Fans konnten teilweise erst 6 Stunden nach Abpfiff abreisen

Im Nachgang des Zweitligaspiels zwischen dem 1. FC Magdeburg und Hannover 96 wurden Fans beider Lager am Hauptbahnhof Magdeburg über mehrere Stunden von der Polizei festgesetzt oder an der Abreise gehindert. Teilweise konnten die Fans Magdeburg erst sechs Stunden nach Abpfiff verlassen.

Die Fanhilfe Magdeburg und die Fanhilfe Hannover haben Pressemitteilungen veröffentlicht und darin das Vorgehen der Polizei kritisiert. Neben einer Aufarbeitung werden dabei auch personelle Konsequenzen bei der Polizei gefordert. (Faszination Fankurve, 22.08.2022)

Fans konnten vom Hauptbahnhof in Magdeburg teilweise erst sechs Stunden nach Abpfiff die Abreise antreten.
Fans konnten vom Hauptbahnhof in Magdeburg teilweise erst sechs Stunden nach Abpfiff die Abreise antreten. Bild: matze_1504

Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilungen der Fanhilfe Magdeburg und der Fanhilfe Hannover:

Fanhilfe Magdeburg:

Organisatorisches Fiasko durch Polizei und Bahn nach Heimspiel gegen Hannover 96

Nach dem Heimspiel des 1. FC Magdeburg gegen Hannover 96 am 19. August kam es zu chaotischen Szenen auf dem Magdeburger Hauptbahnhof sowie am Bahnhof Herrenkrug. Clubfans sowie auch Auswärtsfans wurden von der Polizei über mehrere Stunden im Hauptbahnhof festgehalten und drangsaliert.

Die Fanhilfe Magdeburg hatte Fans am Wochenende dazu aufgerufen, Augenzeugenberichte von der Situation vor Ort aufzuschreiben und einzuschicken. Den Berichten nach wurden zahlreiche Fans nach dem Spiel ohne ersichtlichen Grund und ohne Begründung durch die Polizei am Magdeburger Hauptbahnhof festgehalten. Bereits ab dem Haltepunkt Herrenkrug kam es zu Problemen. Die unter massiver Polizeipräsenz sehr schleppend verlaufende Rückführung der Fans aus Hannover zum Bahnhof Herrenkrug sorgte dafür, dass der Transfer zum Hauptbahnhof nicht mehr stattfinden konnte. Zudem stellte die Deutsche Bahn offensichtlich zu wenige Waggons bzw. Züge zur Verfügung. Dies führte dazu, dass Magdeburger Fans aus dem Umland die Fahrt in die umliegenden Regionen vom Hauptbahnhof aus verwehrt wurde.

Statt vernünftig und klar zu kommunizieren, setzte die Polizei auf Abschottung der beiden Fanlager, ohne die Probleme beim Abtransport der Fans mitzuteilen. Die Folge dieses Chaos war eine aufgeladene Stimmung unter den Fans, die die Polizei nur durch massive körperliche Gewalt zu beantworten wusste. Die Gründe für das stundenlange Festhalten der Fans ohne vernünftige Versorgungsmöglichkeiten sowie auch Toilettengänge wurden bis dato weder durch Polizei noch Bahn kommuniziert. Viele Fans erreichten ihren Heimatort erst in den frühen Morgenstunden.

Die Fanhilfe Magdeburg wertet derzeit die Zusendungen aus der Fanszene aus. Bisher ist völlig unklar, wieso die Polizei Fans mit gültigen Zugtickets nicht zu den Zügen gelassen hat und stattdessen mit körperlicher Gewalt gegen die Fans vorgegangen ist. Die Polizei war am Spieltag mit zahlreichen Hundertschaften, Hubschrauber, Kameraüberwachungen etc. im Einsatz, hat es aber nicht geschafft, Fans mit gültigen Fahrkarten nach dem Spiel zum Zug zu lassen.

Es muss in Magdeburg endlich ein fanfreundlicher Umgang Einzug halten – nicht die harte Hand mit körperlicher Gewalt gegen Fußballfans. Dieser Einsatz muss umgehend kritisch aufgearbeitet werden und die Polizei muss schneller auf fehlgelaufene Planungen im Einsatz reagieren.

Fanhilfe Hannover:

Fanhilfe Hannover dokumentiert eine eklatante Fehlplanung von Bundespolizei und Bahnunternehmen im Zuge der Partie 1.FC Magdeburg gegen Hannover 96

Derzeit sichtet die Fanhilfe Hannover in Zusammenarbeit mit der Fanhilfe Magdeburg die Augenzeugenberichte von betroffenen Fans.

Bereits am Bahnhof Magdeburg-Herrenkrug konnte am Freitagabend ein Zugtransfer der abreisenden Fans nach Spielende nicht gewährleistet werden. Ohne klare Kommunikation über das weitere Vorgehen, wurden die verbliebenen 400 Anhänger von Hannover 96 mit starker zeitlicher Verzögerung per Bus zum Hauptbahnhof geshuttelt.

Daraufhin wurden zwischen 300-400 Fans aus Hannover nicht dem Rücktransport zugeführt, obwohl ein Zug mit ausreichenden Kapazitäten bereitstand. Stattdessen wurden die Anhänger über mehrere Stunden im Hauptbahnhof Magdeburg festgehalten. Möglichkeiten, sich ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen oder seine Notdurft zu verrichten, wurden durch die eingesetzten Beamten der Polizei verhindert.

Parallel konnten Fans des 1.FC Magdeburg nicht über den Hauptbahnhof die Rückreise antreten und mussten über den gesamten Zeitraum außerhalb des Bahnhofs verharren.

Auch in dieser Situation erfolgte zu keiner Zeit eine klare Kommunikation seitens der eingesetzten Polizei über das weitere Vorgehen. Viel mehr entstand über die desolate Planung des Einsatzes Unmut bei den Einsatzkräften auf der operativen Ebene, die vermehrt versuchten die Fans über das weitere Vorgehen zu befragen. Offensichtlich waren die Einsatzkräfte ebenfalls ahnungslos ob der vorherrschenden Situation. Gegen 3 Uhr, also über sechs (!) Stunden nach Abpfiff der Partie konnten die noch verbliebenen Fans den nächsten Zug nach Hannover betreten, wo sie rund achteinhalb Stunden nach Spielende ihr Ziel erreichten.

„Hier wurden mehrere hundert Menschen massiv und über Stunden in ihren Grundrechten eingeschränkt. Wir verlangen eine detaillierte und selbstkritische Aufarbeitung der Geschehnisse durch die verantwortlichen Instanzen, eine Entschuldigung bei den Betroffenen, personelle Konsequenzen im Bereich der für den Einsatz Verantwortlichen und für die Zukunft ein tragfähiges, fanfreundliches Spieltagskonzept für Fußballspiele in Magdeburg“ fordert ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.

Die Fanhilfe Hannover wird die Berichte auswerten und im Anschluss gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten. Weiterführend wird die Fanhilfe Hannover in der Spieltagsnachbetrachtung konstruktiv mit dem Verein und dem Fanprojekt die Geschehnisse aufarbeiten.

Fanhilfe Hannover, 22.08.2022

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