Fan verlor bei Übergriff der Polizei kurzzeitig das Bewusstsein
Im Nachgang des Zweitligaspiels zwischen dem SC Paderborn und Hannover 96 kam es bei Rückankunft der Shuttelbusse mit Gästefans am Hauptbahnhof in Paderborn zu einem umstrittenen Polizeieinsatz, bei dem mehrere Hannover 96-Fans verletzt worden sein sollen.
Laut Angaben der Fanhilfe Hannover habe ein Gästefan sogar kurzzeitig das Bewusstsein verloren. Die Polizei ging mit Reizgas gegen Fans vor. Die Fanhilfe sieht im Vorgehen der Bundespolizei den Versuch, die Grundlage für neue Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen. (Faszination Fankurve, 26.04.2022)
Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der Fanhilfe Hannover
Fanhilfe Hannover verurteilt Polizeigewalt beim Auswärtsspiel in Paderborn mit mehreren verletzten Fans
In der Abreisephase der Partie SC Paderborn gegen Hannover 96 kam es beim Eintreffen der Shuttle-Busse am Bahnhof zu gewalttätigen Übergriffen der eingesetzten Beamten der Bundespolizei gegen abreisende Fans von Hannover 96. Dabei verlor mindestens ein Fan im Rahmen der Übergriffe kurzzeitig das Bewusstsein und mehrere Fans wurden verletzt. Darüber hinaus setzten die Beamten der Bundespolizei unkontrolliert in der Menge der abreisenden Hannover-Fans Reizgas auf engstem Raum ein. Dieses führte zu zahlreichen Beschwerden der Betroffenen in Augen und Atemwegen.
Während die passiven und deeskalierenden Einheiten der anwesenden Landespolizei die Shuttlebusse in der Abreisephase lediglich eskortierten, kam es immer wieder zu tätlichen Übergriffen durch die Einheiten der Bundespolizei. Anwesende Fans berichteten von Beamten, die durchweg Fans von Hannover 96 beleidigten und aggressiv die körperliche Konfrontation suchten. Auch bereits durch Beamte fixierte Personen wurden im Zuge ihrer Ingewahrsamnahme unverhältnismäßiger körperlicher Gewalt ausgesetzt. Bei einer zur Identitätsfeststellung in Gewahrsam genommenen Person musste ein Rettungswagen die Reisetauglichkeit des Betroffenen feststellen, ehe dieser die Rückreise antreten konnte. Auch nach Abschluss der Maßnahme drängten immer wieder Beamte der eingesetzten Bundespolizei in die Menge der Fans, um die Situation eskalieren zu lassen. Insbesondere in einer engen Zuwegung eines Bauabschnitts des Bahnhofs, ließen die Beamten keine Möglichkeit unversucht, eine Grundlage für weitere Auseinandersetzungen zu finden, anstatt diese Passage zum reibungslosen Abfluss der abreisenden Fans in Richtung des Zuges zu gewährleisten. Nur durch Intervention und weiterführende Deeskalation der Mitarbeiter des Fanprojekts Hannover und einiger Fanvertreter war es möglich, die finale Abreise der Fans mit dem Entlastungszug zu gewährleisten.
Die Fanhilfe Hannover ist aufgrund dieser Vorfälle mehr als entsetzt. „Es gab zu keinem Zeitpunkt einen Anlass, der eine derartige Gewalt seitens der Polizei auch nur im Ansatz gerechtfertigt hätte. Wir fragen uns ernsthaft, wie lange es im deutschen Polizeiwesen noch derart unverhältnismäßige Exzesse geben kann, in denen die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden und die Opfer im Nachgang die Konsequenzen der Täter tragen müssen.“ sagt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.
Allen Betroffenen der Ereignisse empfiehlt die Fanhilfe Hannover, sich etwaige Verletzungen attestieren zu lassen und umgehend ein Gedächtnisprotokoll anzufertigen. Weiterführend empfiehlt die Fanhilfe Hannover allen Geschädigten über einen Rechtsbeistand Strafanzeige zu stellen.
Markus Heuer (Sprecher der Bundespolizeiinspektion Münster) und seinen Schilderungen im Sportbuzzer widerspricht die Fanhilfe Hannover währenddessen entschieden. „Der Mechanismus ist in besagten Fällen immer identisch: Toxisch motivierte Einheiten eskalieren Situationen, deren Sachverhalte im Nachgang mit ‚Tit-for-Tat‘-Behauptungen begründet oder relativiert werden sollen – ohne, dass diese belastbar sind. Von den Versuchen, mit windigen und ereignisnahen Pressemitteilungen die Deutungshoheit für derartige Ereignisse gewinnen zu wollen einmal ganz abgesehen“ führt ein Mitglied der Fanhilfe Hannover aus.
Viel mehr untermauern die Vorfälle vom Wochenende die Annahmen, dass seitens der Behörden unverhältnismäßig Anlässe konstruiert werden, um durch die Blaupause Covid-19 geschrumpfte Datensätze wieder aufzufrischen und eigene Existenzberechtigungen zu schaffen. „Es wäre vermessen zu glauben, dass in Hinblick auf die EM 2024 in Deutschland keine Versuche unternommen werden, bereits jetzt die Grundlagen für neue Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen. Dies hat uns die Bundespolizei am vergangenen Sonntag eindrucksvoll bewiesen.“ schließt ein Sprecher der Fanhilfe Hannover ab.
Hannover, 25.04.2022