„Den Namen könnt ihr kaufen - Unsere Akzeptanz nicht“

Nachdem Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann die Westfalenstadion-Choreografie der Borussia Dortmund-Fans kritisierte, reagierten die BVB-Fans nun mit zahlreichen Plakaten. Auch vor der Firmenzentrale wurde auf das „Eigentor des Jahres aufmerksam gemacht.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie redaktionellen Inhalt einer externen Webseite, der den Artikel ergänzt. Sie können sich diesen mit einem Klick anzeigen und wieder ausblenden lassen.

Externe Inhalte erlauben

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Die Verarbeitung kann auch außerhalb der EU/ EWR erfolgen, wo unter Umständen kein vergleichbares Datenschutzniveau herrscht, z.B. in den USA. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

„Akzeptiert doch die Verhältnisse, die wir haben! Der Signal Iduna Park heißt bis mindestens 2031 Signal Iduna Park. Da wünsche ich mir einen wertschätzenden Umgang, der beide Interessenlagen berücksichtigt“, reagierte Leitermann in den Ruhrnachrichten auf die „Für immer Westfalenstadion“-Choreografie zum Stadiongeburtstag beim Heimspiel gegen Union Berlin und brachte damit nicht nur die BVB-Fans gegen sich auf, sondern auch Fußballfans zahlreicher anderer Vereine, die weiterhin den traditionellen Stadionnamen Westfalenstadion verwenden.

Westfalenstadion-Plakate auf der Südtribüne Dortmund. Bild: mapier44

Westfalenstadion-Plakate auf der Südtribüne Dortmund. Bild: mapier44

Die BVB-Fans reagierten zum heutigen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt mit zahlreichen Plakaten auf der Südtribüne auf die umstrittenen Aussagen von Leitermann. „Den Namen könnt ihr kaufen - Unsere Akzeptanz nicht“ - Für immer Westfalenstadion!, schrieben beispielsweise des Desperados auf ein Spruchband. „Stadionverbot für Leitermann“, lautete eine weitere Botschaft der BVB-Fans. Vor der Südtribüne war zudem eine riesige „Herzlich Willkommen im Westfalenstadion Dortmund“ im bekannten Design zu lesen. Auch beim Auswärtsspiel des 1. FC Köln bei der TSG Hoffenheim zeigten Kölner Ultras eine Westfalenstadion-Botschaft.

Spätestens der heutige Spieltag zeigte, dass der Signal Iduna-Chef mit seiner Kritik an der in ehrenamtlicher Arbeit entstandenen Choreografie der BVB-Ultras ein Eigentor erzielte. Der Name Westfalenstadion ist nun auch außerhalb der Kreise, die regelmäßig ins Stadion gehen, in aller Munde.

Botschaften gegen die geplante Investorenbeteiligung der DFL. Bild: mapier44

Neben den Aktionen zum traditionellen Stadionnamen positionierten sich die BVB-Fans erneut gegen den geplanten Einstieg eines Investors in der DFL. Ein offener Brief, der auf nein-zu-investoren-in-der-dfl.de richtet sich dabei explizit an das Präsidium von Borussia Dortmund. (Faszination Fankurve, 22.04.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert den offenen Brief der BVB-Fans zum geplanten Einstieg eines Investors in die Deutsche Fußball Liga (DFL):

Sehr geehrtes Präsidium,
sehr geehrter Herr Dr. Lunow,
sehr geehrte Frau Seidel,
sehr geehrter Herr Möllmann,

nicht zuletzt durch den Aufruf der Fanvereinigung „Südtribüne Dortmund“ und den damit verbundenen Aktionsspieltag beim Heimspiel gegen Union Berlin sind wir auf die Thematik eines geplanten Investoreneinstiegs in der DFL aufmerksam geworden.

Wir sind der Meinung, dass dieses Thema auch die Interessen des BV. Borussia 09 e.V. Dortmund tangiert, weshalb wir uns heute an Sie wenden.

Auf der letzten Jahreshauptversammlung haben wir – unter großer Zustimmung der Mitgliedschaft und der Vertreter*innen der KGaA – den Grundwertekodex für den BV. Borussia 09 e.V. verabschiedet. Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Lunow, hat man auf der Bühne angemerkt, dass dies für Sie ein echtes Herzensprojekt ist.

Auch wenn es in dem „Prolog“ des Kodexes heißt, dass dieser für die Mitglieder der Kontroll-, Geschäftsführungs- und Vertretungsorgane von Borussia Dortmund nur konkrete Anregungen und Empfehlungen enthält, würde eine Billigung des DFL-Investoreneinstiegs durch Borussia Dortmund bzw. die Geschäftsführung der KGaA aus unserer Sicht die Gefahr bergen, dass mit elementaren Punkten dieses Kodexes gebrochen wird. Dies aus nachfolgenden Gründen:

Unter dem vorletzten Punkt des Kodexes „Wir sind alle …“ heißt es:

„Als Traditionsverein mit internationaler Strahlkraft sehen wir uns tief in der Geschichte Dortmunds verwurzelt und sind uns der weit über den Fußball hinausgehenden Wirkung bewusst. (…) Unser Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund bekennt sich zu seiner Heimatstadt, versteht sich partnerschaftlich als Förderer und sieht hier seinen Sportstandort und Austragungsort seiner Heimspiele in nationalen und internationalen Vereinswettbewerben. (…) Wir sprechen uns als Verein im Rahmen unserer Verbandsmitgliedschaft ferner dafür aus, dass sämtliche Spiele auf dem jeweiligen Verbandsgebiet ausgetragen werden.“

Viele Borussinnen und Borussen teilen die Befürchtung, dass genau diese Haltung durch den Einstieg eines Investors in die DFL – gerade durch eine Private-Equity-Gesellschaft – bedroht sein könnte. Der Vergleich mit anderen Ländern (z. B. Italien) zeigt unter anderem, dass dort zur Gewinnmaximierung bereits bestimmte Spiele im Ausland ausgetragen werden.

