„Astreiner Rückwärtsgang“: Sottocultura Ultras äußerten sich zu Kölner Angriff auf Nordkurve

Sottocultura äußerte sich in ihrem Spieltagsflyer Blockflöte ausführlich zum Kölner Angriff auf die Nordkurve Mönchengladbach am Abend vorm Derby. Die Ultras von Borussia Mönchengladbach gingen dabei auf die Vorfälle selbst ein und erklärten, warum die eigentlich geplante Choreografie abgesagt wurde.

„Am Vorabend des Spiels wurde die Choreo im Stadion aufgebaut, als zu später Stunde rund 150 rotgekleidete Fremde sich der Nordkurve näherten. Zu diesem Zeitpunkt standen bereits seit Stunden mehrere Polizei-Wannen vor der Kurve rum, deren Präsenz bis dahin ziemlich lächerlich wirkte und so bislang nie der Fall war. Die Tatsache, dass der Gegner es trotzdem in der Mann stärke unerkannt bis zum Stadiongelände schaffte, den geplanten Angriff nicht abblies und Richtung Nord marschierte, verdient auf jeden Fall Respekt. Kompliment an die Orgaleute der Gegenseite und eine astreine Aktion… …bis dahin jedenfalls“, so die Einleitung von Sottocultura.

„Betretungsverbote abschaffen“-Banner in der Nordkurve.
„Betretungsverbote abschaffen“-Banner in der Nordkurve. Bild: Nordkurvenfotos

Während die Gladbacher Ultras für das Erscheinen des Kölner Mobs hinter ihrer Kurve noch lobende Worte fanden, hätten die Kölner Angreifer bei der anschließenden Auseinandersetzung den Rückwärtsgang eingelegt: „Denn so gut die Planung offensichtlich war, so sehr hat man wohl auch unterschätzt, auf was man da beim Choreoaufbau treffen wird. Der guten Orga folgte jedenfalls keine gute Umsetzung, sondern ein ebenso astreiner Rückwärtsgang, auf den die komplette Einkesselung durch die kurze Zeit später verstärkte Polizei folgte. Hätte man auf unserer Seite noch früher vom nahenden Gegner erfahren und sich entsprechend vorher draußen aufstellen können, hätte das ein richtiges Fest werden können. Vor der Nord weed eben resigniert“, so die Sottocultura Ultras in Anspielung auf ihr „FC: Vor der Nord weed resigniert“-Spruchband, das bei Derby am Folgetag mehrfach in der Nordkurve Mönchengladbach zu sehen war, weiter.

„FC: Vor der Nord weed resigniert“-Spruchband in der Nordkurve.
„FC: Vor der Nord weed resigniert“-Spruchband in der Nordkurve. Bild: Nordkurvenfotos

Die Ultràszene Mönchengladbach habe seit Wochen eine Choreografie für das Derby vorbereitet, die eine der aufwendigsten Aktionen werden sollte, die es jemals in der Nordkurve zu sehen gab. Nach dem Angriff bauten Gladbacher Ultras die Choreografie noch weiter auf. Zur Absage der Choreografie sei es letztlich gekommen, weil neben den 80 von der Polizei eingekesselten Personen auch alle im Borussia-Park anwesenden Personen mit einem Betretungsverbot für den Derbytag belegt werden sollten, unabhängig davon, ob sie an den Auseinandersetzungen beteiligt waren oder nicht. Die Gladbacher Ultràszene hätte somit gar nicht mehr die personellen Ressourcen gehabt, um die Choreografie am Samstag durchzuführen, weil knapp 300 Personen betroffen gewesen sein sollen.

Der Haufen der Ultràszene Mönchengladbach am Derbytag ohne die etwa 80 Personen in Gewahrsam.
Der Haufen der Ultràszene Mönchengladbach am Derbytag ohne die etwa 80 Personen in Gewahrsam. Bild: Nordkurvenfotos

„Leider folgten auch auf unserer Seite diverse Maßnahmen: Noch vor der Kurve wurden knapp 80 Leute gekesselt und festgehalten, der Rest im Stadion konnte immerhin noch den Choreoaufbau fertigstellen und alles für den morgigen Tag vorbereiten, um neben dem Punktgewinn am Vorabend auch den Spieltag entsprechend zu gestalten. Während die Choreo fertiggestellt wurde, umstellte die Polizei jedoch das gesamte Stadion und was folgte, war eine Maßnahme für sämtliche Anwesenden, unabhängig von der konkreten Beteiligung. Das alleine wäre nur halb so schlimm gewesen, kennt man ja als Fußballfan, aber irgendwann gegen 1 Uhr nachts kam dann die Hiobsbotschaft: Betretungsverbote für Alle! Das saß und war ein absoluter Tiefschlag mit Blick darauf, dass vor Ort der Großteil der Ultràszene anwesend war und quasi sämtliche für den Spieltag relevanten Leute: Vorsänger, Trommler, Choreoorganisatoren, etc. Ein Spielbesuch wäre auf diese Art und Weise gar nicht möglich gewesen, weil halt schlicht alle relevanten Szeneleute gar nicht gedurft hätten. Rein logistisch stellten wir uns zu diesem Zeit punkt gar nicht mehr die Frage, ob wir die Choreo noch irgendwie durchführen könnten, was mit Blick auf die Vielzahl der Elemente schlicht unmöglich gewesen wäre, weil man nicht einfach irgendwelche anderen Fans dafür hätte instruieren können, sondern es stand eher die Frage im Raum, wie wir die bereits aufgebauten und vor bereiteten Sachen wieder abbauen können, weil gar nicht genug Leute vor Ort sind um das zu bewerkstelligen. Parallel dazu wurden Anwälte aus dem Bett geklingelt, um zu checken, ob man juristisch vielleicht was machen kann, wobei uns aber wenig Hoffnung gemacht wurde. Während die Leute im Stadion irgendwann gegen 3 Uhr nach Hause, sich ein paar Stunden Schlaf abholen konnten und die Leute vor dem Stadion weiter festgehalten worden sind (was unverschämterweise übrigens bis circa 11 Uhr so blieb, ehe man mal zu einer Polizeiwache gefahren wurde), eilte Hilfe aus Stuttgart herbei“, so die Derby-Spielbericht von Sottocultura weiter.

