Als die Polizei sich mit SGE-Fans im Waldstadion eine halbstündige Auseinandersetzung lieferte

Im 24. Türchen des diesjährigen Adventskalenders blicken wir zurück auf den 25. November 2023, als Eintracht Frankfurt den VfB Stuttgart im Waldstadion empfing. Als es am Einlass der Heimfans zu Auseinandersetzungen mit dem Ordnungspersonal kam, griff die Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray ein. Dabei verletzten sich mindestens 100 Fans und auch über 100 Polizisten und Ordnungskräfte.

Ursprung der Vorfälle sei eine Kartenkontrolle gewesen, die zu einem Angriff auf einen „zivil gekleideten Mitarbeiter des Veranstalters durch Schläge ins Gesicht im Block 40“ geführt haben soll. Dort sei die Polizei hinzugerufen worden. Im Anschluss kam es zu einer halbstündigen Auseinandersetzung zwischen Polizei und Eintracht-Fans. Im Stadionumlauf ging die Polizei immer wieder mit Pfefferspray und Schlagstöcken auch gegen unbeteiligte Eintracht-Fans vor. Die SGE-Fans warfen im Gegenzug Pyrotechnik und Gegenstände in Richtung der Beamten. Laut Polizeiangaben sollen sich daran 300 bis 400 Eintracht-Fans beteiligt haben. Die Polizei berichtete von neun Festnahmen, 59 verletzten Personen beim Ordnungsdienst und 57 verletzten Einsatzkräften der Polizei.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie redaktionellen Inhalt einer externen Webseite, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen und wieder ausblenden lassen.

Externe Inhalte erlauben

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Die Verarbeitung kann auch außerhalb der EU/ EWR erfolgen, wo unter Umständen kein vergleichbares Datenschutzniveau herrscht, z.B. in den USA. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie redaktionellen Inhalt einer externen Webseite, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen und wieder ausblenden lassen.

Externe Inhalte erlauben

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Die Verarbeitung kann auch außerhalb der EU/ EWR erfolgen, wo unter Umständen kein vergleichbares Datenschutzniveau herrscht, z.B. in den USA. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Polizei Frankfurt gab anfangs falsche Angaben zur Ursache der Vorfälle an die Öffentlichkeit: „Auf dem Stadiongelände suchten rivalisierende Fangruppen zunächst die Eskalation untereinander, gingen dann beim Einschreiten unserer Einsatzkräfte dazu über, diese vehement anzugreifen. Wir haben weitere Einsatzkräfte inkl. Wasserwerfer zur Unterstützung entsandt“, so das erste Statement der Polizei Frankfurt. Später räumte sie die Falschmeldung auf dem Kurznachrichtendienst X ein: „Der zunächst durch die Polizei Frankfurt über den Kurznachrichtendienst X veröffentlichte Hinweis, es handele sich bei den Beteiligten der Auseinandersetzung vor Block 40 um rivalisierende Fangruppen, basierte in der dynamischen Einsatzsituation auf einer falschen Bewertung des Geschehens und wird hiermit revidiert.“

Die Ultragruppen des VfB mahnten Medien daher in einer Stellungnahme, Informationen der Polizei stets kritisch zu hinterfragen. Verlautbarungen der Polizei seien keine objektiven Statements. Vielmehr habe die Polizei Frankfurt mit der Falschmeldung zu Beginn der medialen Berichterstattung großen Einfluss auf die Deutungshoheit über die Geschehnisse genommen.

Die Frankfurter Fanhilfe „Der 13. Mann“ aus der Fanszene der Eintracht betonte im Nachhinein, dass es keine größere Auseinandersetzung zwischen Fans und Ordnungsdienst gegeben habe und spricht von „schockierenden Schilderungen über Gewalt durch Einsatzkräfte“. Weiter stellt sie die Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Polizei-Einsatzes. Die Polizei habe bei ihrem Einsatz die „körperliche Unversehrtheit von tausenden Stadionbesuchern bewusst aufs Spiel“ gesetzt.

