„Pro Eintrittskarte – in Papierform!“

Die Horidos 1000 aus Fürth haben eine Erklärung veröffentlicht, warum Eintrittskarten in Papierform erhalten werden sollten. Die Ultras der Spielvereinigung Fürth wollen auch in Zukunft den Sammelkult bewahren, geöffnete Tageskassen für Heim- und Gästefans, Tickets ohne Personalisierung und keine Benachteiligung für Menschen mit Sozialhilfebezug. (Faszination Fankurve, 18.10.2022)

Choreografie der Kleeblatt-Fans beim Auswärtsspiel in Regensburg.
Choreografie der Kleeblatt-Fans beim Auswärtsspiel in Regensburg. Bild: spvgg-fuerth.com

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Horidos:

PRO EINTRITTSKARTE - IN PAPIERFORM!

Jener Spruch prangte neben zahlreichen weiteren Forderungen, beim vergangenen Heimspiel gegen Rostock auf der Nordtribüne Fürth. Grund genug unsere Anliegen nicht nur plakativ, sondern auch ausführlicher zu erläutern.

Rückblickend war der Kampf für fangerechte Anstoßzeiten als auch faire Eintrittspreise in den vergangenen Jahren omnipräsent. Ein Phänomen mit dem sich Fußballfans in Deutschland aus Infektionsschutzgründen jedoch zusätzlich auseinandersetzten mussten, war und ist aktuell die Vergabe von Onlinetickets. Unabhängig ob Dauer - oder Tageskarten. Dabei argumentieren die Vereine, wie so oft mit einer wirtschaftlichen Brille, welche durch den Verkauf von Online-Tickets Einsparungen an Tageskassen und Material durchblicken lässt. Im seit Jahren profitorientierten Profifußball ist uns Fußballfans klar, dass für jeden Fußballverein, insbesondere im Profifußball, der wirtschaftliche Aspekt nicht außer Acht gelassen werden darf. Vielmehr wären wir naiv zu glauben, der Profifußball unterliegt keinen wirtschaftlichten Zwängen bzw. könnte sich diesen gänzlich entziehen. Und dennoch trägt die reine Vergabe von Online-Tickets einen weiteren Schritt zur gänzlichen Entfremdung der Fußballfans vom Profifußball bei.

Daher fordern wir:

- Sammelkult bewahren!

Fankultur lebt von Emotionen, Identität und Bindung zum eigenen Herzensverein. Hierzu gehören selbstverständlich auch besondere Spiele an die sich jeder Fußballfan auf seine ganz eigene Weise erinnert. Seien es Derbys, Aufstiegs- und Abstiegsspiele, Spieltage vor ausverkauftem Haus oder magische Momente auf internationalem Parkett. Eine individuell gedruckte Eintrittskarte dient hierbei unweigerlich als unverkäufliches Erinnerungsstück. Mehr als ein schwarz-weißer Barcode auf dem Handy. Eine Eintrittskarte an der so viele Erinnerungen hängen, muss frei verkäuflich an der Tageskasse oder an Vorverkaufsstellen für alle erhältlich sein. Mittlerweile sind etliche Vereine in Deutschland auf emotionslose QR-Codes oder Print@Home-Tickets umgestiegen. Ein Trend, der den ideellen Wert einer solchen Eintrittskarte zunichte macht. Zumal trotz angesprochener Digitalisierung nicht jeder Mensch damit umgehen kann geschweige denn auf diese Möglichkeit zurückgreifen möchte. Eine entsprechende Freiwilligkeit muss hierbei jedem Fußballfan zugestanden werden.

- Öffnung der Tageskassen für Heim- und Gästefans!

Was teilweise seit Jahren im Ausland gängige Praxis ist, scheint sich mit der sukzessiven Umstellung auf Online - Tickets, klammheimlich in deutschen Stadien zu etablieren. Dabei sehen sich insbesondere Gästefans zunehmend mit einer fanfeindlichen Ticketpolitik konfrontiert. Bei so manchen Auswärtsspielen müssen diese einen Account beim jeweiligen Heimverein anlegen, während Tageskassen zum Teil komplett geschlossen bleiben. Gleichzeitig macht eine maximale Kartenbestellung pro Besteller online, Auswärtsfahrten für Gruppen und Fanklubs unmöglich.

Bei einem Stadionbesuch muss es zwingend die Option geben, eine ganz normale Eintrittskarte kaufen zu können.

- Eintrittskarten ohne Personalisierung!

In Zeiten einer Pandemie waren Nachverfolgungsmöglichkeiten von Infektionsketten sicherlich sinnvoll. Dennoch dürfen Online-Tickets nicht dafür dienen den Sicherheitsbehörden Tür und Tor zu öffnen ihre restriktive und unverhältnißmäßige Verfolgungspolitik noch einfacher durchführen zu können. Online-Tickets schaffen die Möglichkeit einer dauerhaften Personalisierung sowie intransparente Verfahrensweisen zur Darstellung von Bewegungsprofilen, eine Nicht-Übertragbarkeit von Eintrittskarten oder auch Postleitzahlsperrungen zu manifestieren.

- Benachteiligung für Menschen mit Sozialhilfebezug verhindern!

Menschen mit Sozialhilfebezug kommen bei der ausschließlichen Vergabe von Online-Tickets in den Zwang, diese automatisch auf ihren Kontoauszügen zu lesen. Diese wiederum müssen immer wiederkehrend beim Jobcenter oder Sozialamt vorgelegt werden. Ein Fakt, der zu äußerst unangenehmen Nachfragen seitens der Behörden führen kann und Grund genug Eintrittskarten auch per Bargeld bezahlen zu können.

Der vielzitierte Volkssport Fußball steht nunmehr an einem weiteren Scheidepunkt und muss sich wie so oft dem Druck wirtschaftlicher Interessen stellen. Der Fußball, seine Emotionen und dessen Fankultur sind jedoch so viel mehr. Dies gilt es zu bewahren und als Fans dafür zu kämpfen, dass der Volkssport kein weiteres Stück seiner Seele verliert.

Pro Eintrittskarte - in Papierform!

Horidos 1000 Ultras im Oktober 2022

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