„Ein selten erlebtes Ausmaß polizeilicher Gewalt“

Am vergangenen Freitag gastierte der SV Babelsberg 03 beim BFC Dynamo. Im Nachgang der Regionalliga-Nordost-Partie berichten die Babelsberg-Fans von Polizeigewalt, wie sie es nur selten erlebt hätten. Auch junge Fans, die beim Fanprojekt separiert wurden, sollen angegangen worden sein. (Faszination Fankurve, 22.09.2023)

Polizei im Sportforum Hohenschönhausen beim Heimspiel des BFC Dynamo gegen den SV Babelsberg 03. Im Nachgang des Spiels kam es zu einem umstrittenen Einsatz der Polizei. Bild: 03fotos.de

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme aus der Fanszene des SV Babelsberg 03:

Stellungnahme zu den Vorfällen im Rahmen des Spieltages am 15.09.2023:

TW: POLIZEIGEWALT


Wir sehen es als unumgänglich an die Geschehnisse im Nachgang des Spiels am vergangenen Freitag (15.09.2023) gegen den BFC Dynamo zu thematisieren und Stellung dazu zu beziehen. Es war ein selten erlebtes Ausmaß polizeilicher Gewalt, dem wir als Fans des SV Babelsberg 03 begegnen mussten. Mit dieser Stellungnahme möchten wir unsere Wut gegenüber der polizeilichen Repression aussprechen und den Vorfall kritisch kommentieren.

Nach dem Verlassen des „Sportforums Hohenschönhausen“ erwarteten uns bereits mehrere Einsatzzüge der 31. und 33. Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei Berlin. Die Stimmung war merklich angespannt durch pöbelnde Fans des BFC Dynamo. Gemeinsam überquerten wir eine Kreuzung unmittelbar im Umfeld des Stadions. Unter uns organisierte wie unorganisierte Fans. Eine bunt gemischte Gruppe, die soeben den Heimweg antreten wollte.

Doch ein friedlicher Heimweg sollte uns nicht gewährt werden. Stattdessen kam es zu Gewaltexzessen und -eskalationen der Polizei, wie viele sie bisher kein zweites Mal erlebt haben.

Kaum über die Straße gelaufen, kam es zu Schubsereien durch die Polizist*innen, ohne dass es dafür einen uns ersichtlichen Grund gegeben hätte. Eine Kommunikation über die nun scheinbar stattfindende polizeiliche Maßnahme erfolgte nicht. Viel mehr schien es den Beamten darum zu gehen, so vielen Fans wie möglich körperlichen Schaden zuzufügen. Im Folgenden wurden wir mit Pfefferspray, Schlagstöcken und Faustschlägen attackiert. In der unübersichtlichen Situation versuchten wir unsere Verletzten zu versorgen und in Sicherheit zu bringen. Darunter Fans verschiedenen Alters, Geschlechts sowie Kinder und Menschen mit Behinderungen. Eine Sicherheit oder die Möglichkeit sich dem zu entziehen, gab es in der Situation nicht.

Unsere jüngeren Fans sammelten sich mit einer Person vom Fanprojekt Babelsberg am Rand der Straße um Schutz zu suchen. Selbst davor machte die Polizei keinen Halt. Die jungen Menschen wurden durch die Beamten bewusst provoziert, angefasst und auf die Straße geschubst. Absolut widerlich, wer Kindern attackiert, um seine Gewaltfantasien auszuleben.

Weder uns, noch unserem Fanprojekt wurde gestattet Wasser zu holen. Verletzungen wurden billigend in Kauf genommen und nicht versorgt. Teilweise wurden wir daran gehindert Verletzten zu helfen. Glücklicherweise konnte uns eine unbeteiligte Person Wasserflaschen zur Verfügung stellen, sodass wir vielen unserer Freund*innen vorerst zur Hilfe eilen konnten. Selbst in einer solch verletzlichen Situation wurden wir weiterhin von der Polizei bedrängt, geschubst und bedroht.

Als dann die bereits gefüllte Straßenbahn einfuhr, wurden neben uns auch unbeteiligte Personen mit Drohungen und Gewalt in die viel zu kleine Bahn gepfercht. Die Türen wurden anschließend von außen verschlossen. Laut Durchsage des Bahnfahrers sollte die Bahn bis Berlin Hauptbahnhof durchfahren. Erst auf Nachdruck der Fans wurde ein Zwischenhalt durchgeführt, sodass unbeteiligte Personen, unter anderem eine schwangere Frau und eine Familie mit Kinderwagen, aussteigen konnten. All diese Personen mussten nach dem Verlassen des Fahrzeugs durch ein Spalier der Polizeibeamten laufen. Den restlichen Heimweg bestritten wir im Geleit der Polizei, die es sich nicht nehmen ließ, uns weiterhin zu drangsalieren, zu provozieren, unangebrachte Sprüche abzulassen und sich über Verletzte lustig zu machen.

Augenzeugenberichten zufolge sammelten sich vor unserer Ankunft am Zielbahnhof in Potsdam ebenfalls bereits mehrere vollbesetzte Fahrzeuge der Bereitschaftspolizei. Vor Ort wurden vor unserem Eintreffen unbeteiligte Fahrgäste vom Bahnhof verwiesen und willkürlich Personalien kontrolliert. Es wurde beobachtet, wie sich die Beamten bereits durch das Kreisen der Arme und das Andeuten von Boxbewegungen ,,warm machten". Auf dem Bahnsteig tauschten sie sich darüber aus, wie viel Lust sie darauf hätten, sich mit den „gewaltbereiten Fans“ zu prügeln.

Mehrere Personen wurden an diesem Abend in Gewahrsam der Polizei genommen und zum Teil im Anschluss bewusst in Gefahr gebracht, indem die Personen mitten in Ostberlin schutzlos ausgesetzt wurden.

Wir verachten das Verhalten der Polizei zutiefst und können den unmenschlichen Umgang mit uns als Fans absolut nicht tolerieren. Diese ungehemmte Gewalt gegenüber schutzlosen Menschen sollte bereits lange der Vergangenheit angehören. Diese schockierenden Erlebnisse tragen wir mit uns in die Zukunft.

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