Was bei Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli auf den Rängen los war
In der 2. Bundesliga stand am gestrigen Sonntag das brisante Duell FC Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli im Spielplan. Beide Fanlager traten geschlossen in Weiß auf und beide Fanszenen kündigten einen Marsch zum Ostseestadion an. Letztlich liefen die Hansa-Fans zum Stadion und die Gästefans wurden mit Shuttlebussen gebracht.
Ultrà Sankt Pauli hatte ab 07:30 Uhr einen Treffpunkt am Reisezentrum des Hamburger Hauptbahnhofs veröffentlicht und den Dresscode „Alle in Weiß“ ausgegeben. Vom Hauptbahnhof ging es für die FC St. Pauli-Fans in einem vollen Regionalzug nach Rostock. Einen Entlastungszug gab es für die St. Pauli-Fans dieses Mal nicht, stattdessen wurde in Mecklenburg-Vorpommern ein zusätzlicher Zug u.a. für Hansa-Fans eingesetzt. Ein Zustieg in den vollbesetzten Zug der St. Pauli-Fans wäre nicht mehr möglich gewesen.
Hinter dem Rostocker Hauptbahnhof sammelten sich alle Gästefans. Doch erwartungsgemäß wurde den Gästefans von hier aus kein Marsch zum Gästeblock des Ostseestadions erlaubt. Vielmehr ging es, wie in Rostock üblich, mit Shuttlebussen zum Stadion und nach Abpfiff auch genauso zurück.
Suptras und Südtribüne Rostock hatten das Matrosendenkmal in Rostock ab 11:00 Uhr zum Sammelpunkt der Hansa-Fans auserkoren. Von dort zog die Fanszene mit einheitlichen weißen Mottoshirts in einem Fanmarsch zum Ostseestadion.
Auf der dortigen Südtribüne wurde das Zweitligaduell mit einer Choreografie eingeleitet. „FC Hansa Rostock - Wir kriegen nie genug!“, lautete das Motto der Aktion, bei der eine große Blockfahne ausgebreitet wurde. Im Gästeblock brannte etwas Pyrotechnik ab.
Zu den Sondertrikots, mit denen der FC St. Pauli beim Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg auflief, gab es gestern Reaktionen der Hansa-Fans. Statt Meistersternen war auf dem Sondertrikot des FC St. Pauli ein Genderstern zu sehen, um auf das Thema gendergerechte Sprache aufmerksam zu machen. Auf der Südtribüne zeigten Hansa-Fans Plakate zum Thema, auf denen „Der Verein ohne Titel, das wird sich nie ändern! Statt Stern auf dem Trikot nur Meisterinnen im Gendern! Scheiß St. Pauli!“ und „Euer Gender-Scheiß interessiert in Wolgast keine Sau! Hier gibt es nur Jungs, Mädchen, Mann und Frau! Scheiß St. Pauli“ zu lesen war.
Im gegenüberliegenden Block 9A hielten Hansa-Fans zudem noch ein „Ob in Deutschland oder Polen, wir werden euch stets den Arsch versohlen!“-Spruchband hoch.
Außerdem hing dort eine homophobe „Gegen die modernen Ultras“-Fahne, auf der durchgestrichen zwei küssende Männer abgebildet waren. Sowohl in Block 9A, als auch auf der Südtribüne wurde noch jeweils eine geklaute St. Pauli-Fahne präsentiert.
Im Bereich zwischen Südtribüne Rostock und dem Gästeblock provozierten Hansa-Fans gestern noch mit der „Lichtenhagen“-Zaunfahne, die schon mehrfach im Ostseestadion zu sehen war. Das rassistische Pogrom vom 22. bis 26. August 1992 gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber sowie ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter im Sonnenblumenhaus von Rostock-Lichtenhagen jährt sich nun zum 30. Mal. Auf der Zaunfahne ist ebenfalls die Sonnenblume des betroffenen Sonnenblumenhauses zu sehen.
Über diese Fahne wurde zudem noch ein „Schwule bekommen kein Nachwuchs!“-Plakat in Richtung Gästeblock gezeigt.
Im Fanlager des FC St. Pauli konzentrierte man sich darauf, auf die Provokationen und homophoben Anspielungen der Heimfans nicht einzugehen. Sportlich gewann der FC Hansa Rostock das Duell gegen den FC St. Pauli u.a. durch ein Fallrückzieher-Tor vor 26.000 Fans im Ostseestadion mit 2:0. Der Gästeblock der FC St. Pauli-Fans war dabei nicht ausverkauft. (Faszination Fankurve, 22.08.2022)