„Fußball gehört den Fans“: FSV Zwickau-Fanszene will durch bundesweite Hilfe den eigenen Verein retten
Der 3. Liga-Absteiger FSV Zwickau kämpft aktuell mit finanziellen Schwierigkeiten. Ein möglicher Investor wurde vom Hof gejagt, obwohl man wusste, dass dies das Aus für den Verein bedeuten könnte. Nun hofft die Fanszene des FSV Zwickau auf bundesweite Unterstützung.
Statement der Fanszene des FSV Zwickau:
Die Kurzfassung: Wir haben nach hartem Kampf einen Investoren-Einstieg verhindern können, der vielen anfangs nach dem Drittligaabstieg und daraus entstandenen finanziellen Problemen als einzige Lösung erschien. Das konnte wie erwähnt verhindert werden. Ergebnis: Unser Verein ist frei von externen Einflüssen, aber nicht von Schulden. Mittlerweile sitzen auch wir in den Vereinsgremien, kommen ohne deutschlandweite Hilfe aber aus der Nummer namens „Vereinslöschung“ wohl nicht raus. Daher startet ab kommenden Montag eine deutschlandweite Kampagne unter dem Motto „Fußball gehört den Fans!", die sich gegen Investoren richtet und für einen nachhaltigen ehrlichen Fußball einsetzt.
Fans, Verein und Sponsoren stehen in der aktuellen Situation Seite an Seite, um die Löschung des Vereins abzuwenden. Nach sieben Jahren in der 3. Liga folgte in Zwickau zuletzt der Abstieg aus dem Profifußball. In dieser finanziell angespannten Situation befand sich der FSV Zwickau mit einem potenziellen Investor in Verhandlungen. „Allerdings sind wir nach den Verhandlungen zu der Überzeugung gekommen, den wertebasierenden Weg mit großer Kraftanstrengung aller regionaler Partner, Sponsoren, Sympathisanten und einzigartigen Fans zu gehen. Wir brauchen nun euer aller Anpacken, möglicherweise über unsere Schmerzgrenze hinaus! Unsere gemeinsame Zielsetzung ist es, die entstandene Finanzlücke zu schließen. Ebenso wollen wir uns wirtschaftlich konsolidieren und zukünftig nachhaltige sowie strukturelle Investitionen tätigen, die dem gesamten FSV Zwickau zu Gute kommt. Zugleich ist es wichtig, die Fehlentwicklungen aus der Vergangenheit aufzuarbeiten“, erteilte der FSV Zwickau dem möglichen Investor eine Absage und setzt nun auf die eigenen Fans. Beim FSV will man mit Unterstützung der Fans nun für einen ehrlichen und nachhaltigen Fußball, ohne Investoren eintreten.
Das Video zur Pressekonferenz:
Mit einer am heutigen Montag startenden Aktion erhofft sich die Fanszene des FSV Zwickau die breite Masse an Fußballfans zu erreichen. Durch bundesweite Unterstützung will man ein Exempel statuieren, das als Beispiel auch für andere Orte gelten könne. Unter dem Motto „Fußball gehört den Fans“ soll ab heute 15:00 Uhr hier bei 99funken.de das benötigte Geld eingesammelt werden. Um 14:30 Uhr werden weitere Informationen auf den Social-Media-Kanälen der Kampagne (Fußball gehört den Fans - Crowdfunding Zwickau bei Instagram, Twitter & Facebook) verbreitet. Bis zum 10. September 2023 sollen insgesamt 500.000 Euro zusammen kommen.
