„Wir wollen unsere Stimme zurück & wir werden sie uns wiederholen“

Beim Heimspiel des VfL Wolfsburg gegen den VfL Bochum protestierte die Fanszene Wolfsburg am Samstag gegen Entwicklungen bei der VfL Wolfsburg-Fußball GmbH. Mit einer ausführlichen Stellungnahme erläutert die Fanszene Wolfsburg nun ihre Kritikpunkte im Detail. (Faszination Fankurve, 23.04.2024)

Spruchbänder in der Nordkurve Wolfsburg.
Spruchbänder in der Nordkurve Wolfsburg. Bild: stadiumlove

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Fanszene Wolfsburg:

Hallo VfL-Fans,

bereits am Morgen des Spiels in Leipzig zeigten wir die Gemütslage der organisierten Wolfsburger Fanszene am Südufer des Allerparks. "Den letzten Rest Hoffnung, Vertrauen und Identität verloren. Radikaler Umbruch und Mitbestimmung jetzt." Auch im Gästeblock in Leipzig prangte der letzte Teil dieser Botschaft erneut: "Radikaler Umbruch und Mitbestimmung jetzt!"

Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen haben das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Es wird Zeit für ernsthafte Veränderungen in unserer Vereinsführung.

Unsere Leitbilder "Arbeit, Fußball, Leidenschaft" und "Werk, Stadt, Verein" werden lediglich noch zu Marketingzwecken aufgegriffen und in leere Floskeln verwandelt. Das füllt auch kein einmaliges Auftreten in Produktionsjacken mit Leben. Die VfL Wolfsburg Fußball GmbH entfernt sich Schritt für Schritt weiter von den Fans.

Erst vor wenigen Wochen, zu Zeiten der erfolgreichen Proteste gegen einen Investoren-Einstieg in der DFL, zeigte sich die Geschäftsführung unserer GmbH dem Stellenwert ihrer Fans bewusst. Dass die Forderung nach einem "Nein" der VfL Wolfsburg Fußball GmbH so erfolgversprechend ist wie die Forderung nach der Wiedereinführung des Zinnenwappens, war uns klar.

Dass unsere Geschäftsführung jedoch nicht einmal die Forderung nach einer nicht geheimen Wahl unterstützen kann, gleicht einem Schlag ins Gesicht eines jeden Fußballfans. Seit Jahren rennt der aktive, kritische Fan beim VfL Wolfsburg gegen Wände, so sehr man auch immer wieder versucht, den Verantwortlichen in der GmbH die Vorteile auch für sie klarzumachen. Das Stadion leert sich zunehmend, teilweise trotz verkaufter Karten. Der VfL wird den Stadiongängern so egal, wie die Stadiongänger dem VfL sind. Es interessiert nicht, wie man mit der Basis vor Ort das ganze Image und die ganze Strahlkraft eines Vereins ausmacht.

Wenn man einen Blick auf die aktuelle Besetzung des Aufsichtsrates wirft, kann man auch umgehend die Frage beantworten, warum wir sportlich, wie auch in Imagefragen dem Rest der Republik "the extra mile" hinterherhinken. Derzeit besteht der Aufsichtsrat der VfL Wolfsburg GmbH aus 11 Personen. Vom Bankkaufmann über den Industriekaufmann, die Betriebswirtin oder den Wirtschaftsingenieur. Wir haben 2 Ex-Bürgermeister, den aktuellen Bürgermeister. Was jedoch gänzlich fehlt: ein (oder mehrere) Aufsichtsräte mit Fußballexpertise.

Fachleute, die nicht lediglich beim Mutterkonzern VW ihre Qualitäten unter Beweis gestellt haben, sondern auch eine Ahnung davon haben, was es abseits des Platzes bedeutet einen Fußballverein zu führen. Profis, die wissen, dass der Fußballverein aus der niedersächsischen Provinz eine andere Zielgruppe hat als das benachbarte Weltunternehmen. Spezialisten, die verstehen, wie wichtig die Fans auch für die Vermarktung im deutschen Fußball sind, die wissen, wie man diesen Standort gemeinsam im Dreiergespann Werk-Stadt-Verein wieder mit seinen Wurzeln verbindet und die Einwohner der Stadt stolz macht.

Was unseren Standort so sehr von anderen Bundesligastandorten unterscheidet? Bei uns hat der Stammverein keine Mehrheit im Aufsichtsrat, bei uns kann vom Stammverein lediglich ein Abgesandter in den Aufsichtsrat geschickt werden. In einem AR bestehend aus 11 Personen, die kritiklos dem Markenhochhaus gehorchen, eine nahezu aussichtslose Ausgangslage für Veränderungen. Die Verbindung zwischen Werk, Stadt und Verein ist einmalig und unabdingbar, dennoch bedarf es eines gleichberechtigten Gegenteils.

Seitens des Bundeskartellamtes wurde unsere Ausnahme von der 50+1 Regelung nicht umsonst kritisch begutachtet und eine Anpassung gefordert. Von der DFL durchgeführte Änderungen der Ausnahmeregelung legten zuletzt u. a. fest, dass im Aufsichtsrat der GmbH ein gleichberechtigtes Mitglied des e.V. sitzen muss (in unserem Fall somit 1 von 11 stimmberechtigten im Aufsichtsrat).

Dass der e.V. Vertreter ein Vetorecht auf Änderungen des Vereinsnamens, des Logos und den Farben des Vereins erhält. Diese Änderungen sind ein wichtiger erster Schritt, unseren Verein trotz der Komplettübernahme vor gut 20 Jahren an unserem Standort zu sichern und eine weitere Abweichung von unseren Vereinsfarben Grün und Weiß zu beschränken. Eine Veränderung des täglichen Geschäfts zum Wohle des Fans und letztlich zum Wohle des gesamten Vereins und der gesamten Stadt bleibt dadurch immer noch im Wohlwollen der Konzernspitze.

Eine ähnliche Scheinbeteiligung wird für die Lizenzerteilung seitens der DFL erforderlich. Die Klubs müssen ein Medium schaffen, welches den Austausch zwischen Fans und Verein fordert. Der bereits in der Saison 2017/18, aus Eigenantrieb der Fans, gegründete Fanrat erfüllt diese Bedingung. Doch auch die gewählten Fanvertreter haben lediglich die Möglichkeit, ihre Themen gegenüber den Vereinsvertretern zu benennen. Auch bei großer Einigkeit des Fanrates ist die GmbH zu keinerlei Änderungen verpflichtet.

Wahrscheinlich ist dies der Grund, weshalb der Fanrat zwar einige kleine Teilerfolge erzielt, aber bei großen Themen das Gefühl hat, nicht gehört zu werden.

Es muss sich endlich Großes tun, damit unser bald 80 Jahre alter Arbeiterverein auch in 180 Jahren noch der Arbeiterverein unserer Stadt ist. Wir wollen unsere Stimme zurück und wir werden sie uns wiederholen.

Aufsichtsrat und Geschäftsführung, seid euch bewusst, wir werden keine Ruhe geben, bis die Geschäftsführung getauscht ist, der Aufsichtsrat neu besetzt ist und die Stimme der Fans in diesem Gebilde wieder etwas wert ist.

Fußball gehört den Fans.

Die aktive Fanszene
 

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