„Polizeieinsatz am Bochumer Hauptbahnhof war rechtswidrig“

Am 04. Mai 2019 kam es am Hauptbahnhof in Bochum zu einem umstrittenen Polizeieinsatz gegen Fans des 1. FC Magdeburg, die dort mit einem Sonderzug ankamen (Faszination Fankurve berichtete). Das Verwaltungsgericht Köln hat nun entschieden, dass die Festsetzung der FCM-Fans rechtswidrig war. (Faszination Fankurve, 01.12.2021)

Der mit FCM-Fans gefüllte Gästeblock im Ruhrstadion.
Der mit FCM-Fans gefüllte Gästeblock im Ruhrstadion. Bild: photomafia-bochum.blogspot.com


Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der Fanhilfe Magdeburg:

Polizeieinsatz am Bochumer Hauptbahnhof 2019 war rechtswidrig

Das Verwaltungsgericht Köln hat gestern festgestellt, dass die Festsetzung von knapp 700 Fans des 1. FC Magdeburg durch die Bochumer Polizei am 4. Mai 2019 rechtswidrig war. Beim damaligen Auswärtsspiel des 1. FCM wurden hunderte Clubfans nach Ankunft eines Sonderzugs am Bochumer Hauptbahnhof festgehalten und stundenlang schikaniert. Ein betroffener Clubfan und Fanhilfe-Mitglied ging nun erfolgreich gegen den unverhältnismäßigen Polizeieinsatz vor.

Das Verwaltungsgericht Köln stellt in seiner Urteilsbegründung fest, dass der damalige Polizeieinsatz rechtswidrig war. Durch die Polizei angeführte Gründe für den Einsatz, das angebliche Zünden von Pyrotechnik, wurde während des Prozesses nicht konkretisiert. Der Richter hob hervor, dass die knapp 700 Fans wesentlich in ihren Freiheitsrechten beschnitten wurden. Außerdem fehlte diesem polizeilichen Großeinsatz jegliche richterliche Anordnung.

Christian Oberthür, Vorstand der Fanhilfe Magdeburg, ist zufrieden über den Ausgang des Verfahrens: "Das Gericht teilt unsere Sichtweise. Die deutlichen Worte des Richters in der Urteilsbegründung lassen aufhorchen. Wir haben endlich Klarheit, dass dieser Einsatz gegen Fußballfans rechtswidrig war und die Rechte von Fußballfans nicht weniger wert sind. In Zukunft werden wir uns weiter mit hoher Motivation dafür einsetzen, dass unverhältnismäßige Polizeieinsätze juristisch überprüft werden. Wir Fans sind nicht der Spielball der Polizei."

Knapp 700 Clubfans wurden am 4. Mai 2019 über mehrere Stunden die Freiheit geraubt. Die negativen Erfahrungen mit der Polizei, die die Fans gemacht haben, bleiben in den Köpfen bestehen. Wir fordern, dass die Innenminister endlich ihre Politik im Umgang mit Fußballfans ändern und Fans nicht als Kriminelle ansehen. Unser Dank gilt dem mutigen Clubfan, welcher den langen Weg der Justiz auf sich genommen hat. Unsere Solidarität gilt allen, die vom juristischen Nachspiel dieser Maßnahme bis heute betroffen sind.

Hintergrund:
Zum damaligen Spiel vom VfL Bochum gegen den 1. FC Magdeburg reisten ca. 700 Fans des 1. FCM per Sonderzug an. Am Bochumer Hauptbahnhof wurden die Fans von einem martialischen Polizeiaufgebot empfangen und stundenlang von der Polizei festgehalten. Alle Angereisten mussten sich ausgiebigen Kontrollen unterwerfen, die immer wieder durch überzogenes, eskalatives Verhalten der Polizistinnen und Polizisten verzögert wurden. Die knapp 700 Fans sahen das Spiel - trotz gültiger Eintrittskarten - auf Grund der langen Polizei-Maßnahme nicht oder nur noch für wenige Minuten. Nur deeskalierendes Verhalten der Fans sowie Vereinsvertreter, Fanhilfe und Fanprojekt konnten schlimme Auseinandersetzungen verhindern.

Die Taktik der Polizei in Nordrhein-Westfalen, Fußballfans unter fadenscheinigen Gründen am Besuch von Fußballspielen zu hindern, hat eine unrühmliche Historie. Allein 2018 wurden tausende Fans aus Dresden, Kaiserslautern, Rostock, St. Pauli und Aachen am Spielbesuch gehindert. Darüber hinaus kam es zu völlig unverhältnismäßigen Polizei-Einsätzen gegen Fans von Schalke 04, Fortuna Düsseldorf oder auch Bayer Leverkusen.

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