Awareness-Konzept der Südkurve München

Die Südkurve München hat gemeinsam mit dem Fanprojekt München eine Awareness-Struktur entwickelt, die Unterstützung für Betroffene bei Grenzverletzungen bieten soll. Wenn nötig will diese neue Struktur auch professionelle Hilfe vermitteln.

Blick in die Südkurve München. Dort haben FC Bayern-Fans ein neues Awareness-Konzept entwickelt.
Blick in die Südkurve München. Dort haben FC Bayern-Fans ein neues Awareness-Konzept entwickelt. Bild: timo0711.blogspot.com

„Servus Südkurve, Servus Bayernfans, wir melden uns heute mit einem wichtigen Thema bei euch, an dem wir in den letzten Monaten gearbeitet haben & das uns sehr beschäftigt hat. Wir, das sind Aktivist:innen aus allen Teilen der Kurve, die sich mit dem Fanprojekt München zusammen getan haben, um langfristig eine Awareness-Struktur in der Südkurve aufzubauen. Wir müssen an dieser Stelle einschieben, dass wir die Problematik von sexuellen Belästigungen & Übergriffen zwar immer wieder thematisiert haben, gerade im Rahmen unserer Arbeit gegen Sexismus, aber konkrete Hilfsangebote bisher nicht umgesetzt haben. Anlass dies nun zu ändern, waren Vorfälle innerhalb der Südkurve, von denen wir in Kenntnis gesetzt wurden. Wir müssen davon ausgehen, dass eine Person über Jahre hinweg sexuelle Grenzverletzungen begangen hat, was aber aus Angst, Scham & Verdrängung lange unbemerkt geblieben ist. Wir haben versucht, die Vorfälle aufzuarbeiten und Hilfe für alle ggf. Betroffenen angeboten und organisiert. Gleichzeitig ist für diese Person kein Platz mehr bei uns. Im Zuge dieser Arbeit ist uns bewusst geworden, dass es nicht ausreichend ist, nur die nun bekannten Vorfälle aufzuarbeiten. Es ist nicht auszuschließen, dass es weitere Vorfälle gab, gibt oder in Zukunft geben kann. Gerade eine Kurve mit den dazugehörigen Freiräumen, einem vorhandenen Machtgefälle und einer großen Masse an Menschen bei gleichzeitig großer Nähe, bietet die Möglichkeiten unbemerkt übergriffig zu werden. Wie bei anderen Themen können wir uns auch hier nicht davor verschließen, dass gesellschaftliche Probleme auch in unserer Kurve vorhanden sind. Zuerst möchten wir euch bewusst machen, dass sexuelle Übergriffe weit mehr umfassen als eine Vergewaltigung oder das Aufzwingen von körperlicher Nähe und sexuellen Handlungen. Schon anzügliche Blicke, sexistische Bemerkungen, verbale Entgleisungen, Bedrängen oder ungewünschte Berührungen können für Betroffene belastend und traumatisierend sein. Alle Handlungen, zu denen kein Konsens besteht, sind deutliche Grenzverletzungen und gehen nicht klar. Zum anderen wollen wir uns bewusst an alle Betroffenen von solchen Vorfällen wenden: Ihr seid damit nicht allein! Egal wie jung oder neu in der Szene/Kurve ihr seid und wie scheinbar einflussreich auch immer der/die Täter:in sein mag, es gibt für übergriffiges Verhalten keine Begründung, keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung. Auch der Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen bei Täter:innen oder Betroffenen ist keine Ausrede. Die Verantwortung für einen Übergriff liegt immer beim/ bei der Täter:in, es spielt keine Rolle was die betroffene Person ggf. gesagt, getan oder getragen hat“, teilte die Südkurve München dazu mit.

Als erste Kontaktmöglichkeit für die neue Awareness-Struktur wurden zwei E-Mail-Adressen eingerichtet: hilfe_w@suedkurve-muenchen.org (wird nur von Frauen betreut & gelesen) und hilfe_m@suedkurve-muenchen.org (wird nur von Männern betreut & gelesen).

Das Angebot der Südkurve München soll ein erster Schritt sein. Langfristig wolle man auch den FC Bayern München mit einbinden. „Abschließend wollen wir nochmal deutlich machen, dass es keine Themen gibt, über die nicht gesprochen werden darf. Wie so oft betont, ist eine Kurve nur das Spiegelbild der Gesellschaft, somit machen auch schwierige Themen vor keiner Kurve halt. Dazu gehören auch mentale Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Angststörungen und Suchtprobleme jeglicher Art oder auch Mobbing. Gerade da wir nun nicht mehr pandemiebedingt daheim sitzen, sondern wieder alle drei Tage ein Spiel ansteht, fehlt oftmals die Zeit sich mit sich selbst oder anderen auf diesen Ebenen auseinanderzusetzen. Gerade deswegen wollen wir das nochmals bewusst machen. Es ist keine gute Idee, Probleme für sich zu behalten und es ist nicht peinlich nach Unterstützung für sich selbst oder die eigenen Freund:innen zu fragen. Sprecht darüber, seid füreinander da, sucht euch Hilfe. Natürlich könnt ihr euch auch bei solchen Themen jederzeit bei uns melden und wir unterstützen dabei, passende Hilfe zu bekommen“, so die Südkurve München weiter.

Ähnliche Konzepte werden bereits in anderen Fanszenen umgesetzt, zum Beispiel bei Werder Bremen, dem FC St. Pauli oder dem SV Linden 07. Neben mehreren Fanszenen haben auch manche Vereine Anlaufstellen ins Leben gerufen. Das Netzwerk gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt listet alle Anlaufstellen im Fußball auf. (Faszination Fankurve, 18.08.2022)

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