Derby-Betretungsverbote ohne Anzeige oder Verurteilung
Am 16. April 2022 kommt es im Borussia-Park zum rheinischen Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Im Vorfeld der Partie wurde eine dreistellige Anzahl an Fans mit Anhörungsbögen für Betretungsverboten belegt. Die Fanhilfe Mönchengladbach kritisiert, dass Betroffene teilweise nicht angezeigt oder verurteilt wurden.
„Seit heute flattern Betretungsverbote der Polizei NRW Mönchengladbach für das Derby gegen den FC am 16.04.2022 ein. Dabei scheint nicht nur die Anzahl der Verbote eine neue Dimension angenommen zu haben, sondern auch die Abstrusität der Begründungen. Bereits jetzt sind uns zahlreiche Fälle bekannt, bei denen die Betroffenen nie angezeigt oder gar verurteilt worden sind, zum Teil werden bloße Ausreisekontrollen, die nicht mit Borussia im Zusammenhang stehen, als Grund aufgeführt“, teilte die Fanhilfe Mönchengladbach dazu mit.
Beim Heimspiel von Borussia Mönchengladbach am Sonntag gegen den 1. FSV Mainz 05 wurden die angedrohten Derby-Betretungsverbote, die für das Stadionumfeld und weitere Teile der Stadt Mönchengladbach gelten, auf mehreren Spruchbändern in der Nordkurve thematisiert. „Die Kurven kehren zurück, die Bullen hyperventilieren - erstmal ein paar Stadtverbote fingieren!“, „Stadtverbot für Gespräche aus dem Gym? Willkommen in der DDR!“ und „Stadtverbot für Hoppingreisen? Brennt euch der Helm, ihr Neider?“ war darauf zu lesen.
Insgesamt soll laut Informationen unserer Redaktion eine dreistellige Anzahl an Fans Anhörungsbögen für Betretungsverboten für das Derby Mönchengladbach gegen Köln zugeschickt bekommen haben. Mindestens 70 sogenannte Stadtverbote wurden gegen Gladbach-Fans ausgesprochen, circa 80 Bereichbetretungsverbote haben Köln-Fans erhalten. Große Teile der Betretungsverbote basieren auf Personalienfeststellungen vom Vorabend des letzten Derbies, als am 26. November 2021 in Mönchengladbach Fangruppen beider Lager festgesetzt wurden. (Faszination Fankurve, 05.04.2022)
Update 17:20 Uhr: Mittlerweile reagierte die Polizei Mönchengladbach auf die Nachfrage unserer Redaktion. Demnach seien gegen Kölner Fans etwa 80 Anhörungsbögen für Bereichsbetretungsverbote verschickt worden. Hinzu kommen circa 70 Anhörungsbögen, die an Gladbach-Fans adressiert waren. Noch seien diese Bereichbetretungsverbote aber nicht ausgesprochen. Die Anzahl an Betretungsverboten, die für das Derby ausgesprochen werden, könne laut Polizeiangaben noch von der Anzahl der verschickten Anhörungsbögen abweichen. Zudem bestätigte die Polizei, dass von den Anhörungsbögen teilweise auch Fans betroffen sind, die nie angezeigt oder verurteilt wurden: „Richtig ist, dass es Fälle gibt, in denen Anhörungsbögen an Personen versandt wurden, gegen die bisher keine Strafanzeige in Zusammenhang mit Fußball vorliegt, die aber aus polizeilicher Sicht in sicherheitsrelevanten Zusammenhängen mit Fußballbezug angetroffen bzw. festgestellt wurden. Selbiges gilt für die von Ihnen angesprochenen Personen, gegen die es im Fußball-Zusammenhang noch nie eine Verurteilung gab“, teilte die Polizei Mönchengladbach dazu auf Nachfrage von Faszination Fankurve mit. Zum Zusammenhang von Polizeikontrollen am Vorabend des Hinspiels und verschickten Anhörungsbögen teilte die Polizei mit: „Richtig ist, dass Anhörungsbögen ebenfalls an Personen versandt wurden, die bislang ausschließlich am 26.11.2022 polizeilich im Zusammenhang mit Fußball in Erscheinung getreten sind. Hierbei handelt es sich sowohl um Personen aus einer Gruppe der Kölner Fanszene, die an jenem Abend geschlossen in der Altstadt Mönchengladbach kontrolliert wurde, sowie Personen einer Gruppe der Mönchengladbacher Fanszene, die im Viersener Bereich, nahe der Stadtgrenze zu Mönchengladbach, festgestellt und kontrolliert wurde. Aufgrund der festgestellten Gesamtsituation war polizeilicherseits annehmbar, dass körperliche Auseinandersetzungen geplant waren.“