„Wir spielen fair“ heißt es zum Abschluss des Grundwertekodex. In diesem abschließenden Punkt des Kodexes ist folgendes Bekenntnis enthalten:

„Wir bekennen uns zum Erhalt eines solidarischen Wettbewerbs als Ausdruck des Mannschaftssportgedankens und unseres grundsätzlichen Respekts vor allen sportlichen Gegnern. Dies beinhaltet insbesondere das Bestreben nach einer fairen und leistungsgerechten Verteilung von zentral gesteuerten Verwertungserlösen (bspw. Fernsehgeldern), um Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für einen möglichst chancengleichen, nationalen und internationalen Wettbewerb zu unterstützen. Darüber hinaus bekennen wir uns zum Ziel einer ausgeglichenen Haushaltsführung.“

Der bisherigen Berichterstattung entsprechend verstehen wir die Pläne der DFL so, dass ein Modell entwickelt worden ist, das auf einer sofortigen Finanzspritze beruht, die sich wiederum durch die Erwartung zukünftiger Einnahmen für den Investor und die Klubs rechnen soll. Ein solches Modell ließe sich nur schwerlich mit dem Bekenntnis des BVB zur ausgeglichenen Haushaltsführung vereinbaren und würde dies – aufgrund etwaiger dann bestehender mittelbarer Abhängigkeiten – nach unserem Verständnis nahezu ad absurdum führen. Zudem ist es doch gerade ein solches Geschäftsmodell gewesen, das Borussia Dortmund vor noch nicht einmal zwanzig Jahren ganz nah an den Rand des Abgrunds geführt hat.

Ferner konnte bisherigen Medienberichten entnommen werden, dass es noch keine konkreten Pläne über die Verteilung der erwarteten Mehreinnahmen gebe. Durch den Einstieg eines Investors droht in unseren Augen daher eine weitere Verfestigung des bereits bestehenden wirtschaftlichen Ungleichgewichts und ein noch weniger solidarischer Wettbewerb, was wohl ebenfalls nicht mit dem Punkt „Wir spielen fair“ aus dem Grundwertekodex vereinbar wäre.

Darüber hinaus befürchten wir, dass der Anlass für die Erarbeitung des Grundwertekodexes – nämlich Borussia Dortmund für nachfolgende Generationen weiterhin erlebbar zu machen – durch den geplanten DFL-Investoreneinstieg nahezu konterkariert wird. Positive Aspekte, die die Bundesliga in ihrem Kern heute noch ausmachen, könnten durch unpopuläre Maßnahmen zur Maximierung der Erlöse, etwa durch eine vollständige „Zerstückelung“ der Anstoßzeiten, verloren gehen und der Bundesliga somit den noch verbliebenen Charme nehmen. Insbesondere in Bezug auf die mögliche Austragung von Bundesligaspielen im Ausland bekannten Sie sich selbst, sehr geehrter Herr Dr. Lunow, gegenüber der „kicker“-Redaktion erst kürzlich als Gegner.

Als unsere demokratisch gewählten Repräsentanten bitten wir Sie, Ihren Einfluss in den Gremien von Borussia Dortmund, insbesondere in der Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH, geltend zu machen, um sowohl dem von uns beschlossenen Grundwertekodex, als auch den Interessen der Mitgliedschaft Rechnung zu tragen. Diese sind unserer Ansicht nach mit einem Investoreneinstieg in die DFL kaum in Einklang zu bringen.

Wir bedanken uns vorab für Ihre Bemühungen!

Mit freundlichen Grüßen

Weitere News - News Deutschland

News Deutschland

„Jetzt brauchen wir nur noch einen Vorsänger“

Im Nachgang des Länderspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden forderte DFB-Spieler Niclas Füllkrug einen Vorsänger für die Nationalmannschaft. Er habe beim Länderspiel im Frankfurter Waldstadion sowas wie eine entstehende „Euphorie“ erlebt. mehr

News Deutschland

Commando Cannstatt nimmt Präsidiumsmitglied ins Visier

Die Ultras vom Commando Cannstatt nehmen zur Initiative „Zukunft_VfB“ Stellung, die auf das Statement der Cannstatter Kurve reagierte. Die Ultras des VfB Stuttgart vermuten ein Präsidiumsmitglied hinter dem anonymen Schreiben von „Zukunft_VfB“. mehr

News Deutschland

„Wir sammeln deine Fanutensilien ein und verschenken sie an andere Ultras“

Am 19. März 2024 kam es zu Hausdurchsuchungen bei 1. FSV Mainz 05-, Eintracht Frankfurt- und FC Augsburg-Fans. Die Rot-Grün-Weiße Hilfe aus Augsburg hat heute unter dem Titel „Wenn der Rammbock als Wecker fungiert“ eine ausführliche Stellungnahme zum Thema veröffentlicht. mehr