Die befreundeten Ultras von Union Berlin, die zuvor beim Auswärtsspiel ihres Vereins beim VfB Stuttgart waren, reisten nach Mönchengladbach, um das Derby am Niederrhein zu besuchen. Am Ende waren es dann die Union-Ultras, die die Choreografie in der Nordkurve des Borussia-Parks bis in die Morgenstunden wieder abbauten.

Letztlich erklärte die Polizei die Betretungsverbote für alle Personen, die lediglich im Borussia-Park aufgegriffen wurden, jedoch für nichtig. Somit waren „nur“ noch rund 80 Gladbacher Ultras mit Betretungsverboten belegt. Doch ein erneuter Aufbau der Choreografie sei nun nicht mehr möglich gewesen: „Hätten die Zuständigen der Polizei sich eine oder zwei Stunden vorher mit der Nachricht gemeldet, hätte man den Abbau wohl noch stoppen, wieder aufbauen und irgendwie auf Biegen und Brechen die Durchführung der Aktion organisieren können, auch wenn dutzende wichtige Leute nach wie vor gefehlt hätten. So war das Kind aber nun in den Brunnen gefallen und die neuen Überlegungen beschränkten sich darauf, wie denn jetzt doch der Auftritt im Stadion stattfinden solle. Nach wie vor fehlten mehrere Vorsänger, Trommler und wichtige Personen, aber der Besuch des Spiels und der Support für den Derbysieg sollte definitiv stattfinden“, entschieden sich die Gladbacher Ultras dennoch für lautstarken Support am Spieltag. „Mit Blick auf die Inhaftierungen und weiterer logistischer Probleme verzichteten wir auf Fahnen und Doppelhalter, hingen das Betretungsverbotsbanner in den Oberrang und flaggten ansonsten normal an“, begründete Sottocultura, warum auf Tifo-Material verzichtet wurde, Zaunfahnen jedoch hingen und Support organisiert wurde.

Weil beim Derby aus dem Gästeblock mehrfach ,,Wo ist eure Choreo?‘‘-Gesänge angestimmt wurde, wirft Sottocultura den Kölner Ultras vor, sich für Maßnahmen der Polizei feiern zu lassen: „So sehr zu zelebrieren, dass man nichtmal in die Nähe der Choreografie gekommen ist, sondern eher ziemliche Akrobatik im Rückwärtslaufen beweisen musste und die Choreoabsage einzig und allein den Bullen geschuldet war, ist echt eine weitere Episode Mentalità Kölsch in Reinkultur.“ Ab 20:00 Uhr seien dann am Derbytag auch die restlichen Gladbacher Ultras aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. (Faszination Fankurve, 05.04.2024)

Weitere News - News Deutschland

News Deutschland

Choreografie, Pyroshows & Spielunterbrechung beim 111. Hamburger Stadtderby

Das 111. Stadtderby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli stand unter besonderen Vorzeichen, weil der FC St. Pauli den Aufstieg in die Bundesliga klar machen konnte und der HSV ebenfalls noch um den Aufstieg kämpfte. Im Vorfeld hatten bei Fanszenen Treffpunkte ausgerufen. mehr

News Deutschland

Fanszene will sich wegen hoher Ticketpreise bei Auswärtsspiel im Heimbereich positionieren

Rot Weiss Ahlen gastiert am morgigen Sonntag in der Regionalliga West im Stadion am Zoo beim Wuppertaler SV. Weil der WSV von den Gästefans zwischen 21 Euro und 17 Euro für die Eintrittskarten für den Gästeblock verlange, will die Fanszene aus Ahlen sich im Heimbereich breit machen. mehr

News Deutschland

„Ultras KA: In der eigenen Stadt nichts riskieren - Lieber Kutten am Bhf attackieren“

Vor einer Woche wurden am Landgericht Nürnberg-Fürth drei Fans des Karlsruher SC zu Haftstrafen zwischen einem Jahr auf Bewährung und zwei Jahren und acht Monaten verurteilt, dies berichtete der Bayrische Rundfunk. Hintergrund waren Auseinandersetzungen am Nürnberger Hauptbahnhof. mehr