Eintracht-Fans verlassen die Nordwestkurve. Bild: Faszination Fankurve

In der Nordwestkurve gab es wegen der Vorfälle keinen organisierten Support, die Zaunfahnen sowie weiteres Material wurden eingepackt und die untersten Reihen blieben leer. Erst nach Mitte der ersten Halbzeit kehrten die Ultras zurück in die Nordwestkurve. Zum Ende der ersten Hälfte kamen in der Nordwestkurve kurzzeitig Gesänge gegen die Polizei auf.

Große Teile des Unterrangs blieben vorerst leer. Bild: Faszination Fankurve

Der Verein Eintracht Frankfurt meldete sich einige Tage später zur Ursache der Auseinandersetzungen zu Wort. Demnach sei am Zugang zu Block 40 der Heimkurve ein vom Ordnungsdienst hinzugerufener Sicherheitsmitarbeiter von Eintracht Frankfurt-Fans angegangen worden. Dieser Mitarbeiter soll einen Fan festgehalten und zur Rede gestellt haben. Anschließend sei dieser Mitarbeiter von einer Gruppe von Eintracht-Fans angegangen worden. Daraufhin sollen 15 unbehelmte Einsatzkräfte der Polizei hinter Block 40 aufgetaucht und direkt aus verschiedenen Richtungen angegriffen worden sein.

Hessenschau berichtete kurz vor Weihnachten nochmal über die Vorfälle. Dabei wurden vom 13. Mann nochmals Darstellungen von betroffenen Eintracht-Fans geschildert. https://www.hessenschau.de/sport/fussball/eintracht-frankfurt/fan-aussagen-nach-eintracht-gegen-stuttgart-frankfurter-anhaenger-geschockt-von-gewalt-explosion-v1,aufarbeitung-stuttgart-krawalle-100.html

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie redaktionellen Inhalt einer externen Webseite, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen und wieder ausblenden lassen.

Externe Inhalte erlauben

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Die Verarbeitung kann auch außerhalb der EU/ EWR erfolgen, wo unter Umständen kein vergleichbares Datenschutzniveau herrscht, z.B. in den USA. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Umstrittene Polizei-Einsätze im Jahr 2023 im Rückblick:

Im kommenden Sommer steht die Europameisterschaft 2024 in Deutschland an. Wie schon bei der Weltmeisterschaft 2006 beobachten Fußballfans im Ligaalltag eine Zunahme von Repressionen und überharten Einsätzen der Polizei in und um die Stadien. Im diesjährigen Adventskalender von Faszination Fankurve schauen wir auf die umstrittenen Polizei-Einsätze im Kalenderjahr 2023.

Zuletzt häuften sich Einsätze an Spieltagen, die von betroffenen Ultras, aber auch von anderen Fans in den Stadien als überhart, überzogen oder völlig daneben eingestuft werden. Bundesweit fanden solche Vorfälle zuletzt medial Beachtung. Weil, anders als im Jahr 2006, mittlerweile in vielen Fanszenen sogenannte Fanhilfen entstanden sind, findet die Sicht von aktiven Fußballfans in der Berichterstattung regelmäßiger Aufmerksamkeit. Wie schon beim letzten Großturnier in Deutschland vor über 17 Jahren sind von umstrittenen Einsätzen vor allem Fußballfans betroffen, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten. Dieser Adventskalender zeigt, dass solch umstrittene Einsätze der Exekutive keine Einzelfälle sind. (Faszination Fankurve, 24.12.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von „Der 13. Mann“:

Gewalteskalation durch die Polizei bei Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Heute kam es beim Spiel gegen den VfB Stuttgart im Umlauf der Nordwestkurve zum massivsten Polizeieinsatz, den wir im Waldstadion je erlebt haben. Auch hier in Frankfurt wollte man sich offenbar an der bundesweiten Eskalationsstrategie der Polizei beteiligen, die in den letzten Wochen (beispielsweise bei St. Pauli gegen Hannover oder Bochum gegen Köln) schon zu etlichen verletzten Fans geführt hat.

