Waldhof distanziert sich von Gedenken an verstorbenen Rechtsradikalen
Im Vorfeld des gestrigen DFB-Pokalspiels des SV Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Nürnberg gedachte der Waldhof-Stadionsprecher zwei verstorbenen Personen. Weil damit auch einem in der Region bekannten Rechtsradikalen gedacht wurde, distanzierte sich der Verein von der Trauerbekundung.
„Bei unserem heutigen Spiel im DFB Pokal gegen den 1. FC Nürnberg wurde die Aufstellung durch unseren Stadionsprecher Stephan zwei verstorbenen Personen gewidmet. Die Nennung einer dieser Personen sorgte verständlicherweise in Fankreisen und den Medien für Verwunderung. Diese Aktion war vor der Partie nicht mit den Verantwortlichen des SV Waldhof Mannheim 07 abgesprochen. In einer ersten Aufarbeitung versicherte uns Stephan die Personen und deren Vita nicht gekannt zu haben. Er wollte wie in den 29 vorangegangen Jahren üblich, ihm privat zugetragene Wünsche eigenständig erfüllen. Um für die Zukunft klare Regelungen zu schaffen, welche Personen genannt werden, eine Gedenkminute erhalten und in welchen Fällen ein Trauerflor von der Mannschaft getragen wird, werden wir mit dem Ehren und Ältestenrat des SV Waldhof Mannheim 07 e.V. in den Austausch gehen. Selbstverständlich distanzieren sich der SV Waldhof, sowie unser Stadionsprecher, weiterhin von rechtsradikalem Gedankengut. Am heutigen Tag sollte das Pokalspiel für alle Waldhöfer im Vordergrund stehen, daher bitten wir die Notwendigkeit dieser Stellungnahme zu entschuldigen. Wie gewohnt werden wir auch weiterhin positive Zeichen für Vielfalt setzen“, teilte Waldhof Mannheim dazu bereits am Dienstagabend mit.
Der am 16. Oktober 2022 verstorbene Christian H. war ehemaliger Stadtrat der NPD und soll in der Hooligan-, der Rechtsrock und der Neonazi-Szene aktiv gewesen sein. Beim baden-württembergischen NSU-Untersuchungsausschuss musste Christian H. im März 2018 aussagen und dabei zu seinen Kontakten zum Nationalsozialistischer Untergrund Stellung (NSU) Stellung nehmen. Im Carl-Benz-Stadion wurde Christian H. gestern zudem mit mehreren Spruchbändern gedacht. „R.I.P Hehli“, „Ruhe in Frieden Hehli!!!“ und „Legenden sterben nie! RiF Hehli“, war darauf zu lesen. In Richtung der Hooligans gab es noch ein „Beileid an THE FIRM 1982“-Plakat.
Auf der Otto Siffling Tribüne wurde das gestrige Pokalspiel mit einer "Kämpfen Waldhof"-Choreografie eingeleitet, die mit Pyrotechnik untermalt wurde. Die Nordkurve Nürnberg war in Mannheim in großer Anzahl anwesend und reiste in einem Busknvoi zum Carl-Benz-Stadion. Im dortigen erweiterten Gästeblock zündeten die FCN-Ultras zahlreiche Bengalische Fackeln. (Faszination Fankurve, 19.10.2022)
Update: Der Stadionsprecher erklärte mittlerweile seinen Rücktritt: „Mir ist im Rahmen des Pokalspiels gegen den 1. FC Nürnberg ein Fehler unterlaufen, der mir nach 29 Jahren Tätigkeit als Stadionsprecher so nicht passieren darf. Bei der Widmung der Mannschaftsaufstellung habe ich einer verstorbenen Person gedacht, die der rechten Szene angehörte. Die Person und die Hintergründe waren mir persönlich nicht bekannt. Meiner Sorgfaltspflicht hinsichtlich der Recherche zum Hintergrund der Person bin ich nicht nachgekommen. Dieses tut mir von Herzen leid. Um Schaden vom SV Waldhof Mannheim abzuwenden übernehme ich die alleinige Verantwortung und trete aus freien Stücken mit sofortiger Wirkung zurück. Ich distanziere mich hiermit persönlich und ausdrücklich von jedem rechten Gedankengut. Dieses liegt mir komplett fern, und wer mich kennt weiß das auch. Mir tut es in der Seele weh, dass ich nach 29 Jahren mein Amt als Stadionsprecher niederlege. Ich werde dem Verein natürlich weiterhin die Treue halten.“