Pyroaktionen, fliegende Böller & Wasserwerfereinsatz bei Rostock gegen St. Pauli

Das Samstagabendspiel der 2. Bundesliga bestritten gestern der FC Hansa Rostock und der FC St. Pauli. Im Gästeblock zeigten die mitgereisten St. Pauli-Ultras Pyroshows zu Beginn der 1. und der 2. Halbzeit. Zwischen beiden Fanlagern flogen zudem Böller und weitere Pyrotechnik hin- und her. 

Im Vorfeld der Partie hatte es eine Debatte darüber gegeben, warum die Partie am Abend angesetzt wurde, obwohl sich beide Fanlager feindschaftlich gegenüberstehen und es sich somit um eine Risikobegegnung handelt.

Die Pyroshow mit Rauch im Gästeblock vor Anpfiff.
Die Pyroshow mit Rauch im Gästeblock vor Anpfiff. Bild: stb_1965

Die Fanszene des FC St. Pauli reiste gestern mit einem Sonderzug von Hamburg-Altona in die Hansestadt Rostock. Mit Shuttelbussen wurden die Gästefans zum Gästeblock gebracht. Dort zündeten die St. Pauli-Fans vor Beginn der 1. Halbzeit Rauch. Laut Zaunbeflaggung hatte Ultrà Sankt Pauli die befreundeten Gruppen Filmstadt Inferno aus Babelsberg, Ultras Inferno aus Lüttich und Infamous Youth aus Bremen zu Gast. Auf der Südtribüne war die vollständige Rückkehr zur Normalität nach Corona noch nicht vollzogen. Die optische Unterstützung fand in Form der „Alles für den FCH“-Zaunfahne sowie mit zahlreichen Schals der Hansa-Fans statt. Zu Beginn der 2. Halbzeit folgte eine weitere Pyroaktion im Gästebereich. Dieses Mal mit roten Bengalischen Fackeln.

Die Pyroshow der FC St. Pauli-Fans mit Bengalischen Fackeln im Gästeblock vor Anpfiff der 2. Halbzeit.
Die Pyroshow der FC St. Pauli-Fans mit Bengalischen Fackeln im Gästeblock vor Anpfiff der 2. Halbzeit. Bild: Unterwegs in Sachen Fußball

Auf der Südtribüne Rostock war in Richtung des angrenzenden Gästeblocks zudem ein „„Wo geht's hier nach Panama?“- und ein „SAFE SPACE“-Spruchband angebracht. Das „Wo geht's hier nach Panama?“-Konzept wird auf Veranstaltungen und in Fußballstadien eingesetzt. Personen, die bedrängt oder belästigt werden, können sich dann mit einem Codewort (zum Beispiel „Wo geht's hier nach Panama?“) beim Ordnungsdienst, am Cateringstand oder bei einer speziellen Anlaufstelle melden und so einen geschützten Raum (Safe Space) erhalten. Mit den Aktion zwischen Südtribüne und Gästeblock wollten die Hansa-Ultras auf Sexismus-Vorwürfe anspielen, die gegen Ultrà Sankt Pauli erhoben wurden.

„Wo geht's hier nach Panama?“- und ein „SAFE SPACE“-Spruchband am Rand der Südtribüne in Richtung Gästeblock.
„Wo geht's hier nach Panama?“- und ein „SAFE SPACE“-Spruchband am Rand der Südtribüne in Richtung Gästeblock. Bild: stb_1965

In der 3. Spielminute ging Hansa bereits in Führung, doch der Treffer wurde wegen eines vorherigen Foulspiels mittels VAR wieder aberkannt. Nachdem knapp eine Stunde gespielt war, erzielte Neidhart den einzigen Treffer des Abends und sorgte somit für einen Heimsieg des FC Hansa Rostock vor 24.770 Fans im ausverkauften Ostseestadion.

Geklautes FC St. Pauli-Material im Block 9A von Hansa Rostock. Dahinter ein Banner im Design eines "Scheiß St. Pauli"-Schals.
Geklautes FC St. Pauli-Material im Block 9A von Hansa Rostock. Dahinter ein Banner im Design eines "Scheiß St. Pauli"-Schals. Bild: Unterwegs in Sachen Fußball

Nach Abpfiff wiederholten sich Vorfälle, zu denen es bereits in der Halbzeitpause kam. Zwischen Heim- und Gästefans flogen Böller und andere Pyrotechnik hin- und her. Im Nachgang des Spiels ging die Polizei mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Fans vor und machte trotz des kalten Wetters vom Einsatz des Wasserwerfers Gebrauch. „Während der Halbzeit stürmten sowohl Heim- als auch Gästefans in den hinteren Stadionbereich. Es kam zu gegenseitigen Provokationen und die Anhänger beider Vereine versuchten, Abtrennungen zu überqueren und beschossen sich gegenseitig massiv mit Pyrotechnik. Durch konsequentes Einschreiten der Polizei, konnte ein unmittelbares Aufeinandertreffen verhindert werden. Nach Abpfiff der Partie versuchten die Fangruppen erneut im Stadion aufeinanderzutreffen. Wiederholt beschossen sich die Fanlager gegenseitig mit Pyrotechnik. Durch starke Polizeipräsenz und den Einsatz des Wasserwerfers konnten größere Ausschreitungen verhindert werden“, begründete die Polizeiinspektion Rostock das Vorgehen gegen Fans beider Lager.

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FC St. Pauli-Fans, die nach dem Spiel hinter dem Gästeblock eingekesselt und dort den Böllerwürfen sowie der Polizei ausgesetzt waren, kritisierten das Vorgehen der Polizei scharf. „Wenn ihr hier ne Massenpanik provozieren wolltet, habt ihr dafür alles getan @ Polizei Rostock. Türen nicht öffnen, während Böller in den Kessel fliegen. Seit 45 Minuten keine Shuttlebusse mehr (und hier stehen noch 1500 Menschen) und Wasserwerfereinsatz in die gekesselte Gruppe“, kritisierte der Magischer FC-Blog das Geschehen auf Facebook. „Dass Polizeipressemeldungen nicht immer die Realität widerspiegeln ist hinlänglich bekannt, aber bei diesen Zeilen bekommt man dann doch das kalte Kotzen… Dass es nicht schlimmer ausgegangen ist lag sicher nicht am an Totalversagen grenzenden Verhalten der Einsatzleitung, sondern schlicht und einfach am den Umständen entsprechend besonnenen Verhalten von uns. Baldige Genesung und Kraft an alle Verletzten“, so die Kritik des Supportblocks in Richtung der Polizei. „So bleiben am Ende Wut, Unverständnis und Fragen: Wie konnte so etwas passieren? Wieso wurden wir so lange auf so engem Raum eingekesselt, während uns Böller und Leuchtraketen um die Ohren flogen? Wieso dauerte es so lange, bis die Busse fuhren?“, fragte sich der Millernton, warum die Polizei in der Situation nach dem Spiel so agierte.

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​​Im Vorfeld der Partie hatten Hooligans von Hansa Rostock am Samstagmorgen an einer Brücke der Autobahn 20 zwischen Bad Doberan und Rostock-West mehrere abgetrennte Schweinköpfe sowie eine Botschaft, dass St. Pauli Schweine seien, hinterlassen. (Faszination Fankurve, 03.04.2022)

Update: Unter dem Titel „Polizei Rostock – planlos und aggressiv“ hat sich die Braun-Weiße Hilfe ebenfalls zu den Vorfällen zu Wort gemeldet. Hier geht es zum Artikel.

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