Im Vorfeld geplanter Großeinsatz - obwohl kein Risikospiel

Auch in Frankfurt gibt es seit Monaten einen schwelenden Konflikt. An diesem Samstag wollte die Frankfurter Polizei unter ihrem brandneuen Einsatzleiter dann wohl ein Exempel statuieren. Uns war schon vor dem Spieltag bekannt, dass ein Großeinsatz geplant ist und Polizeikräfte beispielsweise gar aus dem Urlaub zurückgerufen wurden. Jeder im Stadionumfeld konnte beobachten, dass für ein Spiel um 18:30 Uhr ungewöhnlich früh ungewöhnlich viele Einsatzkräfte vor Ort waren, obwohl das Spiel nicht als Risikospiel eingestuft war. Unter den mehreren Hundertschaften war auch Verstärkung aus anderen Bundesländern.

Keinerlei Auseinandersetzung zwischen den Fangruppen

Am gesamten Spieltag kam es zu keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen, weder vor, noch nach dem Spiel. Auch die von der Polizei Frankfurt über Twitter/X um 18:06 Uhr verbreitete gesuchte Eskalation rivalisierender Fangruppen" hat schlichtweg nicht stattgefunden. Vielmehr kam es vor Block 40 zu einer versuchten Festnahme durch eine zivil gekleidete Person, mutmaßlich weil keine korrekte Eintrittskarte vorlag. Wenige Sekunden später stand bereits die Polizei inklusive Videoüberwachungsmaßnahmen parat und betrat massiv den Bereich vor Block 40. Die Einheiten müssen also für diesen Einsatz bereits parat gestanden haben.

Mindestens 70 Verletzte, 7 schwerverletzte Fans

Anschließend kam es zu einer mindestens 30-minütigen Konfrontation, bei der die Polizei immer wieder unter Schlagstock- und Reizstoffeinsatz vorrückte ohne jede Rücksicht auf Verluste auch unter normalen Fans, Frauen und Kindern. Die genaue Zahl der Verletzten ist für uns noch nicht absehbar, schon jetzt wissen wir von mindestens 70 verletzten Fans, davon sieben Schwerverletzte. Teilweise waren Fans bewusstlos und stürzten die Treppen hinunter, die Rettungskräfte kamen mit dem Abtransport zeitweise nicht mehr nach. In den Blockeingängen und den Blöcken selbst mussten verletzte Fans von anderen Fans die ganze erste Halbzeit über versorgt werden. Durch das in die Blöcke hineinwehende Reizgas wurden Fans sogar während des Spiels über Tore zum Stadioninnenraum evakuiert.

Was ist eigentlich die Aufgabe der Polizei?

Uns fehlen angesichts dieser gezielten Eskalation die Worte und wir stellen uns die Frage: Was ist eigentlich die Aufgabe der Polizei? Heute hat sie nicht nur tausende Eintrachtfans in ihrem Stadionbesuch beeinträchtigt, sie hat auch massiv die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit der Menschen gefährdet und dabei bewiesen, dass es ihr nicht um Strafverfolgung oder die Aufrechterhaltung von Ordnung geht. Mit diesem Gewaltexzess wollte man vor der EM 2024 vielmehr die Muskeln spielen lassen. Leidtragender davon ist Eintracht Frankfurt, die bei diesem Spiel aufgrund der etlichen Verletzten auf die gewohnt stimmgewaltige Unterstützung aus der Kurve verzichten musste.

Wir rufen alle betroffenen Eintrachtfans auf, sich mit einem möglichst detaillierten Gedächtnisprotokoll unter info@der-13te-mann.de zu melden, wenn sie beim Polizeieinsatz verletzt wurden oder nützliche Informationen haben.

Faszination Fankurve dokumentiert das Update der Fanhilfe „Der 13. Mann“ aus Frankfurt:

27.11.: Update zum Polizeieinsatz beim Heimspiel gegen Stuttgart

In ihrer Pressemitteilung vom 26.11. schreibt die Polizei Frankfurt, dass, keine Erkenntnisse" über verletzte Fans vorliegen und ruft diese auf, sich dringend [...] bei der Polizei zu melden". Wir können davon nur abraten. Meldet euch stattdessen unter info@der-13te-mann.de und besorgt euch ärztliche Atteste zu euren Verletzungen. Auch die Stellung von Anzeigen gegen die Polizei muss der Erfahrung nach gut überlegt werden und sollte keinesfalls ohne anwaltliche Konsultation geschehen.

