der Heimkurve.
Polizei-Einsatz am Ende des Spiels in der Heimkurve. Bild: rheinhessen-on-tour.de

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Supporters Mainz:

Unsere Sicht auf die Ereignisse vom vergangenen Freitag

Es hätte ein Fußballfest werden können. Mit 7 Toren bei einem Heimspiel, auch wenn nur 5 davon zählten, hätte sich unsere Mannschaft ein besseres Ende verdient.

Leider wurden die letzten Minuten von unschönen Ereignissen überschattet, deren Folge über 15 verletzte Menschen waren, die noch vor Ort behandelt werden mussten. Unzählige Fans klagten im Laufe des Abends über Social Media oder im Stadionumfeld über die Folgen. Dazu noch verletzte Ordner und 05-Mitarbeiter. Ein Vorfall in bisher nicht dagewesener Dimension in Mainz.

Doch was war passiert?

Leider lässt sich das nicht so einfach beantworten, wie es aktuelle Mitteilungen tun. Wir haben uns bereits Freitagnacht gemeinsam den anderen Faninstitutionen und Verantwortlichen von Mainz 05 an der Aufarbeitung beteiligt und kamen zu folgender Erkenntnis: Nach unserem Wissen gab es keinen direkten Auslöser, sondern es war eine Gemengelage von verschiedenen Vorkommnissen.

Kreislaufprobleme, kleinere Streitigkeiten und fliegende Bierbecher. Trotz aller Ereignisse hatte der eigene Ordnungsdienst nach eigener Aussage alles im Griff und nicht die Polizei angefordert.

Schließlich ist allen bewusst, dass ein Polizeieinsatz schnell eine scheinbar harmlose Situation eskalieren lassen kann. Dies zeigen unzählige Beispiele in ganz Deutschland, in denen es in Folge von Polizeieinsätzen im Fanblock zu heftigen Eskalationen kam.

Aktuell wird ein Konflikt mit Ordnern als Anlass für den Einsatz genannt. Aus unserer Sicht passt dies chronologisch aber nicht in die Ereigniskette. Die Polizei war bereits im Einsatz, als es zum Konflikt mit dem Ordnungsdienst des externen Dienstleisters kam. Dies lässt sich übrigens für jeden sichtbar auch mittels YouTube-Video nachvollziehen. Der Konflikt mit dem Ordner ist ein Vorfall, während es im Mundloch des Blocks bereits Auseinandersetzungen mit der Polizei gibt. Dieser Fall mit dem Ordner muss nochmal gesondert aufgearbeitet und die Rolle beider Seiten bewertet werden. Hier möchten wir betonen, dass wir damit nicht den 05-eigenen Ordnungsdienst meinen. Das Verhältnis zu den eigenen Ordnern kann man als herausragend bezeichnen. Ordner aber auch Fans sind gegenseitig immer um Deeskalation und Kommunikation bemüht.

Die Aussagen aller am Freitag für den Bereich Q/R zuständigen Ordnern sind deckungsgleich: Niemand habe Unterstützung der Polizei angefordert.

Es stellt sich also für uns die Frage nach dem Warum! Warum taucht ein Trupp im Heimbereich auf? Warum geht die Polizei behelmt und mit gezogenem Schlagstock in den Heimblock, auch wenn von vielen 05-Verantwortlichen versucht wurde, dieses Vorgehen zu verhindern? Warum tut man dies, obwohl allen bewusst sein muss, dass man damit eine Eskalation in Kauf nimmt?

Diese Fragen wird die Polizei beantworten müssen. Selbst wenn es darauf eine plausible Erklärung gäbe, bliebe dann die für uns größte Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Einsatzes von Pfefferspray in einem vollen Stehbereich.

Die große Zahl an verletzten und zum Großteil unbeteiligten Menschen ist aus unserer Sicht nicht hinzunehmen. Spiele von Mainz 05 sollten Spaß machen. Niemand muss Angst haben müssen, durch ein solches Ereignis gefährdet zu werden.

Die meisten Verletzungen sind dabei übrigens durch den Einsatz von Pfefferspray entstanden. Dies kann mit Sicherheit niemand wollen.

Zu einer kritischen Aufarbeitung gehört neben der Schuldfrage und der Frage nach der Verhältnismäßigkeit auf jeden Fall auch, mögliche Folgen zu skizzieren, die glücklicherweise nicht eintrafen. Was wäre bei einer Massenpanik passiert, da der Fluchtweg der Ort des Konflikts war? Leider sind uns die Bilder aus Indonesien sehr präsent und sollten allen ein mahnendes Beispiel sein.

Nach ersten Meldungen, die aus unserer Sicht nicht den tatsächlichen Hergang zeigen, wünschen wir uns eine ehrliche und kritische Aufarbeitung.

Uns ist es an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass wir als Fanvertretung Teil einer Dialogrunde mit der Polizei und anderen Netzwerkpartnern sind und dort eine gute Kommunikation attestieren können. Trotzdem erwarten wir auch oder insbesondere dort einen kritischen Umgang mit dem eigenen Handeln.

Selbstverständlich appellieren wir auch an alle Fans, das eigene Handeln zu reflektieren. Häufig können selbst kleine Zwischenfälle eine Kette an größeren Ereignissen auslösen.

Unser klarer Auftrag an alle Verantwortlichen ist: Arbeitet diese Vorfälle objektiv und selbstkritisch auf, ohne sich dabei auf vorhandene Meldungen oder Gerüchte zu stützen. Insbesondere Mainz 05 sehen wir in der Pflicht, im Sinne aller Fans für eine lückenlose und unabhängige Aufklärung abseits des Polizeiberichts zu sorgen.

Natürlich sehen wir es als Fanvertretung als unsere Pflicht bei der Aufarbeitung des Vorfalls zu unterstützen.

Wir alle wollen schöne und sichere Spiele erleben! Deshalb wünschen wir allen Verletzen gute Genesung und hoffen, dass sie sich schon auf dem Weg der Besserung befinden!

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