„Der ganze wilde Süden...“: Sonderzug, Marsch, Fahnenmeer & Pyroshow
Die Fanszene des VfB Stuttgart reiste am Samstag mit einem selbstverwalteten Sonderzug nach Bremen. Dort angekommen zogen die VfB-Ultras einheitlich gekleidet in einem Fanmarsch zum Weserstadion. Im dortigen Gästeblock leiteten die VfB-Fans das Spiel mit einer „Der ganze wilde Süden strahlt in Weiß und Rot!“-Pyroshow ein.
Dazu schwenkten die mitgereisten Fans weiß-rot-weiße Brustringfahnen und zündeten Bengalische Fackeln. Diese Aktion und die Mottoshirts der VfB-Fans waren an die „Stuttgart Kommt“-Hymne des VfB angelehnt, die in dieser Saison ihr Comeback feierte. „Der ganze wilde Süden strahlt in Weiß und Rot!“, heißt es in dem Song, was die VfB-Ultras mit der Pyroshow in Bremen am Samstag auf den Norden übertrugen. In der gegenüberliegenden Ostkurve war ebenfalls ein Fahnenmeer zu sehen, hier jedoch mit grün-weißen Flaggen und ohne Pyrotechnik-Untermalung.
Beide Fanlager thematisierten zudem noch die Repressionen, die die Werder-Fans in der Vorwoche in Wolfsburg erleiden mussten. „Bewegungsfreiheit gilt auch für Fans! Bullenschweine!“, stand auf einem Plakat des Schwabensturms im Gästeblock geschrieben. In der Ostkurve wurden zahlreiche Spruchbänder zum Thema hochgehalten, auf denen „Pol WOB - Eure Gefahrenprognose: Ein Witz. Eure Pressemitteilungen: Blanker Hohn“, „Freiheit für Ultras“, „Gemeinsam gegen die Willkür der Polizei!“, „Wolfsburger Polizei - Meister der Heuchelei“, „Freiheit stirbt mit Sicherheit!“, „Eure Repressionen zerstören Fankultur - Unabhängige Kontrolle der Polizei jetzt“, „Polizei WOB: Wo die Missachtung vor Grundrechten als Erfolg verkauft wird - Konsequenzen jetzt!“ und „Danke für die Solidarität!“ geschrieben stand.
Die „Immobilienhaie Vorsicht bissig“-Botschaft der Werder-Fans, die sich gegen den Namenssponsor des Weserstadions richtet, war ebenfalls wieder zu sehen. Die Gruppe Endeavour 3000 hielt in der Ostkurve zudem noch ein Plakat hoch, auf dem „Kein Schutz für Täter - Solidarität mit Betroffenen! Mislintat halt's Maul!“ zu lesen war. Sven Mislintat, Sportdirektor des VfB Stuttgart, kritisierte das Plakat der Werder-Fans und sieht darin eine Vorverurteilung des VfB-Spielers Atakan Karazor. „Mein Verständnis von Demokratie und Judikative ist ein anderes, nämlich eines, welches niemals vorverurteilt und das Prinzip der Unschuldsvermutung gilt. Wenn Teile der Bremer Fankurve das anders sehen und leben, ist dies nicht mal in der Bedeutung für sie selbst zu Ende gedacht (nächstes Bild), geschweige denn für unsere Gesellschaft“, nahm der Sportdirektor Bezug zu den Vorfällen in der Vorwoche in Wolfsburg.
Auf dem Rasen trennten sich beide Teams 2:2. Werder ging schnell in Führung, die Gäste aus Stuttgart drehten das Spiel, kassierten in der Nachspielzeit aber noch den Ausgleichstreffer. Für die VfB-Fans ging es nach Abpfiff im Corteo zurück zum Bahnhof und von dort mit dem Sonderzug zurück nach Stuttgart. War es in der Vergangenheit für viele Fanszenen unmöglich einen Fanmarsch in Bremen zu organisieren, erlaubte die Polizei Bremen dies den VfB-Fans sogar auf dem Hin- und Rückweg. (Faszination Fankurve, 15.08.2022)