Polizei gibt Falschmeldung zu

Weiterhin bestätigt die Polizei in ihrer Pressemitteilung den vom 13ten Mann geschilderten Auslöser des Polizeieinsatzes und gibt zu, dass über den offiziellen Twitter/X-Kanal der Polizei Frankfurt Falschmeldungen verbreitet wurden. Auch Vertretern der Medien muss spätestens damit klar sein, dass die Polizei Konfliktpartei mit Eigeninteressen ist und keine neutrale Informationsinstanz darstellt.

Nach allen uns vorliegenden Informationen und Berichten möchten wir außerdem herausstellen, dass es abseits des auslösenden Vorfalls zu keinen größeren Auseinandersetzungen zwischen Fans und Ordnungskräften kam. Die von der Polizei genannte Zahl der verletzten Ordner dürfte also mehrheitlich unter die Kategorie der, Augen- und Atemwegsreizungen" fallen, wie das auch bei der Mehrzahl der gemeldeten Verletztenzahlen unter Polizeieinsatzkräften bei vergleichbaren Einsätzen mit massiver polizeilicher Nutzung von Reizstoffen zumeist der Fall ist.

Schockierende Schilderungen über Gewalt durch Einsatzkräfte

Die Schilderungen, die uns seit dem Samstagabend persönlich und in rund 100 E-Mails erreicht haben, sind schockierend und zeichnen ein deutliches Bild. Flächendeckend beschreiben die Menschen auch, dass ihnen beim Weg zum Stadion aus ganz unterschiedlichen Richtungen ein außergewöhnlich hohes Polizeiaufgebot aufgefallen ist. Gemeinsam mit den bundesweiten Ereignissen der letzten Wochen und der verhängten Urlaubssperre für Einsatzkräfte wegen einer Großlage beim Fußball stützt das unsere Vermutung, dass es sich hierbei um eine vorab geplante Gewalteskalation handelte.

Was ist mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit?

Uns wurde von Fans aller Altersklassen von verschiedenen Orten im Stadion zudem von unkontrollierten und grundlosen Angriffen durch Polizeibeamte berichtet. Sanitäterinnen und Sanitäter sowie Personen die Erste Hilfe leisten wollten, wurden von Polizeikräften daran gehindert und gar selbst durch Beamte bedroht und körperlich angegangen. Familien schreiben von traumatischen Erlebnissen. All das wirft-gerade nach dem nun bestätigten Auslöser des Einsatzes- zwangsläufig die Frage nach der Verhältnismäßigkeit und der grundsätzlichen Rolle der Polizei auf. Eine (bereits beendete) Straftat, deren Nachverfolgung zweifelsohne durch die umfassenden Videoüberwachungsmaßnahmen möglich gewesen wäre, kann und darf niemals ein Grund sein, die körperliche Unversehrtheit von tausenden Stadionbesuchern bewusst aufs Spiel zu setzen.

DER 13. MANN

Weitere News - News Deutschland

News Deutschland

Dynamo-Fans berichten von „drohender Eskalation im Gästeblock des Jahnstadions“

Dynamo Dresden gastierte am gestrigen Samstag im Jahnstadion beim SSV Jahn Regensburg. Die Schwarz-Gelbe Hilfe kritisierte im Nachgang des Auswärtsspiels das Vorgehen von Polizei und Ordnungsdienst im Gästeblock. An den Zugängen zu den einzelnen Blöcken seien behelmte Einsatzkräfte der Polizei im Einsatz gewesen. mehr

News Deutschland

Zweiteilige Choreografie zu 5 Jahren Ultras Energie & gelber Rauch

11.532 Fans kamen am gestrigen Samstag ins Stadion der Freundschaft, um die Regionalliga Nordost-Partie zwischen dem FC Energie Cottbus und dem 1. FC Lokomotive Leipzig zu sehen. Die Ultras Energie feierten bei dem Spiel ihren fünften Geburtstag mit einer zweiteiligen Choreografie. mehr

News Deutschland

„Bremer Gästeempfang: Albi-Angriff & Rückwärtsgang“

Nachdem Ultras von Werder in der Vorwoche die mit dem ICE angereiste Reisegruppe rund um die Schwabensturm Ultras in Bremen angriffen haben, zeigten die Ultras des VfB Stuttgart beim Auswärtsspiel in Leverkusen am gestrigen Samstagabend ein Spruchband zum Thema. mehr