Das Video zum Crowdfunding:
Am Freitag vor einer Woche lud die Fanszene des FSV Zwickau zu einer großen Informationsveranstaltung zur Zukunft des Vereins ins Zwickauer Stadion ein. In der Fankurve E5 folgte dabei die Vorstellung einer neuen Kampagne der Fans. „Wie der angesprochenen Meldung zu entnehmen ist, liegt es jetzt auch an uns die Missstände zu beheben und unseren Teil für einen gesunden und ehrlichen Fußball in Zwickau beizutragen. Damit dies gelingen kann, haben wir in den letzten Wochen verschiedene Möglichkeiten diskutiert und uns für einen Weg entschieden, der nach unserer Auffassung den Verein am besten unterstützen wird. Diesen wollen wir ausführlich am Freitag vorstellen“, teilte der FSV Zwickau dazu vorab mit.
Unter dem Motto „Wenn hier einer investiert, dann sind wir das!“ verkaufte der FSV Zwickau bereits über 800 Dauerkarten für die kommende Regionalliga-Saison. Durch Spenden aus den Reihen der Fans kamen bereits über 200.000 Euro zur Sanierung des Vereins zusammen. Auch die Vereinsoffiziellen konnten bereits Erfolge bei neuen Sponsoren-Verträgen und Stundungen bei Schulden verbuchen und personelle Umstrukturierungen sind im Gange. Das Beispiel aus Zwickau zeigt, wie Fans, Verein und Sponsoren gemeinsam mit bundesweiter Unterstützung auch in schwierigen Zeiten bestehen können, ohne für immer Anteile, Macht und Einfluss an Investoren abzugeben. Durch Unterstützung der Zwickauer „Fußball gehört den Fans“-Aktion kann sich jeder Fußballfans bundesweit solidarisch im Kampf gegen Investoren im Fußball zeigen. (Faszination Fankurve, 10.07.2023)
Worum geht es beim Projekt Fußball gehört den Fans - Crowdfunding Zwickau?
Während die Vereine der Profiligen den Kampf gegen einen Investoreneinstieg in der DFL führten und gewannen, hatten wir in den letzten Wochen unseren ganz eigenen Kampf zu kämpfen.
In Westsachsen wollte ebenfalls ein Investor die Geschicke unseres Vereins übernehmen. In nur wenigen Tagen hing der Haussegen plötzlich schief. Neue Menschen auf der Geschäftsstelle, gewonnene und sicher geglaubte Werte vor dem Verfall, altgediente Spieler wurden seelenlos vom Hof gejagt. Der Investor schien die einzige Rettung für unseren verschuldeten Verein – doch zu welchem Preis?
Noch rechtzeitig wurde dem Umfeld klar, dass die Übernahme viele negative Begleiterscheinungen mit sich bringen würde. Im allerletzten Moment trafen die Offiziellen unseres Vereines in Absprache mit uns Fans eine weitreichende Entscheidung, indem man die Werte unseres Vereins anerkannte, auf die geleistete Arbeit der letzten Jahre vertraute und dem Investor eine Absage erteilte. Das Problem oder auch Bemerkenswerte: Einen sicheren Plan B gab es nicht. Der Investor wurde vom Hof gejagt, in dem Wissen, dass es das für den Verein gewesen sein könnte. Doch wir wollten uns nicht verkaufen.
So erleichtert die Herzen sind, so ungewiss ist die Zukunft. Sicherlich überrascht es niemanden, dass wir in einer strukturschwachen Region die letzten 7 Jahre in der finanziellen Knochenmühle Namens 3. Liga nicht unbeschadet überstanden haben. Während für die Fans die 7 Jahre ein Geschenk waren, gelang es unseren bisherigen Vereinsvertretern nicht, den Verein wirtschaftlich nachhaltig an das System der 3. Liga anzupassen. Die 3. Liga war und ist wirtschaftlich aus eigener Kraft für unseren Verein nicht zu stemmen. Wir haben es mit ehrlicher Arbeit versucht – aber sind gescheitert. Vor allem gegen finanzstarke Konkurrenz, ehemalige Bundesligisten und Vereine aus wirtschafts- und strukturstarken Regionen. Selbst eine stete demütige Kaderplanung reichte nicht aus, um nach den 7 Jahren nur mit geringen Schulden dazustehen.